Schrobenhausen
Heilpraktikerin: Gutachterausschuss am Zug

Jetzt wird geprüft, ob die Erlaubnis zur Berufsausübung Bestand hat - Staatsanwalt ermittelt noch

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:48 Uhr
Vom "Geschäft mit dem Krebs" ist in einem Beitrag die Rede, der in Stern TV lief. Darin werden schwere Vorwürfe gegen eine Schrobenhausenerin erhoben. Ihre Praxis war gestern geschlossen. −Foto: Richter/De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Der Gutachterausschuss des Bayerischen Gesundheitsministeriums wird sich demnächst mit dem Fall der Schrobenhausener Heilpraktikerin beschäftigen, die im Verdacht steht, unwirksame Heilmittel samt unerlaubten Heilversprechen zu überhöhten Preisen an Krebspatienten verkauft zu haben, verbunden mit dem Hinweis, dass eine konventionelle Chemotherapie die Wirksamkeit des Präparats schwäche.

In mindestens einem Fall hatte darauf nach Informationen des RTL-Magazins "Stern TV" eine krebskranke Frau ihre Chemotherapie abgebrochen. Die Schrobenhausener Heilpraktikerin pendelte in einem Fall zur Diagnose eine Stern-TV-Reporterin aus, die vorgab, wegen einer erfundenen krebskranken Freundin da zu sein.

 Ein Fall für die Behörden, zumal die Heilpraktikerin wie auch ihre Tochter Professorinnen-Titel führten, die sie mutmaßlich nicht für wissenschaftliche Leistungen an anerkannten Universitäten bekommen hatten. Auch auf der Homepage der Schrobenhausener CSU und auf Briefköpfen der örtlichen CSU-Frauenunion, für die sich die Heilpraktikerin seit Jahren ehrenamtlich engagiert, hatte sie den Titel geführt. Inzwischen ist der überall gelöscht worden, auch auf der Homepage der Praxis, in der sie aber offenbar weiter praktiziert.

Zumindest steht das Auto der Heilpraktikerin mit schöner Regelmäßigkeit vor ihrer Praxis, Leser unserer Zeitung weisen immer wieder darauf hin, verbunden mit der Frage nach dem Stand des Verfahrens. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt mit, dass die Ermittlungen noch am Laufen seien. Über die Dauer dieser Phase traf ein Sprecher der Behörde keine Aussagen.

Gut eine Woche nach der Ausstrahlung des ersten Stern-TV-Beitrags war es zu einer Durchsuchung der Praxis gekommen. Nach Informationen unserer Zeitung führt die Spur auch in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo die Heilpraktikerin ebenfalls tätig gewesen sein soll.

Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen hat parallel eine Untersuchung eingeleitet, die klären soll, ob die Heilpraktikerin die Lizenz zur Ausübung ihres Berufs weiter behalten darf oder ob sie ihr entzogen werden muss. Das Verfahren ist kompliziert. "Vor der Zurücknahme einer Heilpraktikererlaubnis durch die Kreisverwaltungsbehörde ist ein Gutachterausschuss anzuhören", teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage mit. Die Anhörung sei geboten, "wenn es sich um Fragen der fachlichen Eignung oder beruflichen Zuverlässigkeit handelt". Dafür müsse das Landratsamt über die Regierung von Oberbayern den Gutachterausschuss um eine Stellungnahme bitten.

Genau das ist jetzt erfolgt, wie ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums bestätigt. Der Gutachterausschuss wird jetzt einen Termin suchen und den Fall prüfen. Wann das passiert, ist zurzeit noch offen.

 

Ute De Pascale