Harmlose Schlangen für Einsteiger

25.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:00 Uhr

Sie hatten von Anfang an schlechte Karten: Als Verkörperung des Bösen verurteilte Gott die Schlangen, auf dem Bauch zu kriechen. So schlecht wie ihr Ruf sind die Reptilien mit den Spaltzungen aber nicht. Einige Schlangenarten eignen sich sogar für Terrarien-Einsteiger.

Vor allem Schlangen aus der weit gehend ungiftigen Familie der Nattern (Colubridae) gelten unter Experten als Anfängertiere: Die bis zu anderthalb Meter langen Kornnattern (Pantherophis guttatus) seien beispielsweise vergleichsweise robust, sagt der Buchautor und Schlangenexperte Dieter Schmidt aus Bernau (Brandenburg). Weitere Einstiegsnattern sind die Strumpfbandnatter (Thamnophis sirtalis) und die Dreiecks- und Kettennattern (Lampropeltis spec.).

Wenn es unbedingt eine Riesenschlange sein soll, rät Dieter Schmidt zu einem Baby. Dann könne der Halter mit der Schlange in seine Aufgabe hineinwachsen. Zu den Riesenschlangen (Boidae) gehören die in Amazonien beheimateten Großen Anakonda (Eunectes murinus) und die asiatischen Netzpython (Python reticulatus). Anfängerfreundlich und mit anderthalb Meter erfreulich kurz ist der aus West- und Zentralafrika stammende Königspython (Python regius).

"Die Schlange sollte aus einer Nachzucht stammen", rät Schmidt. Wildfänge, die importiert werden, bereiteten meistens Probleme. Maik Dobiey von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) in Rheinbach (Nordrhein-Westfalen) empfiehlt, die Tiere privat vom Züchter zu kaufen. "Dann hat man immer einen Ansprechpartner." Teuer sind die Kriechtiere meist nicht: "Der Durchschnittspreis für eine Schlange liegt zwischen 50 und 200 Euro."

Gewöhnungsbedürftig ist für viele Neueinsteiger das Fressverhalten der Kriechtiere: "Normalerweise fressen Schlangen nur lebende Beute", sagt Schmidt. Viele Schlangen gewöhnten sich aber an totes Futter – an Mäuse oder Küken. "Vor allem, wenn man es mit einer langen Pinzette bewegt oder vor die Schnauze hält." Die Fischfresser unter den Schlangen bereiteten meist die wenigsten Probleme.

Die Größe des Terrariums richtet sich nach der Länge der Schlange und ihren Lebensgewohnheiten: "Das ist für jede Schlange anders, weil einige Arten Bodenbewohner sind, andere in Bäumen leben", erklärt Schmidt. Je nach Art müssen Wärme und Luftfeuchtigkeit angepasst sowie Kletter- oder Versteckmöglichkeiten eingebaut werden.

Mieter sind einem Urteil des Amtsgerichts Köln zufolge berechtigt, in ihrer Wohnung Schlangen zu halten, ohne dafür die Genehmigung des Vermieters einzuholen (Az.: 213 C 363/89). Vorausgesetzt, es handelt sich weder um Gift- noch um Riesenschlangen. Von den Tieren darf außerdem keine Geruchs- oder Lärmbelästigung ausgehen. Giftschlangen sollten sich dagegen nur erfahrene Schlangenhalter ins Haus holen.

Informationen: DGHT, Postfach 1421, 53351 Rheinbach, Telefon: (0 22 25) 70 33 33, Internet: www.dght.de/ag/schlangen/index.html ? gms