Hilpoltstein
Heiter bis wolkig

Zwischenbilanz der Urlaubssaison: Der Trend geht zu Spontanreisen – Dauerbrenner Minigolf

14.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

Ob Wolken oder Sonnenschein, ob Jung oder Alt: Die Minigolfanlage am Rothsee ist immer gut besucht. An besonders guten Tagen kann es sogar vorkommen, dass die Schläger ausgehen - Foto: Burgstaller

Hilpoltstein (HK) Kaum eine Branche ist so wetterabhängig wie der Tourismus. Gerade in Urlaubsgebieten wie der Rothseeregion haben Fahrradverleiher, Gastronomen und Hoteliers deshalb ein ständiges Auge auf den Wetterbericht. In diesem Jahr sieht ihre Bilanz bislang gut aus – außer die der Vermieter von Ferienwohnungen.

„Ich kann es mir nicht erklären“, sagt Renate Schwing aus Zell. Sie besitzt zwei Ferienwohnungen in Zell und hatte bisher ungewöhnlich wenige Urlauber. „Juni und Juli keine Nachfrage“, sagt sie ratlos. Dabei sei der Juli sonst immer ihr stärkster Monat. Zwar sei sie mittlerweile auch bis Mitte August ausgebucht, aber befriedigend sei diese Saison nicht gestartet.

Ganz ähnlich erlebten Elfriede und Oskar Schmidt den Start der Urlaubszeit. Das Ehepaar vermietet Ferienwohnungen in Hilpoltstein und berichtet von einem etwas schlechteren Start im Vergleich zum Vorjahr. „Mir ist aufgefallen, dass es in diesem Jahr viele Durchreisende gibt“, sagt Oskar Schmidt. Und Ferienwohnungen seien eben für Urlauber attraktiv, aber nicht für die, die nur eine Nacht bleiben.

„Wir stellen fest, dass die Leute spontaner geworden sind und kurzfristig nach Unterkünften fragen“, sagt Anne Landmann beim Landratsamt zuständig für Kultur und Tourismus. „Gerade, wenn man abends über den Hilpoltsteiner Marktplatz läuft, sieht man die vielen gelben Kennzeichen. Am nächsten Morgen sind die schon wieder weg“, bestätigt Christoph Raithel vom Amt für Kultur und Tourismus der Stadt Hilpoltstein.

Diese Beobachtung hat auch der Pächter der Hilpoltsteiner Hotels Zur Post und des Schwarzen Roß, Mike Miemczyk, gemacht. Zwar seien bei ihm auch heuer die jeweils 14 Zimmer in Post und Roß immer gut belegt, jedoch meist nur für eine Nacht: „Langzeiturlauber gibt es kaum mehr, die meisten sind auf der Durchreise nach Italien oder Österreich.“ Ein Umstand, der dem Gastronomen zwar nicht gefällt, aber den er durchaus nachvollziehen kann: „Wir sind eben keine Urlaubsregion und der Brombachsee ist meiner Meinung nach attraktiver als der Rothsee.“

Dass die Rothseeregion bei Urlaubern nicht beliebt ist, können Raithel und Landmann nicht bestätigen. „Gefühlsmäßig war der Start ins Jahr nicht schlecht“, sagt Anne Landmann. So sei in diesem Jahr die Zahl der Übernachtungen mit knapp über 104 000, bezogen auf Hotels und Pensionen, schon um 1,3 Prozent höher, als die im vergangenen Jahr. Und obwohl beide Experten von zu frühen Prognosen abraten – schließlich seien die Ferien noch nicht vorbei – sind sie positiv gestimmt. „Es ist einiges los, das gute Wetter bringt uns viele Busgruppen aus Norddeutschland. Die buchen gerne Stadtführungen, auch das ist erst in den letzten Jahren verstärkt aufgekommen.“ Außerdem seien heuer wieder viele Fahrradfahrer unterwegs.

So ist es kein Wunder, dass auch Irmgard Herzog vom Fahrradverleih am Rothsee bei Heuberg mit der laufenden Saison durchaus zufrieden ist. Das liege aber auch daran, dass das vergangene Jahr kein gutes war: „Zu viel Regen und zu kalt“, fasst sie zusammen, „wenn’s regnet, fällt alles ins Wasser“. Den Trend zur Spontaneität habe auch sie schon bemerkt. Der sei aber für den Fahrradverleih positiv zu bewerten: „Die Leute machen sich nicht mehr die Mühe, ihre eigenen Fahrräder umständlich aufs Autodach zu hieven, da wird schnell weggefahren und hier ein Rad ausgeliehen.“ Durchschnittlich seien – an guten Tagen – rund 24 der 33 Räder ausgebucht. „Recht beliebt sind die Rikschas, die sind quasi immer weg“, sagt sie.

Nicht übermäßig angetan von der laufenden Ferienzeit ist Thomas Ern, der Betreiber des Gasthauses Rothsee. „Aber“, sagt er mit einem Fingerzeig, „es läuft besser als im letzten Jahr“. Bei gutem Wetter würden an einem Sonntag rund 1000 Essen über seine Theke gehen. Bei schlechtem Wetter gehe fast nichts. „Das Geschäft ist eben so, wie das Wetter ist“, sagt der 46-Jährige.

Diese Aussage würde hingegen Jana Büttner, die an der Minigolfanlage am Rothsee arbeitet, so nicht unterschreiben. „Die Leute wollen immer Minigolf spielen, ob Sonnenschein oder Wolken.“ Und tatsächlich: Obwohl sich die Sonne in der vergangenen Woche häufig hinter dicken Wolken versteckte, kamen die Leute zahlreich und sogar von weiter weg. „Wir haben das heute mit einer Fahrradtour verbunden“, sagen Cordula und Patrick Christgau aus Nürnberg. Viele Besucher aus Roth, Thalmässing oder Eckersmühlen haben es ihnen gleich getan. „Obwohl die nächste Minigolfanlage in Allersberg ist, kommen sogar viele Allersberger zu uns. Wahrscheinlich, weil wir nicht die normalen Betonbahnen haben“, mutmaßt Büttner. An richtig guten Tagen könne es sogar vorkommen, dass alle Schläger vergriffen sind. „Da müssen die Leute warten, bis sie spielen können. Das Wetter ist – solange es nicht kräftig regnet – egal. Hier herrscht immer Hochbetrieb.“

Allerdings: Für eine endgültige Bilanz halten alle Befragten es noch zu früh, schließlich stünden August und September noch aus.