Ingolstadt
Hausgeburt: Baby aus Gaimersheim wiegt 5240 Gramm

Ein Riesenglück

05.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:34 Uhr
Familie Sossa-Bittschi hat Zuwachs bekommen: Söhnchen Francisco wog bei der Geburt 5240 Gramm und war 62 Zentimeter groß. −Foto: Schattenhofer

Gaimersheim - Hebamme Jasmin Benecke wiegt Francisco: rund 100 Gramm hat er seit seiner Geburt am vergangenen Mittwoch abgenommen - aber er ist immer noch ein echter Wonneproppen. Es kommt ganz selten vor, dass Neugeborene so ein Gewicht erreichen wie er: Mit sage und schreibe 5240 Gramm und einer stattlichen Größe von 62 Zentimetern erblickte er am 30. September Licht der Welt - daheim im Wohnzimmer in Gaimersheim. Theresa Bittschi hatte sich für eine Hausgeburt entschieden - und alles lief wunderbar für Mutter und Kind.

 

Üblicherweise wird Frauen, die ein so extrem großes, schweres Kind erwarten, in Kliniken ein Kaiserschnitt angeboten. Aber Theresa Bittschi, 34 Jahre alt, ahnte nicht, was genau auf sie zukommen würde. "Mein Bauch war zwar riesig, aber auch nicht viel größer als bei der ersten Schwangerschaft." Mittags hatte die Frauenärztin bei der Ultraschall-Untersuchung noch rund 4000 Gramm ausgerechnet. "Ich hatte ihn aber schwerer eingeschätzt", sagt Hebamme Benecke.

Ihren ersten Sohn hatte Theresa Bittschi wie viele Frauen im Krankenhaus entbunden. Ignacio, inzwischen fast drei Jahre alt, kam mit 3800 Gramm zur Welt. Weil die Geburt unkompliziert verlaufen war, entschied die junge Frau sich bei der zweiten Schwangerschaft ziemlich früh für eine Hausgeburt. "Das hatte zunächst mit Corona nichts zu tun."

Als Erstes rief sie Hebamme Jasmin Benecke an. Später dann bestellte Theresa Bittschi im Internet ein Planschbecken für Kinder, das ganz offensichtlich gerne auch für andere Zwecke benutzt wird - nämlich als Geburtspool. "Als ich es angeklickt habe, sind auch gleich der Adapter für den Wasserhahn und ein Gartenschlauch aufgeploppt,", berichtet die frischgebackene Mutter.

Am 29. September setzten eine halbe Stunde vor Mitternacht starke Wehen ein. "Es ging gleich ordentlich los", erinnert sich die junge Frau. Ehemann Leonardo füllte das Planschbecken mit warmem Wasser. Eine Geburtsfotografin stand parat. Eine Stunde später war Hebamme Benecke zur Stelle. Als ihre Kollegin Birgit Eckl eintraf, war das Kind bereits zur Welt gekommen - um 2.12 Uhr. Der Kommentar der erfahrenen Hebamme: "Den will ich sofort wiegen." In ihrer mehr als 20 Jahre langen Berufslaufbahn sei ihr nie ein Baby mit so einem Geburtsgewicht begegnet.

Die Mutter selbst hat auch diese Entbindung als angenehm empfunden. "Mir war nicht klar, was er für ein Brummer war. Ich musste nicht einmal genäht werden", sagt Theresa Bittschi und erzählt von den Reaktionen anderer Mütter auf ihre Geschichte: Die meisten würden das Gesicht verziehen und "Aua" sagen.

Dass alles derart harmonisch und problemlos verlaufen ist, liegt wohl auch an dem Vertrauensverhältnis zwischen Schwangerer und Hebamme. "Es ist schön, wenn jemand eins zu eins für dich da ist", sagt die 34-Jährige. Jasmin Benecke ergänzt: "Wir bleiben auch da, wenn es länger dauert und lassen unsere Frauen nicht allein. Dann stricken wir eben Mützchen und Nabelschnurbändchen." In Ingolstadt sei eine große Zahl außerklinischer Geburten zu verzeichnen, meint sie: "Wir drei Hebammen vom Storchenteam haben rund 100 Hausgeburten pro Jahr. Es ist so schön: Frauen können es, wenn man sie lässt."

Warum ausgerechnet ihr Francisco so ein Wonneproppen ist, kann sich die 34-Jährige nicht so recht erklären. Sie und ihr Mann sind weder groß noch übergewichtig. "Ich habe mich ganz normal ernährt und hatte auch keine Schwangerschaftsdiabetes, die häufig ein Grund für besonders schwere Neugeborene ist." Allerdings erinnert sich Theresa Bittschi, dass sie als Baby bei der Geburt auch 4500 Gramm wog.

Francisco ist der ganze Trubel um seine Person egal. Beim Wiegen hat er etwas gequengelt, aber der Papa hat ihn schnell wieder beruhigen können. "Er ist ein braves, ruhiges und entspanntes Kind," sagt die Mutter und lächelt zufrieden.

DK

 

Suzanne Schattenhofer