Dollnstein
Handwerkskunst und modernste Technik

Bei der Ausarbeitung des Dollnsteiner Burgmodells griff Hans Rehm auf Laservermessung zurück

16.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:36 Uhr

Schon in einem frühen Bearbeitungsstadium bot das Modell einen imponierenden Anblick. Hans Rehm berücksichtigte alle Details. Das Modell gibt die historische Situation um 1803 wider. - Foto: baj

Dollnstein (EK) Die stolze Höhenburg Dollnstein, einst kühn auf einen Felsen gesetzt, ist längst vergangen. Der eine oder andere Stein dürfte noch – in einem Haus oder Stadel verbaut – aufzufinden sein, aber ansonsten existieren lediglich Reste von Stützmauern. Jetzt ist die Burg neu entstanden – aus Holz.

Für die Ausstellung im Altmühlzentrum Burg Dollnstein fertigte Hans Rehm ein Modell im Maßstab von 1 : 150. Dabei griffen traditionelle Schnitzkunst und modernste Technik ineinander. Rehms Werk basiert – im wahrsten Sinn des Wortes – auf dem Burgfelsen und den bastelte der begabte Schnitzer nicht etwa Pi mal Daumen zusammen. Grundlage dafür war ein präziser Laserscan, den das Büro für historische Bauten in Kemnath vor einigen Jahren gefertigt hatte. Damals ging es um Felssicherungsarbeiten.

Wie Diplomingenieur Gerhard Gresik vom Büro für historische Bauten erläuterte, wird dabei mittels Lasertechnik eine Vielzahl an Punkten erfasst, und zwar von verschiedenen Standpunkten aus. Dabei entsteht ein dreidimensionales Modell. Diese Daten hat Gresik nochmals überarbeitet und für das Modell zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise entstanden 13 Querschnitte des Felsens, die Otto Böswald aus Eberswang mittels CNC-Fräsung aus Lindenholzplatten herausgeschnitten hat. Die Platten klebte Hans Rehm übereinander – und war begeistert: „Da sind alle Überhänge zu sehen, eine fein säuberliche Darstellung.“ Doch gleichzeitig war Rehms Handwerkskunst gefragt: Er musste die scharfkantigen Übergänge zwischen den einzelnen Schichten glätten.

Dann ging es an die Gebäude: die Ringmauer, das Tor, die Burg an der Altmühl, die Gebäude am Fuß des Burgbergs. Dabei halfen der Urkataster, alte Fotografien, aktuelle Luftbilder von Rudi Hager und Michael Hoedt sowie archäologische Untersuchungen. Wesentlich schwieriger war es mit den Bauten auf dem Felsen. Hier existiert nur eine einzige Zeichnung, und die stammt von 1835, als der Abriss der Gemäuer schon weit fortgeschritten war. Immerhin hat sie ein Fachmann gefertigt, der mit Aufmaßen vertraut gewesen sein muss: der Zimmerermeister Josef Ruf oder Ruff. Er ist in unmittelbarer Nähe aufgewachsen und Bernhard Eder von den Burgfreunden geht davon aus, dass er schon als Kind in der verlassenen Burg gespielt hat. Der Zimmerermeister hat außerdem einen Grundriss gezeichnet, der heute wertvolle Dienste leistet.

Die Gebäude vom Ruf’schen Plan hatte Hans Rehm ebenfalls schnell geformt. Auch sie sind aus Lindenholz. „Das lässt sich gut verarbeiten. Linde ist zum Schnitzen hervorragend geeignet“, weiß Rehm. Alle Gebäude sind passgenau in den „Felsen“ eingelassen, wobei sämtliche Details stimmen. Mit einem Schnitzmesser hat Rehm Fenster und Türen eingefügt. Außerdem hat er sie entsprechend bemalt. Ihm zur Seite standen Bernhard Eder mit seinem historischen Fachwissen und Hugo Bittlmayer, der Vorsitzende der Burgfreunde, mit seinem technischen Können. „Allein hätte ich das nie schaffen können“, sagt Rehm, der übrigens bereits die Kyeser-Figuren geschaffen hat, die an der südlichen Ringmauer für Aufsehen sorgen.

Sein Burgmodell dürfte ebenfalls ein Anziehungspunkt werden. Die Vitrine ist bereits fertig. Sie misst 97 mal 82 Zentimeter. Die Grundplatte des Modells ist 85 Zentimeter lang und 70 Zentimeter breit. Ein bisschen Spielraum muss sein. Das fertige Modell steht jetzt in Rehms Haus. Was noch fehlt, ist der Termin für den Einbau im Altmühlzentrum, den der Architekt geben muss. „Ich warte jeden Tag darauf“, sagt Hans Rehm.