Greding
Heimat ist Gemeinschaft

"Sprache im Fluss": In Kooperation mit der Katholischen Universität drehen Mittelschüler Filme

14.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

Heimatbilder aus Greding haben Schüler gedreht. Begleitet von Dozenten und Lehramtsstudenten aus Eichstätt entstanden so drei Filme im Rahmen des Projekts „Sprache im Fluss“, die am Sonntag in der Schule erstmals gezeigt wurden - Foto: Wilcke

Greding (HK) Was ist Heimat? Ist es ein Ort? Oder doch eher ein Gefühl? Gredinger Volksschüler haben sich dem schwierigen Begriff nun filmisch genähert. Mit Unterstützung der Katholischen Universität Eichstätt produzierten sie insgesamt drei Filme. Am Sonntag hatten sie Uraufführung.

Greding ist gleich Tankstelle und McDonald’s? So sehen das zumindest viele der Durchreisenden der Autobahn 9, die an Greding vorbeiführt. Greding ist für sie meist nur eine Station zum Tanken oder Rasten auf dem Weg vom Gardasee nach Hause. Dass sich der Blick hinter die Autobahnleitplanke dennoch lohnen kann, haben einige Gredinger Mittelschüler mit der Unterstützung der Universität Eichstätt demonstriert. Sie haben sich in drei Filmen die Frage gestellt: Was ist Heimat – und welche Rolle spielt der Dialekt dabei?

„Wir reden halt, wie wir reden“, sagt der Gredinger Bürgermeister Manfred Preischl. Tatsache aber ist, dass viele Menschen überhaupt keinen Dialekt mehr verstehen. Entweder, weil sie zu Hause keinen Dialekt mehr sprechen. Oder, weil sie aus einer anderen Region stammen. Die Eichstätter Uni macht sich mit dem Dialektprojekt „Sprache im Fluss“ auf die Spur des ursprünglichen Redens, es ist ein Drittmittelprojekt der Regionalinitiative Altmühl-Jura und des Kultusministeriums.

Gerade die Stadt Greding, mit ihren Gemeindeteilen bis hart an die Grenze zum Landkreis Eichstätt, ist bei diesem Thema ein wahrer Grenzgänger: Spricht man hier mittelfränkisch? Oder fühlen sich die Gredinger sprachlich eher zu den Oberbayern hingezogen? Preischl sagt schlicht: „Wir reden Gredingerisch.“

„Für unsere Gruppe bedeutet Heimat Gemeinschaft“, erklärt die Studentin Katrin Kästner. Die angehende Lehrerin hat mit ihrer Kollegin Susanne Scharpf fünf Achtklässler bei der Produktion des zweiten vorgeführten Filmes betreut und begleitet. „Dann sind die Schüler schnell darauf gekommen, dass Gemeinschaft am besten in Vereinen gelebt wird“, sagt Kästner, wobei Susanne Scharpf hinzufügt: „Hier in Greding ist ja auch fast jeder in einem Verein.“

Ihr neunminütiger Film stellt drei Möglichkeiten vor, um sich in Greding sportlich zu betätigen, es gibt Angebote für Jung und Alt. Typisch für die Faschingshochburg Greding ist natürlich der Gardetanz. Mädchen von 6 bis 15 Jahren lernen hier, wie man das Tanzbein zu Fasching richtig schwingt. Mit dem Gredinger Hallenbad bietet die Gemeinde in Verbindung mit den Gymnastikkursen der Volkshochschule vor allem für Ältere eine Möglichkeit, um Sport zu treiben. „Dann haben unsere fünf Schüler noch das Kinderturnen vorgeschlagen“, sagt Susanne Scharpf. Und so hat die Gruppe mit der Kamera auch die Turnstunden des TSV Greding besucht.

Die drei Tage zur Produktion des Films haben den Schülern sichtlich Spaß gemacht. „Vor allem die verpatzten Szenen sind richtig lustig“, verrät Regieassistent Johannes Ochsenkühn. „Manche Szenen haben wir fünf-, sechsmal gedreht und am Schluss mussten dann alle lachen.“ Der Achtklässler weiß nun aber auch, „dass hinter einem Film richtig viel Vorbereitung steckt“.

Die beiden anderen Filme behandeln die Frage, wer die Gretel auf dem Wappen der Stadt ist und woher sie stammt – und eben die Zugehörigkeit zu Franken oder Bayern.

Mit der Filmvorführung in Greding neigt sich der „Sprache-im-Fluss-Kulturkalender seinem Ende zu. Greding ist eine von elf Gemeinden aus dem Altmühl-Jura-Raum, die eine Veranstaltung zu dem Projekt beiträgt. Bis zum 21. Mai läuft außerdem noch ein Literaturwettbewerb. Egal ob ein Gedicht oder eine Geschichte die Verbundenheit zur Heimat ausdrückt, alles ist gerne gesehen. Sämtliche Ergebnisse aus den vielen Veranstaltungen in diesem Jahr werden anschließend zu einem Sprachatlas mit Tondokumenten zusammengefasst. So bleiben Dialekte und die Heimattraditionen für spätere Generationen erhalten.