Schloßprunn
Heldenepos durch Frauenaugen

Die Vorbereitungen für das Nibelungenschauspiel auf Burg Prunn starten - Aufführungen ab Pfingsten

29.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:12 Uhr
  −Foto: Schmied

Schloßprunn (DK) Ein ganzes Volk fiel ihrer Rachsucht zum Opfer.

Im Blut Tausender Menschen ertränkte sie den Schmerz über den Verlust ihrer Liebe. Dem, der sie ihr nahm, schlug sie selbst den Kopf ab: Königstochter Kriemhild, Gemahlin Siegfried des Drachentöters, dem Helden des Nibelungenlieds. Für jene, die die germanische Sage im Mittelalter zu Papier brachten und so eine der bekanntesten Heldenepen niederschrieben, ist die Edeldame nichts mehr als ein niederträchtiges Weib. Das Nibelungenschauspiel, das ab Pfingsten kommenden Jahres auf Burg Prunn inszeniert wird, präsentiert dagegen Kriemhilds ganz eigene Sicht auf ihr Leben und ihre Taten - und stellt damit eine kritische Auseinandersetzung der mittelalterlichen Legitimation von Gewalt dar.

So formuliert es Alexander Etzel-Ragusa, der künftige Veranstalter des Nibelungenschauspiels auf Burg Prunn, beim Pressetermin vor dem alterwürdigen Gemäuer, in dem einst der Prunner Codex, eine der ältesten Abschriften des Nibelungenlieds gefunden wurde. Nach vielen Hürden können die Arbeiten im Rittersaal nun starten, damit an Pfingsten alles bereitet ist für den Startschuss des Schauspiels. "Kriemhild bekommt bei uns zum ersten Mal die Möglichkeit, sich zu ihrer Schuld zu äußern", benennt er den Anspruch der Darbietung, bei der Schauspielerin Lisa Zeitter als Kriemhild deren Gefühle reflektieren wird - und das in eindrucksvoller Kulisse. Denn bei der Rückkehr des Schauspiels handelt es sich nicht um die Wiederholung jenes Stücks, das vor einigen Jahren auf Burg Prunn Erfolge feierte, sondern um eine völlig neue Produktion. Aufwendiger, tiefgreifender, intensiver könnte man wohl sagen, lauscht man den Ausführungen Etzel-Ragusas.

Hass und Liebe, Eifersucht und Rache: All das wird es geben. "Wie auch im echten Leben, nur etwas größer", so Etzel Ragusa. Natürlich gehören auch Drache und Schatz zur Sage um die Nibelungen, das nach seinen Worten die Urmutter der Fantasyliteratur sei. "Herzlich willkommen beim Original von Game of Thrones", sagte er in Anspielung auf die erfolgreiche Serie nach den Büchern von George R. R. Martin und gab damit einen Hinweis auf die Aufbereitung des Stücks. In der multimedialen Darstellung mit eindrucksvollen Videosequenzen und einer sieben Meter messenden Leinwand wird Kriemhild, gehüllt in ebenfalls neu konzipierte Kostüme und den überarbeiteten Text auf den Lippen, den "Film ihres Lebens" betreten. Ein Ansatz, der ein noch breiteres Publikum als bisher ansprechen soll.

Möglich macht die Neuinszenierung die Finanzierung aus mehreren Fördertöpfen, nicht zuletzt über das EU-Programm Leader. So waren auch Agnes Siglmaier von der Leader-Koordinationsstelle in Ingolstadt und Klaus Amann, Leader-Geschäftsführer im Landkreis Kelheim, bei dem Pressetermin anwesend. Bis zu diesem Treffen habe man einige Hürden überwinden müssen, so Stiglmaier. Unter anderem sei auszuschließen gewesen, dass eine Mehrfachförderung gegeben ist. "Jetzt kann die Arbeit beginnen", betonte sie und stellte in Aussicht: "Ich werde mit meiner Familie kommen. "

Insgesamt 35000 Euro seien an Leader-Mitteln zu erwarten, so Stiglmaier. Mit im Boot sitzen die Stadt Riedenburg, der Kreis Kelheim, der Bezirk, die Regierung von Niederbayern, der Naturpark Altmühltal, der Tourismusverband und die Schlösser- und Seenverwaltung als Hausherrin von Burg Prunn. Um eine Förderung aus dem bayerischen Kulturfonds zu bekommen, war diese durchgängige Beteiligung von Kommune bis Regierung nötig. Die Schlösser- und Seenverwaltung stellt den Rittersaal kostenlos zur Verfügung und wird die Inszenierung bewerben. Die Stadt Riedenburg beteiligt sich mit 10000 Euro sowie Marketingmaßnahmen, wie Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) erklärte. "Ich freue mich, dass es weitergeht, und wünsche mir viele Besucher für das Schauspiel, vor allem Schüler", sagte er.

Auch Kelheims Landrat Martin Neumeyer (CSU) verlieh seiner Freude Ausdruck und verriet, dass mit der Rückkehr der Nibelungen auf Burg Prunn ein Herzenswunsch für ihn in Erfüllung gegangen sei. "Es ist etwas ganz Besonders, was wir hier haben, gerade in Hinblick auf den geschichtlichen Bezug. Darauf können wir stolz sein. " Nach der langen Planungsphase könne nun die Realisierung beginnen. Der Startschuss fällt dann am Pfingstsonntag, 31. Mai. Das Schauspiel wird bis zum 3. Oktober an allen Sonn- und Feiertagen aufgeführt, bei Bedarf gibt es mehr Vorstellungen, so Etzel-Ragusa. Gruppen und Schulklassen können die Aufführung zu Wunschzeiten buchen. Sobald eine Buchung möglich ist, wird dies bekannt gegeben.

Kathrin Schmied