Hängende Köpfe beim 1. FC Nürnberg

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Nürnberg (DK) Der Aufstieg in die Bundesliga wäre für den 1. FC Nürnberg auch finanziell ein "Segen" gewesen, wie es Sportvorstand Andreas Bornemann nach der 0:1-Pleite im Relegationsendspiel gegen Frankfurt bezeichnet. Nun muss sich der Verein auf eine komplizierte Planung für die 2. Liga einstellen.

Nach dem Schlusspfiff gingen die Nürnberger Spieler mit hängenden Köpfen in Richtung Nordkurve und ließen sich von den applaudieren Clubanhängern minutenlang trösten. Keiner wollte an diesem Abend schnell nach Hause. Die Anhänger blieben noch lange auf der Tribüne und feierten das Team. „Ich finde das schön“, sagte Clubtrainer René Weiler, „die Fans haben uns in dieser Saison toll unterstützt und viel Freude bereitet.“ Man habe insgesamt eine gute Saison gespielt, „aber leider nicht mit dem krönenden Abschluss.“ 

Die 50.000 Zuschauer im ausverkauften Grundig-Stadion sahen wie schon im Hinspiel eine „Abwehrschlacht“ der Franken. „Man hat gesehen, dass wir in beiden Spielen unterlegen waren“, analysierte Weiler. „Wir haben uns kaum Torchancen erarbeitet und konnten uns offensiv nicht durchsetzen.“ Dennoch habe die Mannschaft leidenschaftlich gekämpft. „Jetzt im Moment überwiegt aber die Enttäuschung. Erst mit etwas Abstand werden wir sehen, dass wir auch Großartiges geleistet und viele schöne Momente erlebt haben.“ 

"Mit erster Liga hat das nichts zu tun." Fans aus der Region sind nach den geplatzten Aufstiegsträumen vom Club enttäuscht.

Nach der Ehrenrunde und dem Abklatschen der Fans, so verriet es Sportvorstand Andreas Bornemann, seien Tränen in der Kabine geflossen. „Die Mannschaft ist leer und ausgepumpt. Sie ist tief und bitter enttäuscht.“ Es sei einfach schade, dass sich das Team, das eine überragende Saison mit am Ende 65 Punkten gespielt habe, nicht belohnen konnte. An diesem Abend wollte sich keiner der Nürnberger Spieler in der Mixed-Zone den Fragen der Journalisten stellen. Die unangenehme Aufgabe übernahmen Borneman und Trainer René Weiler. 
Der verpatzten Aufstieg könnte den finanziell angeschlagenen 1. FC Nürnberg nun um Jahre zurückwerfen. „Wir müssen kreativ werden“, gab Bornemann zu. „Dass es für die Substanz, die Wirtschaftskraft des Vereins und insgesamt ein Segen gewesen wäre, den Sprung nach oben zu schaffen, ist überhaupt keine Frage“, betonte er. Es wäre eine sportliche Herausforderung geworden, in der 1. Liga zu bestehen, „aber das hätten wir gerne auf uns genommen.“

In der letzten Bilanz der Franken (Stichtag 30. Juni 2015) war neben langfristigen Verbindlichkeiten von 16,2 Millionen Euro ein negatives Eigenkapital von 3,2 Millionen Euro ausgewiesen. Die Schulden waren demnach höher als das Vermögen. Weil der Club dieses negative Eigenkapital nicht bis 31. Dezember 2015 um fünf Prozent senken konnte, mussten die Franken eine Strafe von 600 000 Euro an die Deutsche Fußball Liga (DFL) zahlen. Für die neue Saison heißt das: Die Auflagen der DFL fallen nicht weg. Dem 1. FC Nürnberg muss das Kunststück gelingen, sich finanziell zu konsolidieren und gleichzeitig aber eine schlagfertige Mannschaft zusammenzustellen. 

Man habe für beide Ligen parallel Planungen entworfen, sagte Bornemann. Das Ergebnis der Relegation wolle man aber zunächst einmal sacken lassen. „In einem oder zwei Tagen intensivieren wir unsere Planungen, damit wir dann im Juni oder Juli mit einer vernünftigen Mannschaft in die Saisonvorbereitung gehen können.“ Dass Trainer René Weiler den Verein verlassen könnte, „dafür gibt es keine Anhaltspunkte“, beruhigte er. Dafür könnte sich beim Spielerpersonal in den kommenden Wochen einiges ändern. Wie sich der Club in der Zukunft schlägt, das hänge davon ab, wer da bleibt, geht oder dazu kommt, sagte Weiler und stellte auch klar: „Es wird keine Selbstverständlichkeit sein, eine solche Spielzeit zu wiederholen.“

Einer, der den Verein verlassen könnte, ist Niclas Füllkrug. Werder Bremen hat eine Rückkaufoption für den Stürmer. Man habe das Interesse der Norddeutschen aus den Medien wahrgenommen“, sagte Bornemann. „Wir werden nun sehen, wie sich der neue sportliche Werder-Geschäftsführer Frank Baumann dazu äußert.“ Der zweite Kandidat ist Sebastian Kerk, der vom Aufsteiger SC Freiburg ausgeliehen ist. „Wir werden sehen, wie konkret Sebastian eine Rolle in den Freiburger Planungen spielt.“ Natürlich haben die Badener die positive Entwicklung des 22-Jährigen verfolgt. „Wir wollen unseren Hut in den Ring werden und mal sehen, ob wir damit Erfolg haben.“