stadtgeflüster
Heiße Ware auf heißen Reifen

08.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:53 Uhr

(reh) Als Autofahrer hat man es nicht leicht.

Das hängt natürlich in erster Linie damit zusammen, dass einem nur noch Vorschriften gemacht werden. Freie Fahrt für freie Bürger gilt längst nicht mehr. Inzwischen wird einem die Reise durch eine Großstadt schon wegen des Besitzes eines normalen Dieselautomobils verboten - dabei haben wir den Heizöl-Ferrari noch nicht einmal aus der Garage gefahren. Und so reiht sich Problem an Problem, äh, Herausforderung an Herausforderung, wie es im "Managersprech" heißt.

Und um all den Ärger auf zwei Achsen überhaupt erleben zu können, ist man noch gezwungen, jedes halbe Jahr die große Reifenrochade vorzunehmen. Zugegeben, am vergangenen Wochenende konnte man die winterliche Ausstattung tatsächlich brauchen. Aber weite Teile der dunklen Jahreszeit gondelt unsereins in diesen Breiten doch mit in schweißtreibender Arbeit umsonst draufgeschraubten Stollen auf den Felgen herum. Oder man fragt sich von Oktober bis Ostern, warum wieder so viel Geld für den Reifenwechsel beim Autodienstleister des Vertrauens draufgegangen ist.

Da ist es nicht einmal ein Trost, dass das so selten genutzte Wintergeläuf für den Wagen nur preisgünstige Standardware auf Metallfelgen ist. Aber mit rein schwarzen Felgen will dann doch kaum jemand ein halbes Jahr unterwegs sein - besonders im schicken Ingolstadt, wo die im Blickfeld konkurrierenden Alufelgen ja weiter verbreitet sind als andernorts. Also braucht es Zierblenden.

Doch da beginnt ja schon wieder der Ärger. Zumindest bei einem Redaktionsmitglied, bei dem die jüngsten Radwechselmanöver wahrlich frustrierend verliefen. Im Sommer riss eines der von den Autobauern inzwischen zwangsverordneten Felgenschlösser als Ersatz für eine Radmutter aus. Also war der Gang zur Werkstatt des Vertrauens nötig, die alle Felgenschlösser gegen eine kleine Aufwandsentschädigung entfernte. So weit, so gut.

Beim umgekehrten Akt, also der Umstellung auf Winterreifen, fehlte durch die vorangegangene Aktion nun auf mysteriöse Weise eine der Zierblenden, welche die erwähnte kahle schwarze Felge etwas kaschieren sollte. Wo war die nun wieder? Unauffindbar.

In der Not kam nun ein Ersatzmodell eines völlig anderen Autoherstellers zum Einsatz und zierte über Wochen auffällig den Wagen. Bis jetzt zum Schneewochenende, mit dem über Nacht ein merkwürdiger Langfinger auftauchte. Denn der hatte es auf die nun wahrlich nicht luxuriösen und zudem wild gemixten Zierblenden abgesehen und zog sie herunter. Die heiße Ware wird sich wahrscheinlich nun ein anderer auf vielleicht auch heiße Reifen montieren und damit durch den Winter gondeln. Sei's drum. Wir montieren ohnehin bald wieder den Sommer aufs Auto.