Heimspiel für Leonhardsberger

10.12.2016 | Stand 23.09.2023, 2:44 Uhr

Ingolstadt (dk) Da Billie Jean ist zurück: Stefan Leonhardsberger hat sich als Schauspieler am Ingolstädter Stadttheater und singender Kabarettist in der Schanz längst einen Namen gemacht. Kein Wunder also, dass bei seinem Auftritt in der Halle neun in Ingolstadt fast kein Stuhl leer bleibt. Zu Recht. Denn Leonhardsberger beweist wieder einmal, warum er der geborene Entertainer ist.

„Trinkt's Euer Bier und vergesst's Eure Sorgen.“ Mit diesen Worten kündigt der Österreicher sein Musikkabarett "Da Billie Jean is' ned mei Bua" an. Und wirklich: Wer an diesem Abend aus irgendeinem Grund schlecht gelaunt war, hat dies innerhalb kürzester Zeit vergessen. Leonhardsberger verbreitet mit seinem spitzbübischen Charme und seinem grandiosen Sidekick Martin Schmid so gute Laune, dass sich spätestens nach den ersten zehn Minuten auf jedem Gesicht ein Grinsen breit macht. 

Leonhardsbergers Konzept ist so genial wie einfach: Er nimmt bekannte Popsongs und übersetzt die Lyrics mal auf tragische, mal auf witzige Art und Weise in Österreichische - Schmäh inklusive. So wird aus Bruce Springsteens "The River" eine Hommage an den Almsee in Leonhardsbergers oberösterreichischer Heimat, "Summertime Sadness" von Lana Del Rey wird eine flammende Klage gegen die Sommerzeitumstellung. Und selbst vor seinen Landsmännern macht der Kabarettist nicht halt: "Irgendwann Bleib I Dann Dort" von STS dichtet er um in "Übermorgen Geh I Dann Fort", ein Auswanderungslied eines frustrierten Griechen. Da soll noch jemand sagen, aktuelle Europa-Politik kann nicht lustig sein.

Der rote Faden des Abends ist aber die Geschichte von Leonhardsbergers Freund, dem Frauenhelden Tonic, der ungewollt Vater des kleinen Billie Jean wird. Immer wieder spinnt der Österreicher die Vater-Sohn-Geschichte weiter, stets begleitet von seinem Gitarristen Schmid. Während Leonhardsberger mit Stimme und Verve alle mitreißt, tritt der Augsburger zurückhaltender, aber nicht weniger unterhaltsam auf. Wie einem begnadeten Pantomimen gelingt es ihm, das Publikum mit seiner Mimik, Gestik und Körperhaltung in großes Gelächter ausbrechen zu lassen. 

Und selbst wenn das Duo einmal nachdenklichere Töne anschlägt, lässt es seine Zuschauer nie lange in der Melancholie verweilen. "Wir zerren Euch aus jedem schwarzen Loch raus!", ruft Leonhardsberger, als er für die zweite Zugabe zurück auf der Bühne erscheint. Da scheint es wenig verwunderlich, dass ihn das Publikum am Konzertende fast gar nicht gehen lassen möchte. Man kann nur hoffen, dass dieser Gute-Laune-Garant den Ingolstädtern noch lange erhalten bleibt.

 

Jessica Roch