(rh)
Harmonisches aus der Krisenregion

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

(rh) Der eine sucht die Harmonie der Welt in den unermesslichen Weiten des Universums, der andere in den Sphärenklängen von Beethovens neunter Sinfonie, der eine findet den Gipfel der Harmonie in einer lebenslangen Partnerschaft, der andere greift bis auf antike Philosophen zurück, wenn er das Wesen der Harmonie erklären will.

Es soll sogar Leute geben, für die ist die unkündbare Mitgliedschaft in einem Fanklub des 1. FC Nürnberg der Inbegriff eines harmonischen Daseins, während ganz extreme Naturen selbst in bestimmten Zahlenkombinationen einen Ausdruck göttlicher Harmonie erkennen.

Nicht so Sepp Mißlbeck. Für den Bürgermeister waren die FW-Beratungen vom Montagabend eine „harmonische Sitzung“. So fasste er das Geschehen kurz zusammen, als er vom DK gefragt wurde. Genauso gut hätte Mißlbeck sagen können: „Schönes Wetter heute“, oder „Man tut, was man kann“, oder „Wie doch die Zeit vergeht“, oder „Man wird nicht jünger“, oder „Frohe Ostern!“

Es ist für uns Medienschaffende immer wieder eine beglückende Erfahrung, wenn wir von Politikern aus erster Hand mit Sachkunde und Souveränität über ihre Aktivitäten unterrichtet werden. Dies gilt insbesondere für die Berichterstattung aus Krisenregionen wie der FW-Geschäftsstelle. Landtagsmandat flöten gegangen, Kommunalwahl verloren, drei Stadtratssitze weniger, ein frustrierter Fraktions- und Vereinsvorsitzender, der die Brocken hinwirft – in jeder normalen Partei hätte das zu schweren Flügelkämpfen, massivem Richtungsstreit und Schuldzuweisungen geführt. Anders bei den Freien Wählern, da mündete es in eine „harmonische Sitzung“.