stadtgeflüster
Hallo, ich bin's, der Medienstar

30.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
  −Foto: Bird

So ein Hundeleben, es kann echt anstrengend sein.

 

Morgens zum Beispiel, wenn der Postbote kommt, auf den man schon sehnsüchtig gewartet hat, um sich dann die Seele aus dem Leib zu bellen und so zu tun, als wäre man ein böser Hund, wo man doch eigentlich nur will, dass der Mann auf dem gelben Fahrrad ein Leckerli rausrückt. Was muss der auch immer am Postkasten rummachen, und das am Eingang gerade jenes Refugiums, auf das man aufpassen muss. Als Hund hat man schließlich auch einen Job.

Aufregend kann so ein Hundeleben auch sein, wenn der Mann, mit dem Herrchen rumgezogen ist, um etwas zu organisieren, das sich Wahlkampf nennt, Oberbürgermeister wird. Das hat meine Freundin Lotte neulich erzählt. Als der Mann, der ja auch Lottes bester Freund ist, sie geherzt hat und ihr beinahe ein Küsschen gegeben hat, da hat Lotte gewusst: Ein Häufchen sollte man in seiner Gegenwart besser nicht machen. Aber dafür hat Herrchen ja immer diese Hundekotbeutelchen dabei.

Doch zurück zu mir: Ich kann euch sagen, ich war stolz wie Oskar, als letzten Samstag mein Foto in der Zeitung war. Für alle, die auf dem Schlauch stehen, ich bin's, Toni, Sie wissen schon, der Havaneser, der seine Lebensgeschichte seit über 100 Tagen auf Frauchens Facebook-Account erzählt. Und als ich mich da plötzlich am Samstag selbst im DONAUKURIER wiedererkannt hab, da hab ich erst mal einen Riesenschrecken gekriegt. Mein Frauchen hat das natürlich sofort fotografiert und in mein Facebook-Tagebuch gestellt, wo ich in Folge 99 mit der Zeitung zu sehen bin. Was werden die anderen Hunde in der Nachbarschaft beeindruckt sein. . . Bin jetzt ein Medienstar. Oh Mann, hat es da Fanpost gehagelt. Eine Facebookfreundin wollte gleich ein Pfoten-Autogramm von mir. Beim Gassigehen auf der Straße bin ich von wildfremden Hunden angesprochen worden.

So ist es also, das Leben als Promi. Ganz schön anstrengend. Ich glaub, ich muss mich hinlegen, sonst krieg ich einen Burn-out. Die ganze Sache ist mir eh schon auf den Magen geschlagen. "Krank. Bauchweh! ", steht deshalb an Tag 101 in meinen Facebook-Memoiren. Ein paar Streicheleinheiten auf Frauchens Schoß, jetzt geht's mir wieder gut. Hab sogar schon wieder meine Muckis trainiert. Als Medienstar muss man schließlich auf sein Äußeres achten.

rl