Ingolstadt
Hämmern für mehr Kinderglück

Mit viel Eigenleistung und großzügigen Spenden: Eltern von Montessori-Schülern erneuern Spielplatz

15.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

Teils mit schwerem Gerät machten sich im April die Eltern der Montessori-Schüler an die Arbeit, um den Spielplatz der Johann-Michael-Sailer-Schule neu zu gestalten. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Man kennt die Bilder aus der Fernsehwerbung: Da werkeln emsige Väter und Mütter mit Hämmern und Holzplanken herum, mauern, sägen, schrauben, was das Zeug hält und bringen so einen maroden Spielplatz in Schuss. Die Kinder freut's anschließend. "Das haben die Eltern richtig toll gemacht", sagen sie.

Genauso geschehen ist es heuer im April auf dem Außengelände der Johann-Michael-Sailer-Schule. Sechs Tage lang packten rund 100 Leute - größtenteils Eltern der Montessori-Schüler - an und stampften so in Eigeninitiative quasi einen neuen Abenteuerspielplatz mit Tunnelrutsche, Baumhaus und Kletterseilgarten aus dem Boden. Ganz nach den Wünschen der Kinder, die zuvor nach ihren Ideen gefragt worden waren. Gefragt war auch die Geduld der Kleinen, denn das Vorhaben reifte laut Elternbeiratssprecherin und Initiatorin Andrea Diepenbrock seit 2011, musste jedoch wegen der fehlenden finanziellen Mittel immer wieder verschoben werden.

Nach einem internen Spendenaufruf, der 5700 Euro aus der Elternschaft einbrachte, sowie der Bereitstellung von Fördergeldern der Bürgerstiftung Ingolstadt (4000 Euro) und der Käthe-Flock-Stiftung Köln (5000 Euro), konnte es unter Anleitung von zwei Profis der Firma Gemeinsam Gestalten endlich losgehen und das lädierte Mikado-Klettergerüst durch selbst gebaute neue oder gut erhaltene Geräte ersetzt werden. So konnten die Hobby-Handwerker auf die Tunnelrutsche aus dem abgerissenen Kinderhaus in der Sebastianstraße zurückgreifen. Amüsante Notiz am Rande: "Ein paar Kinder, die vor einigen Jahren im Kinderhaus die Rutsche benutzten, rutschen heute wieder in ihr herunter, weil sie jetzt unsere Schule besuchen", sagt Diepenbrock.

Der neunjährige Leander aus Ingolstadt findet vor allem das Tunnelsystem gut. "Da kann man sich so gut drin verstecken", sagt er. Der Junge, der mal Schreiner oder Traktorfahrer werden möchte, durfte beim Bau sogar ein wenig mithelfen, ist auf dem Bagger mitgefahren und hat Kies verteilt. "Cooler Platz", sagt die neunjährige Eva aus Ingolstadt. Sie rutscht und klettert am liebsten, verrät sie. Ein bisschen traurig ist sie, weil es bald Herbst wird und die Spielplatzsaison damit allmählich zu Ende geht. Um so intensiver nutzen die Kinder ihre halbstündige Pause, um die letzten warmen Tage noch einmal ausgiebig auf "ihrem" Spielplatz zu verbringen.

"Am liebsten würden die Kinder schon in der Früh rausgehen", weiß Schulleiter Helmut Seuberth. Stolz ist er darauf, dass seit der Eröffnung am 12. April noch kein Unfall passiert sei. "Nicht mal ein verstauchter Fuß", sagt er. Zukünftig sei auch geplant, Unterrichtsstunden auf den Platz zu verlegen. Ein Atrium wurde hierfür extra mitangelegt.

Durch die Eigenleistung konnten die Eltern die Kosten für die Spielplatzerneuerung auf gut 24 000 Euro begrenzen. 9000 Euro steuerte die Schule bei. "Allein ein neuer Rutschenturm hätte schon 15 000 Euro gekostet", sagt Diepenbrock. Dass trotzdem nicht alle Wünsche der Kinder erfüllt werden konnten, lässt sich angesichts der großen Freude über den Spielplatz sicherlich verschmerzen. Denn auf den erträumten Swimmingpool mussten die Schüler leider verzichten.