Ingolstadt
Heftiger Gestank sorgt für Unruhe in Ingolstadt

Anwohner befürchten austretendes Gas und alarmieren die Feuerwehr

04.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Martin Adamczyk
Quelle des Gestanks? Das Tanklager der Transalpinen Ölleitung in Desching. −Foto: Schalles/Archiv

Ingolstadt (DK) Ein starker Geruch nach faulen Eiern im Stadtgebiet sorgte gestern Vormittag für Unruhe in der Bevölkerung. So gingen bei der Berufsfeuerwehr mehrere Anrufe besorgter Bürger ein, die austretendes Gas in ihrer Umgebung vermuteten. Doch wie sich herausstellte war nicht Gas die Ursache der Geruchsbelästigung, sondern vermutlich Rohöl.

Wie die Feuerwehr auf Nachfrage mitteilte, meldeten sich am Morgen zunächst Anrufer  aus dem Osten der Stadt, die sich über den Geruch beschwerten und austretendes Gas in ihrer Straße befürchteten.    Im Lauf des Vormittags  war der Geruch dann auch im Stadtzentrum und im Westen deutlich wahrnehmbar, so Einsatzleiter Wolfgang Hadersdorfer. So rückte  die Feuerwehr  gegen 11 Uhr mit mehreren Einsatzfahrzeugen in die Linné-/ und Schmalkaldenstraße im Westviertel aus. Wie sich  herausstellte, handelte es sich jedoch in allen Fällen um falschen Alarm.
 
 Gerade im Westviertel hatten Anwohner einen Austritt von Gas befürchtet, war doch erst im vergangenen Dezember dort am Mühlweg  ein Haus durch eine Gasexplosion zerstört worden. Damals war bei Bauarbeiten  eine Gasleitung beschädigt worden, und es war zu einer Verpuffung im Keller des Gebäudes gekommen. Fünf Feuerwehrleute  sind seinerzeit bei dem Einsatz verletzt worden zwei von ihnen sind noch immer dienstunfähig. 
 
Auch der städtische Umweltreferent Rupert Ebner wurde gestern in der Sache aktiv. „Der Geruch war so stark, dass man ihn sogar im Lift im Rathaus wahrnehmen konnte“, sagte er gegenüber dem DK. Seiner Auffassung  nach sei die Quelle jedoch nicht, wie von vielen Bürgern vermutet, die Gunvor-Raffinerie im Osten der Stadt, sondern das benachbarte Öllager der Transalpinen Ölleitung (TAL) bei Desching, das sich auf dem Gebiet des Landkreises Eichstätt befindet. Nachfragen hätten jedoch ergeben, dass es in keiner der beiden Anlagen eine Störung gegeben habe. 
 
Dies bestätigt auch Susanne Ehrnthaler, Sprecherin der Gunvor-Raffinerie.   So seien  in der Raffinerie  mehrere Anrufe besorgter Bürger eingegangen.  Eine sofort durchgeführte interne Fehlersuche hätte jedoch keinen Hinweis auf  Störungen in der Anlage ergeben, betonte sie gegenüber dem DK.
 
Umweltreferent Ebner  vermutet  die Ursache des Gestanks im normalen Betrieb des Tanklagers der TAL. Immer, wenn in den Tanks der Anlage der Rohölpegel schwanke, entstünden   Gase, die auch austreten. Die Ursache dafür,  dass diese gestern offenbar  bis ins Stadtgebiet zogen, sieht er in der zurzeit  herrschenden Inversionswetterlage. Kalte Luft am Boden wird dabei von warmer Luft in höheren Schichten überlagert, was den Luftaustausch erschwere. Dazu komme die gestern  vorherrschende nordöstliche Luftströmung – nicht ungewöhnlich bei schönem Wetter in Ingolstadt. Zu einer möglichen Gesundheitsgefährdung  durch die austretenden Gase wollte sich Ebner nicht äußern. „Hier macht sicherlich auch die Dosis das Gift“,   so der Umweltreferent. Er setze sich bei der TAL derzeit für eine zusätzliche Reinigung des Gas-Luft-Gemischs aus den Tanks mit einer Art Wassersprühanlage ein. Hier sei er jedoch bislang bei den Verantwortlichen nicht weiter gekommen.
  
Beim für das Öllager der TAL in Desching zuständigen Landratsamt in Eichstätt gingen gestern keine Beschwerden wegen des Geruchs ein, wie Umwelt-Sachgebietsleiter Josef Graf auf Nachfrage sagte.   Auch  Pressesprecher Manfred Schmidmeier betonte, es habe seinen Erkenntnissen nach weder bei Gunvor noch TAL eine Störung gegeben. Laut Graf hätten bisherige Messungen durch das Landesamt für Umwelt in München ergeben, dass die Schadstoffgrenzwerte im Umfeld der Anlage  eingehalten werden. Der Geruch sei demnach nicht mit Gesundheitsgefahren verbunden, so Graf.  Möglicherweise sei Schwefelwasserstoff verantwortlich, der oft als Geruch nach faulen Eiern wahrgenommen werde. Trotzdem bemühe man  sich beim Landesamt für Umwelt derzeit um weitere Messungen.   Er rechnet damit, dass dies in den nächsten drei bis vier Monaten geschehe. 
     
Von den Verantwortlichen der  TAL  in München hieß es gestern Abend,  Auffälligkeiten  seien nicht festgestellt worden.  „Derzeit finden keine Arbeiten an ölführenden Systemen statt und auch keine Tankreinigungsarbeiten“, so Dirk Strack, Technical Assets Direktor TAL Deutschland. „Die Tankdächer sind nicht verschmutzt, so dass auch von hier keine Geruchsbelästigung ausgehen kann.“ 
 

Martin Adamczyk