Pfaffenhofen
Hamsterkäufe unter Häuslebauern?

Baustoffe wie Dämmmaterial sind auch im Landkreis gerade knapp - Preise steigen immens

05.05.2021 | Stand 09.05.2021, 3:34 Uhr
Dämmmaterial für den Hausbau ist momentan Mangelware, genauso wie weitere Materialien. Auch im Landkreis müssen die Bauunternehmer und Baustoffhändler reagieren. −Foto: Weigel/dpa

Pfaffenhofen - Die Baubranche boomt, doch wie aus heiterem Himmel ist sie seit einigen Wochen mit massiven Lieferengpässen und mit einer gewaltigen Preisexplosion bei den Materialien konfrontiert. Es wird spekuliert, geredet und gemunkelt, doch warum zum Beispiel auf einmal kaum mehr Dämmstoffe auf dem Markt verfügbar sind und Bauholz und Holzwerkstoffe absolute Mangelware sind, kann so richtig keiner einordnen. Bauunternehmer und Handwerker sind zunächst die Leidtragenden, das ist auch im Landkreis Pfaffenhofen nicht anders. Derzeit sind Festangebote gar nicht möglich, man rechnet den aktuellen Tagespreis mit dem Hinweis, dass die Preise entsprechend angeglichen werden müssen. Am Häuslebauer geht diese Kostenexplosion nicht spurlos vorüber.

Geschäftsführer Robert Kirmayr vom Bauzentrum Pfaffenhofen bezeichnet die Situation auf dem Baumarkt als sehr stark angespannt. "Eine Besserung ist meiner Ansicht nach auch für die zweite Jahreshälfte 2021 nicht zu erwarten." Prekär seien die Engpässe im Sortiment der Dämmstoffe, bei Bauholz und Holzwerkstoffen, Kunststoffen, Bauchemie für die Fliesenverlegung, Bodenbeläge und Wandfarben.

Kirmayr führt das zurück auf zahlreiche coronabedingte Produktionsstopps in der Industrie - weltweit sei eine Verknappung von Rohstoffen für die industrielle Fertigung zu verzeichnen und die enorm steigenden Exportzahlen (gerade für Holz) in ausländische Märkte wie die USA. "Dies alles bringt unsere inländische Lieferkette ins Ungleichgewicht". Deshalb rät das Bauzentrum frühzeitig die benötigten Materialien zu ordern.

Auch Sabine Moser-Wilms, Chefin des Moser Agrar- und Baufachzentrums in Schweitenkirchen sieht für die Engpässe gerade bei Holzfaserdämmstoffen, Schnittholz und Holzplatten als Hauptursache die hohe internationale Nachfrage am Holzmarkt. "Bei den extrudierten Dämmstoffen wie Styrodur und Styropor sowie bei Kunststoffrohren gibt es längere Lieferzeiten, weil ein wichtiges Rohstoffwerk in den Niederlanden ausgefallen ist und es noch völlig unklar ist, wann dieses Werk wieder liefern kann." Dies seien die wichtigsten Faktoren für den enormen Preisanstieg in diesen Bereichen, so Moser-Wilms.

Das Unternehmen habe mit hoher Lagerhaltung versucht, hier diese schwierige Entwicklung zu überbrücken. Zudem gebe es auch verschiedene Alternativen, "die aber mittlerweile auch verlängerte Lieferzeiten haben", teilt Moser-Wilms mit.

Als Architekt und Bauunternehmer war Hans Finsterer aus Geisenfeld aktuell mit dem Thema Dämmstoffengpass konfrontiert. "Wir arbeiten gerade am Kindergarten Ernsgaden und wegen dem leer gefegten Dämmstoffmarkt mussten wir mit einer Verzögerung von vier Wochen rechnen. Durch schnelle Kontaktaufnahme mit verschiedenen Baustoffmärkten konnten wir das Dämmmaterial noch organisieren, sodass wir nur eine Woche verloren haben", erklärt Finsterer. Unglaublich ist für ihn die Preisentwicklung von Februar bis März: Der Preis für Dämmstoffe sei um 50 Prozent gestiegen - aber warum das so ist weiß laut Finsterer keiner so richtig. "Es ist anscheinend wie beim Klopapier, dass alles ausgeht", meint es Finsterer mit Galgenhumor.

Seine Firma hat für die nächsten drei Baustellen bereits vorgesorgt: "Aber das ist nicht der Sinn der Sache, wenn jeder Handwerker Hamsterkäufe macht, wird das ganze nur noch teurer." Laut Finsterer herrscht am Bau große Unsicherheit: Wird der Bau fristgerecht abgewickelt? Welche Gewerke können ausgeführt werden? Kann der Einzugstermin eventuell nicht gehalten werden?

Warum es bei den Dämmstoffen Lieferprobleme gibt, erschließt sich Finsterer nicht. "Es schaut so aus, als wenn Material bewusst zurückgehalten wird, um den Preis nach oben zu treiben - und dann ist zu befürchten, dass der Preis auch oben bleibt", mutmaßt der Bauunternehmer. Er findet, die Innung müsste hier gegen die Industrie einschreiten, damit es keine Preisabsprachen gibt, "denn der kleine Häuslebauer hat den Schaden".

Doch der Geisenfelder ist optimistisch, dass sich die Situation wieder einrenkt: "Ich bin der Meinung, dass das ein Spielchen der Industrie ist, Preisschwankungen bei Dämmstoffen gab es schon immer. Wenn die Nachfrage hoch ist - und im letzten Jahr wurde gehörig gebaut - steigen natürlich auch die Preise." Der Dämmstoffaufwand sei in den letzten Jahren deutlich gestiegen wegen der erhöhten Anforderungen an das energetische Niveau der heutigen Häuser.

Anders schaut es aus auf dem Holzmarkt, hier mutmaßt man, dass die USA den deutschen Markt leerkaufen - und darum haben die Zimmerer so große Schwierigkeiten. "Es gehen um die 50 Prozent mehr Holz als üblich nach Amerika, weil die einen viel höheren Preis dafür zahlen", sagt Finsterer. "Dieses Holz fehlt bei uns, und darum werden die Preise hierfür auch auf hohem Niveau verbleiben."

PK