Heideck
Häusle-Hüpfen und Ringelreigen

Besucher des Heidecker Erzählcafés erinnern sich an die Spiele ihrer Kindheit

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr
Max Peschke
Die Mädchen tanzten früher besonders gern Ringelreigen, wie sie beim Erzählcafé in Heideck berichten. −Foto: Peschke

Heideck (HK) Im jüngsten Heidecker Erzählcafé wurde die Zeit beleuchtet, als es noch keine Videospiele, Handys und kein Fernsehen gab. Deshalb war es interessant, mit welchen Spielen und Bastelarbeiten sich die Kinder damals ihre Zeit vertrieben.

"Lieblingsspielzeuge und Spiele", lautetet deshalb das Thema des Erzählcafés, das zahlreiche Besucher in den Heidecker Bürgersaal lockte. Georg Hafner, der wieder die Moderation übernommen hatte, bat die Gäste auf ihre Kindheit zurückzublicken und zu erzählen, wie sie als Kind ihre Freizeit verbracht haben.

Nach der Schule, der Erledigung der Hausaufgaben und der Mithilfe im Elternhaus sei eigentlich, so der Tenor der Besucher, immer genügend Zeit für Spiel, Spaß und sportliche Betätigung im Freien gewesen. So traf man sich häufig auf dem Heidecker Marktplatz oder am Wäschweiher und spielte dort Völkerball, "Der Kaiser schickt seine Soldaten aus" oder "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" Beliebt war es auch, "Versteckerlens" zu spielen. Dann hörte man den Fänger zählen "Eins, zwei, drei, vier - Eckstein, alles muss versteckt sein. Hinter mir und vorder mir gilt es nicht, und auch an beiden Seiten nicht!" Dann zählte der Fänger noch von Eins bis Zehn und rief dann "Ich komme!" Der Suchende musste besonders aufmerksam sein, um eines der Kinder zu entdecken, das dann den Fänger spielen musste.

Beliebt waren auch Hüpfspiele wie das "Häusle-Hupfen". So wurde schnell eine Teer- oder Pflasterfläche zum Abenteuerspielplatz. Man brauchte lediglich ein Stück Kreide und ein paar Steinchen. Dann konnte das Hüpfen über die Hüpfkästchen losgehen.

Georg Hafner erzählte, dass ihm früher das Münzen-Wabbeln, das man auch "Pfennigfuchsen" nannte, gefallen hat. Das Ziel jedes Spielers sei es gewesen, eine oder mehrere Münzen so an eine Wand zu werfen, dass sie möglichst nahe daran zum Liegen kam. Wer den besten Wurf machte, hatte dann die Chance, viele Münzen zu gewinnen. Ebenso beliebt sei das Schussern gewesen. Egal wo, man grub sich ein Loch und schon konnte das Spiel beginnen. Damals gab es meist nur Tonschusser, weshalb die bunten Glasschusser besonders beliebt waren und sich jeder freute, der einige besaß.

Es gab immer auch Spezialisten für das "Strickhüpfen", bei dem besonders die Mädchen glänzten. Beliebt war bei den Mädchen zudem "Ringelreigen" zu tanzen, bei dem sich die Kinder bei den Händen fassten und im Kreis bewegten. Beliebt war es auch, den Ball an eine Wand zu werfen und ihn bei sich steigernden Schwierigkeitsstufen wieder aufzufangen. Wenn ein Kind das zehnmal geschafft hatte, konnte es mit der nächsten Stufe, zum Beispiel mit einem Klatschen der Hände oder unter dem rechten oder linken Bein werfen, beginnen. Sieger des Spiels war schließlich das Kind, das als erstes alle Schwierigkeitsgrade geschafft hatte.

Georg Hafner erinnerte sich auch an die Zeit, als man als Kleinkind im Sand gespielt hat. Er habe sich dann bei den Schreinern der Stadt Holzabfälle geholt und mit diesen Burgen und Schlösser gebaut. Die Frauen erinnerten sich, dass sie im Sandkasten wunderbare Kuchen gebacken hätten. Andreas Meier erzählte außerdem, dass er auf einem selbst gebastelten Spielbrett aus Pappendeckel leidenschaftlich Mühle und Dame gespielt habe. Als Steine habe er weiße und schwarze Hosenknöpfe verwendet. Ein weiterer Besucher erzählte, dass er leidenschaftlich gerne mit Stelzen gelaufen ist und das eine oder andere Kunststück damit gemacht hat.

Natürlich wurde auch Fußball gespielt. Damals war deshalb ein einfacher Ball ein ganz besonderes Spielzeug . Der angesagte Fußballspielplatz waren die Huberswiesen, die sich am nördlichen Stadtgraben hinter dem Anwesen Brüchle befanden. Unweit davon habe einst Michael Prießner gewohnt, der nach dem Krieg für den 1. FC Nürnberg Fußball spielte, und dessen Wohnhaus und Garten im Volksmund "Zabo" genannt wurden. Er habe damals den jungen Buben immer wieder einige Fußballtricks gezeigt.

Die Gäste erinnerten sich zudem an Bastelabende im Oktober. Dann habe man Kastanien gesammelt und mit ihnen eine Kette oder mit Streichhölzern Tiere hergestellt. Zur Zeit der Kartoffelernte sei es üblich gewesen, aus den Kartoffeln Stempel herzustellen, mit denen man bunte Muster drucken konnte.

Eine Puppe war für viele Mädchen der größte Schatz. Man habe diese, so einige Frauen, geliebt und umsorgt wie ein Lebewesen. Oft bekam man erst zu Weihnachten neue, selbst genähte Kleider geschenkt. Auch wenn einmal die schönste Puppe ein Auge oder einen Arm verlor, gab es kein Wegwerfen. Dann spielte die Mutter oder der Vater den Puppendoktor und hat das Lieblingsspielzeug wieder repariert.

Für die Buben waren technische Spielsachen natürlich noch interessanter. So spielten sie gerne mit Blechspielzeug wie Autos und Kränen oder den schon wesentlich selteneren Dampfmaschinen.

Das nächste Heidecker Erzählcafé findet am Donnerstag, 8. November, um 14.30 Uhr im Bürgersaal statt.

Maximillian Peschke