Ingolstadt
Heimatlos in der Stadtmitte

14.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:09 Uhr

Auslaufmodell? Das Kinderhaus an der Sebastianstraße muss möglicherweise bald umziehen. Wenn das alte Krankenhaus abgerissen wird, ist davon vermutlich auch das bisher genutzte Gebäude betroffen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Bürgerhilfe sucht verzweifelt nach einem neuen Heim für 64 Kinder: Ihr Kinderhaus an der Sebastianstraße muss umziehen, denn das bisherige Gebäude soll wohl abgerissen werden.

Im alten städtischen Krankenhaus ist momentan noch das Altstadtzentrum, ein Pflegeheim des Krankenhauszweckverbands, zu Hause. Das wird aber in ein neues Gebäude neben dem Klinikum umziehen. Dadurch gerät die Zukunft einer Kindertageseinrichtung (Kita) der Bürgerhilfe ins Ungewisse: Auf dem Areal ist nicht nur das Seniorenheim angesiedelt, sondern auch das Kinderhaus. Das ehemalige Waschhaus des früheren Krankenhauses beherbergt die Kita seit 1984. Das Kinderhaus mit seinen altersgemischten Gruppen ist somit eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art in Bayern. Aktuell laufen zwar lediglich die Planungen für den Neubau auf dem Gelände des Klinikums, in dem das Seniorenzentrum letztlich neu eingerichtet werden soll. Bis zum tatsächlichen Umzug ist somit noch Zeit.

Allerdings plant die Stadt, das alte Gemäuer nach dem Umzug mindestens teilweise abzureißen. Daher braucht die Bürgerhilfe ein neues Domizil für ihre Kita. "Wir suchen und suchen", berichtet Sabine Pfeffer. Die Geschäftsführerin der Bürgerhilfe kann auf eine lange Liste an Vorschlägen zurückblicken: Die Röss-Villa an der Östlichen Ringstraße stand zur Debatte, genauso die Kaufmann-Villa an der Nördlichen Ringstraße. "Die Planungen mit der Kaufmann-Villa sind geplatzt, als wir kurz vor dem Einzug standen", erinnert sich Pfeffer. Selbst für einen Neubau auf dem Gießereigelände gab es schon Pläne. Aber alle Optionen sind bisher gescheitert.

"Das Klinikum macht uns keinen Druck. Wir haben keine Deadline, bis wann wir aus dem Gebäude raus müssen", stellt Pfeffer klar. "Aber wir möchten draußen sein, bevor die Umbaumaßnahmen richtig losgehen." Anfang vergangenen Jahres zeigte sie sich noch optimistisch, aber inzwischen sieht sie die Lage etwas anders. "Wir suchen dringend und händeringend nach einem neuen Haus", sagt Pfeffer seufzend. Dabei legt die Bürgerhilfe Wert darauf, im Stadtkern zu bleiben: "Der Standort Stadtmitte soll erhalten bleiben, damit wir dort den Bedarf decken können."

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. "Das wird in der Innenstadt schwierig sein", meint Tobias Schönauer. "Zumal die Immobiliensituation in der Stadt sowieso angespannt ist." Es gebe zwar schon ein paar Liegenschaften, aber der Stadtheimatpfleger zweifelt an deren Eignung. "Für eine Kita in der Größenordnung wird das nicht leicht." Pfeffer lässt sich dennoch nicht entmutigen. "Langsam verzweifeln wir zwar wirklich, aber wir hoffen dennoch", sagt sie. Inzwischen hat die Stadtratsfraktion der Grünen einen Antrag an Oberbürgermeister Alfred Lehmann gestellt. "Man muss sich für diese Einrichtung etwas überlegen", begründet Fraktionschefin Petra Kleine die Entscheidung. "Man muss sich aktiv um eine Lösung bemühen." Daher fordert die Grünen-Fraktion, dass die Stadt die Bürgerhilfe bei der Suche unterstütze.

"Die Stadt hilft uns stark", berichtet Sabine Pfeffer. "Wir bekommen positiven Zuspruch, und die Verwaltung bemüht sich sehr." Von Seiten der Eltern erhält sie ebenso Rückhalt. "Natürlich gibt es auch Fragen. Einige Eltern haben Angst, dass es in der Stadtmitte bald keine Kindertagesstätte mehr gibt." Zwar will sie auf keinen Fall aufgeben. Aber die Geschäftsführerin der Bürgerhilfe blickt momentan in eine ungewisse Zukunft für die Kita: "Wir haben aktuell keine weitere Idee, wo wir hin können."