Ingolstadt
"Hauptlast tragen die Kommunen"

Oberbürgermeister und Umweltreferent im Angesicht des Klimawandels

11.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:29 Uhr
  −Foto: Schmied, Kathrin

Ingolstadt (jhh) Der Sonderbericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen hat Ende vergangener Woche eindringlich auf die verheerenden Auswirkungen der Erderwärmung hingewiesen und einschneidende Maßnahmen zum Schutz des Erdklimas eingefordert.

Dies ist allerdings nicht in erster Linie eine Aufgabe der "großen Politik", ist Ingolstadts Umweltreferent Rupert Ebner (linkes Foto) überzeugt. "Die Hauptlast werden die Kommunen tragen", sagt er. Auf lokaler Ebene müsse praktisch umgesetzt werden, was woanders in der Theorie beschlossen werde.

In Ingolstadt sieht Ebner dabei noch so manches nicht ausgeschöpfte Potenzial. Vor allem sei es notwendig, Klimaschutz und Nachhaltigkeit ressortübegreifend anzugehen. Da reiche das Engagement eines Referates nicht aus. "Bei jedem Stadtratsbeschluss zu jedem Thema müsste dieser Aspekt mitgedacht werden", mahnt Ebner. Das geschehe in Ingolstadt zu wenig. Deswegen wünsche er sich die Einführung eines städtischen Amtes für Nachhaltigkeit oder eines Klimaschutzmanagers, der in "das städtische Denken hineinwirkt. Andere Städte haben so etwas. " Dabei liege doch gerade in der Schaffung von Strukturen und "administrativer Kompetenz" die Hauptaufgabe einer Kommune auch und gerade in Sachen Klimaschutz. Zwar gebe es im städtischen Hochbauamt seit einiger Zeit einen Mitarbeiter für diesen Bereich, ein gesamtstädtisches Konzept fehle allerdings. "Dabei gibt es einen Stadtratsbeschluss, der vorsieht, dass Ingolstadt 2050 klimaneutral ist. Davon sind wir weit entfernt. "

Oberbürgermeister Christian Lösel räumt ein, dass sich Ingolstadt in diesem Bereich "personell und strukturell besser aufstellen" müsse. Er setzt dabei aber eher auf Vernetzung als auf die Einsetzung eines einzelnen Spezialisten. Vielmehr müssten sich mehrere Experten der betroffenen, ganz unterschiedlichen Bereiche - von der Ökologie, über die Ökonomie bis zum Sozialen - gemeinsam organisieren. Lösel ist überzeugt, dass vor allem in der Technologie viel Potenzial zur Verbesserung der Nachhaltigkeit auch in Ingolstadt stecke. So könne etwa über die Digitalisierung die Effizienz von Verkehrsströmen verbessert werden, betont Lösel mit dem Verweis auf die unlängst beschlossene Initiative zur intelligenten Vernetzung aller Ingolstädter Ampeln.

Auch um die Kooperation der einzelnen Ressorts im Sinne der Nachhaltigkeit voranzutreiben, kündigte Lösel im Gespräch mit dem DK eine städtische Nachhaltigkeitsagenda 2020 an. Das Stadt-Direktorium soll dabei in Zusammenarbeit mit dem Umweltreferat die Leitung übernehmen. Dabei wird sicher auch die Frage nach der Beantragung von Fördergeldern diskutiert. Ingolstadt attestiert Ebner eine gewisse "Phobie", alle Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Land, Bund und EU unterstützen befristet ganz unterschiedliche Planstellen und Projekte. Aus Angst, nach der Anschubfinanzierung auf den Kosten sitzen zu bleiben, würde so mancher Förderantrag in Ingolstadt gar nicht erst in Erwägung gezogen. "Das macht es manchmal schwer, Initiativen und Projekte zu starten. "

Das weist Lösel zurück. Erst in der vergangenen Woche habe das Stadtdirektorium eine solche Stelle ausgeschrieben. Tatsächlich könnten nicht alle Förderungen abgerufen werden, da sich bestimmte Projekte auf Landes- oder Bundesebene gegenseitig ausschlössen. "Man kann dann nur das eine oder andere machen", erklärt er. "Das bringt so natürlich nichts", räumt Lösel ein. Da müsste in München oder Berlin gehandelt werden. In einem anderen Fall habe Ingolstadt eine beantragte Förderung schlicht nicht bekommen. So habe sich die Stadt für ein Programm des Bundes zur Reduzierung der Luftbelastung mit Stickoxiden beworben. "Es schmerzt mich sehr, dass wir das nicht bekommen haben. Aber wir gehören nicht zu den am meisten belasteten 60 Kommunen. "