Eichstätt
Harrer reicht Rücktritt ein

Bischof nimmt Gesuch des Finanzchefs an Neustrukturierung geplant

14.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Eichstätt (DK) Einen Tag nach der Veröffentlichung des Haushalts der Diözese Eichstätt ein Paukenschlag: Domdekan Willibald Harrer stellt sein Amt als Finanzchef der kleinsten bayerischen Diözese zur Verfügung.

Harrer (Bild oben) hat beim Bischof um Entpflichtung gebeten und beendet seine Aufgaben zum Jahresende. Man wolle das Finanzressort, so hieß es gestern, neu strukturieren.

Bereits im September hatte sich die Diözese - nach offiziellen Angaben "im gegenseitigen Einvernehmen" - vom Stellvertreter Harrers, Stefan Weiland (Bild unten), getrennt. Über die Gründe für das plötzliche Ende des erst knapp zwei Jahre währenden Arbeitsverhältnisses mit dem gelernten Banker schwieg man sich sowohl nach innen wie nach außen aus.

Wie das Bistum gestern weiter mitteilte, hat Harrer seinen von Bischof Gregor Maria Hanke bereits angenommenen Rücktritt als einen "Beitrag zur Zukunftssicherung der Diözese" genannt. Der 65-Jährige verwies auch auf die in den letzten Jahren stark veränderten fachlichen Anforderungen an das Amt des Leitenden Finanz- und Baudirektors. Harrer war seit 2010 Finanz- und Baudirektor des Bistums, zuvor Caritasdirektor. Man will aber kein Vakuum an der Spitze der wohl wichtigsten Fachabteilung des Bistums entstehen lassen: Generalvikar Isidor Vollnhals übernimmt die Aufgaben laut Diözese zunächst interimistisch. Für die fachliche Unterstützung wurde neben bereits für das Bistum tätigen externen Fachleuten ein Interimsmanager engagiert. Das Auswahlverfahren für die Neubesetzung der Stelle des Finanzdirektors habe man bereits eingeleitet. Der soll wohl in Zukunft - wie in den meisten anderen Diözesen - kein Priester mehr sein: "Die operativen Arbeitsbereiche werden strikt von der Funktion der Aufsicht und Steuerung getrennt", heißt es in einer vom Ordinariat gestern Mittag verbreiteten Erklärung.

Demnach wolle man Finanz- und Vermögensverwaltung neu strukturieren - was wohl auch der immer stärker hinterfragten Vermögenslage der Kirchen nach dem Fall des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst geschuldet ist. Künftig soll im Rahmen einer "Transparenzoffensive", zu der sich nach Angaben des Bistums alle deutschen Bischöfe entschlossen haben, die Aufgabe des Finanzdirektors und Diözesanökonomen nicht mehr von einem Mitglied des Domkapitels wahrgenommen werden. Entsprechend dem Kirchenrecht unterstützt das Domkapitel als Konsultorenkollegium den Bischof bei der Leitung der Diözese. Es berät, wird bei wichtigen Entscheidungen gehört und hat in einigen Bereichen der Vermögensverwaltung ein sogenanntes "Beispruchsrecht". Diese Aufgaben des Konsultorenkollegiums sollen in der neuen Struktur, die schon im kommenden Jahr in Kraft treten soll, mehr Bedeutung bekommen.

Eigentlich sollte bis Jahresanfang 2017 die erste nach Handelsgesetzbuch (HGB) erstellte Bilanz des Bistumsvermögens vorliegen. Dieser Termin, das zeichnete sich schon im Lauf des Jahres ab, ist nicht mehr zu halten. Man habe zunächst gedacht, diese Bilanz aus eigener Kraft erstellen zu können, hatte Bischof Hanke unlängst gegenüber unserer Zeitung erklärt. Man sei aber zur Erkenntnis gelangt, dass es Hilfe von außen brauche. Aktuell geht das Bistum von einer Vorlage der Bilanz im zweiten Quartal 2018 aus. ‹ŒArchivfotos: Hirschbeck/pde