München
Gymnasium: Schulminister sorgt für Unmut

CSU uneins über Arbeit des Kulturministeriums Spaenle präzisiert seine G 9-Vorstellungen

09.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

München (DK) Viel Reden, ohne viel zu sagen - diese Eigenschaft wird vielen Politikern nachgesagt. Bei Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU, Foto) ist diese Fähigkeit aber besonders stark ausgeprägt. Vor allem, wenn es um die Zukunft des Gymnasiums ging, hat er sie in den vergangenen Wochen ausgiebig eingesetzt.

Die Festlegung auf acht oder neun Jahre sei veraltetes Denken, war so eine Spaenle-Formel, um eine Positionierung zu vermeiden. Der Kassenschlager der vergangenen Wochen lautete: "Die Entscheidung trifft die Fraktion."

Nun hat er es aber doch getan. Nach sieben Monaten Dialogprozess hat Spaenle öffentlich gesagt, er sei für ein grundständiges G 9. "Das ist meine Haltung", bestätigte er vorgestern, nachdem er sich bereits in der vorangegangenen Fraktionssitzung für das G 9 ausgesprochen hatte. Wie neu Spaenles Positionierung ist, dazu sind die Meinungen in der Fraktion sehr unterschiedlich. "Intern hat er das schon oft gesagt", erklärt ein Abgeordneter. Ein anderer meint dagegen: "So deutlich war das bisher nicht."

Überhaupt gehen die Interpretationen zu Spaenle derzeit in der CSU weit auseinander. Nachdem die Gymnasiums-Entscheidung vertagt wurde, weil die Fraktion schriftliche Antworten auf einige Fragen will, nehmen die einen Spaenle in Schutz. "Das ist ein ganz normaler Vorgang", sagt ein Abgeordneter. Einen Zwist innerhalb der Fraktion oder zwischen Fraktion und Staatsregierung will er nicht erkennen. Das Vorgehen sei ohne jeden Streit in großer Übereinstimmung beschlossen worden, betont auch Fraktionschef Thomas Kreuzer.

Demgegenüber steht aber eine Reihe anderer Abgeordneter, bei denen der Unmut über Spaenles Arbeit täglich wächst. "Die Fragen, die wir stellen, sind die gleichen wie vor Monaten", schimpft einer. Es müsse mal ein konkretes Konzept aus dem Kultusministerium kommen. Aus Parteikreisen heißt es, in der Fraktion gebe es zwei ungefähr gleich große Lager mit eingefleischten Befürwortern von G 8 und G 9. Und dann noch ein sehr großes Lager, das vor allem eines will: Ruhe.

Trotz der Unzufriedenheit sitzt der Kultusminister aber nach Ansicht der meisten sicher im Sattel - als Münchner CSU-Bezirkschef hat er eine extrem große Hausmacht. In der Münchner CSU gebe es zwar Gegrummel, einen Putsch erwartet aber derzeit niemand. Allerdings werfen mehrere in der Fraktion die Frage auf, ob Spaenles Riesenministerium für Schulen, Wissenschaft und Kunst nicht verkleinert werden könnte. Auch aus der Opposition musste sich Spaenle gestern im Landtag wieder deutliche Worte anhören. "Regierungsversagen zulasten von Schülern, Eltern, Lehrern und Kommunen", wirft die SPD ihm vor. Die Grünen halten Spaenle und seine Arbeit für "armselig", "überfordert" und "Verkörperung des Durchwurschtelns". Und die Freien Wähler fordern, dass er endlich seine Ressortverantwortung wahrnehmen müsse.

Der Minister reagiert, indem er seine Vorstellung des künftigen Gymnasiums erstmals präzisiert. "Wenn man den Weg einschlagen sollte, den ich für richtig halte, ein grundständiges neunjähriges Gymnasium anzugehen, dann ist die Option zur Verkürzung der individuellen Lernzeit für mich zwingender Bestandteil." Die elfte Klasse müsste komplett neu konzipiert werden, das Überspringen durch vorherige Wahlkurse möglich sein. Die zweite Fremdsprache würde er ab der sechsten Klasse einführen. Diesmal hat Spaenle nicht nur geredet, er hat auch inhaltlich etwas gesagt. ‹ŒFoto: Lein/AFP