Eichstätt
Heilige am Haken

Gestern wurden die steinernen Bistumspatrone von der Westfassade des Doms abgenommen

28.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

Der heilige Wunibald schwebt über den Dingen (oben) – genauer gesagt wird er gerade auf einen Lastwagen umgehoben. Seine Schwester, die heilige Walburga (unten links) hat sich erfreulicherweise leicht aus ihrer Verankerung hoch oben auf der Westfassade des Doms heben lassen. Zwischendurch gibt es für die edlen Statuen aus Juramarmor eine kurze Pause auf dem Pflaster der Residenzstraße - Fotos: aur

Eichstätt (EK) Dass Heilige in höheren Sphären schweben, ist hinlänglich bekannt. In Eichstätt aber war das gestern wörtlich zu nehmen: Mit großem Aufwand wurden die steinernen Figuren der Bistumsheiligen und der Muttergottes mithilfe eines Autokrans vom Westportal des Doms geholt.

Ganz oben auf der monumentalen Westfassade, in den Jahren 1716 bis 1718 von Gabriel de Gabrieli errichtet, ist der Platz von Willibald, Walburga, Wunibald und Richard sowie der Muttergottes mit Jesuskind. Mitte der 1990er Jahre waren die Heiligen schon einmal abgenommen worden, im Rahmen der Generalsanierung der Westfassade. Damals wurden die Statuen aus Juramarmor komplett mit Kunstharz getränkt; nach damaligem Stand der Technik sollte das ihre Haltbarkeit sicherstellen. 1998 kamen sie auf ihre Sockel in schwindelnder Höhe zurück. Inzwischen stellte sich aber heraus, dass die Harz-Methode wohl doch nicht der Weisheit letzter Schluss war – das Harz macht anscheinend den Stein spröde. Die Sockel werden rund um die Verschraubungen rissig. Der heilige Willibald musste schon 2010 herabgeholt und untersucht werden. Gestern nun folgten die anderen vier Figuren. Die Projektleiter vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt, Rudolf Wittmann und Marianne Gremmelspacher, sowie Statiker Bernd Mittnacht werden den Winter über an einer dauerhaften Lösung für das Befestigungsproblem arbeiten.

Die Figuren, jede zweieinhalb bis drei Tonnen schwer, wurden mit größter Sorgfalt von Steinmetz Boris Rycek aus Würzburg und seinem Team abgenommen und werden nun in der Halle eines lokalen Baubetriebs gelagert. Im nächsten Jahr kehren sie zurück.