Dietfurt
Häuptling Borrudacru in leichten Sandalen

07.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:58 Uhr

Erschöpft, aber zufrieden: 17 Mitglieder des Vereins Cernunoss Celti wanderten fünf Tage lang auf den Spuren der Kelten. Ziel war das Alcmona-Haus in Dietfurt. - Foto: Erl

Dietfurt (DK) Auch der Kelte mag natürlich die Kälte nicht, die den einstigen Lebensraum dieses uralten Volkes im Griff hatte. Doch Häuptling Borrudacru – was in der Übersetzung "stolze Träne" bedeutet – und seine Leute scheren sich wenig um Bibber-Temperaturen.

Sie ziehen nur die karogemusterten Decken enger um die Körper, überprüfen den stabilen Sitz der eisernen Gewandfibeln und ziehen den Filzhut ins Gesicht.

Die gute Stimmung während ihrer experimentellen Wanderung von Neudorf bei Treuchtlingen bis nach Dietfurt, während der Häuptling Thomas Schwöbel und seine Begleiter in die längst untergegangene Welt der Kelten eingetaucht sind, lassen sie sich nicht verderben. Fünf Tage lang waren die fünf Frauen, sechs Kinder und sechs Männer auf den Spuren der Urahnen unterwegs. Dann sind sie an ihrem Ziel im Alcmona-Haus an der alten Schleuse bei Dietfurt angekommen. Etwa 15 Kilometer haben sie zuvor an jedem Tag zu Fuß, in historischen Sandalen und authentischer Marschausrüstung, zurückgelegt.

Im Schlepp hatten sie einen Leiterwagen, wie ihn wohl auch schon ihre historischen Vorbilder bis zu ihrer Unterwerfung durch die Römer vor mehr als 2000 Jahren benutzt haben mögen. Die Nächte verbrachten sie in Zelten aus Leinen oder in einem Turm des Römerkastells Pfünz, an den Abenden saßen sie um das Lagerfeuer und zu Essen gab es Gemüseeintopf mit Fladenbrot direkt am Feuer gebacken. "Es ist reizvoll, Erfahrungen mit zu machen, die man sonst nicht machen kann. Anstrengend war nur das Laufen", erzählt die 17-jährige Schülerin Lisa-Maria Rösch. Sie sitzt entspannt auf der Bank vor dem Alcmona-Haus neben dem Druiden, dem Häuptling und einem Spezialisten für urzeitliches Feuermachen. "Ich bin kein Disco-Typ und meine Freunde finden das Hobby gut. Die gemeinsame Wanderung war lustig und ich war nicht alleine beim Müdewerden", erzählt sie.

Ihre Gewänder näht die junge Frau nach historischen Vorlagen selber. Für sie ist das der erste Schritt, um in die Welt der Kelten einzutauchen. Vor einer halben Stunde erst ist die Gruppe angekommen, doch im Kessel über dem Holzfeuer brodelt schon das Abendessen. Es gibt keltisches Gulasch, Weizengrütze mit Gemüse und Löwenzahnsalat. Eine der Frauen hatte sich wegen Blasen an den Füßen abholen lassen und rechtzeitig zu kochen begonnen. Alle halten dampfende Schüsseln in den Händen und genießen die heiße Köstlichkeit. "Für den Marsch haben die Mitglieder unseres Vereins Cernunoss Celti seit langem ihren Urlaub geplant und darum sind wir auch bei schlechtem Wetter los marschiert, um unter anderem die Funktionalität der historisch nachempfundenen Ausrüstungsgegenstände und auch die Gewänder zu testen und der Natur nahe zu sein", erzählt Thomas Schwöbel als Häuptling Borrudacru.

Die Erkenntnisse aus ihren Erlebnissen aus der Vorzeit wollen sie später anderen Menschen vermitteln und beim beabsichtigten Bau einer Viereckschanze in ihrer Heimat nutzen. Wie groß das Interesse ist, haben sie bei der Wanderung erfahren. Überall sind sie voller Neugier aufgenommen oder von Wanderern und Radfahrern am Wegrand befragt worden. "Das war ein echt cooles Abenteuer, da kann ich in der Schule viel erzählen", lächelt die zwölfjährige Lea Hartenbach. Erst aber freut sie sich mit den anderen 16 Gruppenmitgliedern auf den letzen Abend am Lagerfeuer im trockenen Keltenhaus und auf ihr Nachtlager aus Decken und Fellen.