Heimat - hier und dort

14.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr

15 Über Jahre war ich in Exerzitien im Schloss Fürstenried.

In der Pause bin ich gern mit Kollegen über den benachbarten Waldfriedhof gegangen. Eines der Gräber haben wir regelmäßig aufgesucht. Da steht ein Birkenkreuz und auf einer Tafel: "Hier ruht in Frieden mein geliebter Alois - unterwegs wie immer". Unterwegs sein heißt in diesem Fall: Er hatte eine Heimat, wohin er immer zurück konnte, auch wenn er anscheinend sehr freiheitsliebend war. Also müssten wir sagen: Er war ein glücklicher Mensch.

Heimat haben heißt: Heimkommen dürfen, aufgehoben sein. Heimat ist mehr, als die vertraute Landschaft, mehr als ein unverwechselbarer Dialekt. Heimat ist auch Gedächtnis an Menschen. Auch wenn Leute weggezogen sind: Eine gewisse Sehnsucht nach der Heimat aus Kindertagen bleibt. Das erfahren wir sogar von Migranten, die in unser Land gekommen sind, um Sicherheit zu finden oder damit es ihnen wirtschaftlich besser geht. Viele haben Sehnsucht nach ihrer zurück gelassenen Familie und nach ihrer Heimat.

Für einen Christen reicht aber dieser Begriff "Heimat" noch viel weiter. Der Apostel Paulus schreibt seiner jungen Christengemeinde in Korinth: "Fern von Gott leben wir wie in der Fremde, weil unsere wahre Heimat bei ihm ist. " Angelus Silesius (1624-1677) sah als Theologe und Lyriker das ganze Leben als ein vorläufiges Unterwegssein und er deutet damit hin auf die ewige Heimat bei Gott. Seine Antwort auf die Frage, wohin wir denn mit unserem Leben eigentlich gehen, finden wir heute auf manchem Kalenderblatt und in vielen Spruchsammlungen. Er sagt: "Wohin auch immer wir gehen, wir gehen nach Hause. " Beherzigen Sie das im Zugehen auf das Weihnachtsfest: Ich habe eine Heimat hier und dereinst auch dort. Ist nicht auch das ein kleines Glück, das wir uns mit keinem Geld der Welt kaufen können?

Johann Braun, Pfarrer

in St. Laurentius, Wolnzach