Heimatverein braucht Platz für 100 000 Exponate

10.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:26 Uhr

Bei allem Ernst über die Abschiedsumstände des Biohistoricums nahmen die Stadträte den zurückgebliebenen Fundus auch mit Humor. Horst Gutjahr und Fritz Goschenhofer zeigen hier Pferde- und Affenschädel aus der biologischen Sammlung. - Foto: r

Neuburg (r) Der Historische Verein Neuburg darf seine Depoträume in der Bahnhofstraße und in der Lassignykaserne weiterhin nutzen. Das entschieden die Stadträte nach Ortstermin in einer nichtöffentlichen Sitzung des Finanzausschusses.

Vor allem die frühere Landwirtschaftsschule, ehemals auch HJ-Heim, platzt aus allen Nähten. 35 000 von rund 100 000 Exponaten des Heimatvereins schlummern dort in Kisten und Kartons. Vom ersten eisernen Hochrad in Neuburg über Steinlöwen der Hutzeldörre bis zur (1945 abmontierten) Haustüre des Dunzenbäckers ruhen dort allerlei Zeugnisse der Neuburger Heimatgeschichte.

Immer wieder überlassen betagte Bürger dem Verein Nachlässe der Vorfahren. Ganze Fotoalben und Schriftdokumente gingen zur 2008 geplanten Ausstellung über die Zeit von 1918 bis 1948 ein. "Es wäre ein Skandal, wenn wir diese Hinterlassenschaften unserer Bürger wegwerfen würden", sagte Vereinsvorsitzender Roland Thiele den Stadtpolitikern. Von Entsorgen kann auch keine Rede sein, die Stadträte genehmigten die weitere Nutzung des Depots. Allerdings steht für OB Bernhard Gmehling fest, "dass dieses städtische Gebäude als Lager zu schade ist". Das heißt, langfristig, solle der Historische Verein die Bahnhofstraße verlassen und eine Sanierung des Hauses angestrebt werden. Hauptsitz des Vereins sind Weveldhaus und Loiblhaus. Mit dem vom Bund angemieteten Raum in der Lassignykaserne darf Roland Thiele auch weiterhin rechnen, die Stadt übernimmt die Miete. Dort lagern archäologische Funde aus Stadt und Landkreis. Wenn das Landesamt für Denkmalpflege einen Doktoranden zur Auswertung beauftragen würde, so Thiele, dann könnte man das Lager danach auflösen.

Der Verein beherbergt einen beachtlichen Bücherschatz, darunter die Bibliothek des berühmten Fünfzehnerregiments. Die Tauschaktionen mit anderen Vereinen laufen immerhin schon seit 1840. Heute steht man mit 100 Tauschpartnern in Verbindung. Im Hof eines Steinmetz ruht ferner noch die Steinsammlung des Vereins. Etwa 80 Prozent des Gesamtbestandes sind katalogisiert.

Ein städtisches Gebäude zwischen Landratsamt und Lassignykaserne kommt – obwohl von Roland Thiele nicht geschätzt – als neues Depot in Frage. Noch warten dort die Buchbestände des aufgelösten Biohistoricums auf Abholung. Ein naturkundliches Museum in Bonn will die Bestände übernehmen.

Abnahme bis Juni 2007 war zugesagt. Die Stadträte beauftragten OB Bernhard Gmehling, mit einem Brief Geschäftsführer Walter Irber zur sofortigen Räumung des Lagers aufzufordern.