Wolnzach
Gymnasiasten schreiben Roman auf Englisch

22.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:18 Uhr
"Mysterious Messages" heißt der Roman, an dem Katrina Häupel (sitzend von links), Madeleine Heßberg und Sebastian Knoll schreiben. Ihre Mitschülerin Alina Eberhardt-Talens (hinten rechts) hatte die Idee und stieß bei ihrer Lehrerin Karin Schmid (hinten links) auf offene Ohren. −Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Sie sind 14 und 15 Jahre alt und pflegen im Moment eine eher ungewöhnliche Leidenschaft für ihr Alter: Sie verfassen gemeinsam einen Fortsetzungsroman. Dem nicht genug: Die vier Neuntklässler des Hallertau-Gymnasiums schreiben auf Englisch. Jede Woche steht auf der Schul-Homepage ein neues Kapitel.

Die Idee dazu hatte Alina Eberhardt-Talens (9b), als ihre Englischlehrerin Karin Schmid im Unterricht ankündigte, dass sie demnächst das Texteschreiben üben würden. "Jeder könnte doch ein Kapitel eines Buches schreiben, das von einem zum anderen weitergegeben wird", dachte sich Alina. Da das aber innerhalb der Klasse wegen des unterschiedlichen Könnens schwierig umzusetzen ist, machte Karin Schmid daraus kurzerhand ein Projekt zur Begabtenförderung. Sie sprach besonders gute Schüler an, von denen sich tatsächlich einige an die Arbeit machten - und inzwischen richtiggehend Blut geleckt haben.

"Das Schreiben macht ziemlich Spaß", sagt Madeleine Heßberg (9a). "Ich hätte nicht gedacht, dass ich dafür qualifiziert bin.". Ist sie aber. Genauso wie Katrina Häupel (9b) und Sebastian Knoll (9b), die - mit Alina im Hintergrund als Lektorin, Testleserin und Organisatorin - inzwischen bereits vier Folgen auf der Homepage des Gymnasiums veröffentlicht haben. Und die nächsten Folgen sind auch schon fix und fertig in der Schublade beziehungsweise im Computer. Aus Zeitgründen musste Sebastian zwar inzwischen aus dem Projekt aussteigen, seine Co-Autorinnen aber sind nach wie vor mit Begeisterung dabei.

Warum, das beschreibt Katrina fast schon etwas philosophisch: "Ein Buch ist wie eine Welt, die man in Händen hält. Beim Schreiben kann man eine neue Welt aufs Papier bringen, die die anderen noch nicht kennen." Die 15-Jährige ist, wie ihre Mitstreiter bestätigen, besonders kreativ und schreibt gerne Texte. Sie hat deshalb auch die Grundlagen für den Roman gelegt: also sich das Thema ausgedacht und die Hauptcharaktere festgelegt, sozusagen eine "Story-Line" entworfen. Innerhalb dieser haben die Autoren, die abwechselnd ein Kapitel verfassen, dann aber ihre Freiheiten. So wird die Geschichte "eine Mischung aus verschiedenen Geschmäckern", sagt Madeleine. Und aus verschiedenen Stilen, denn jeder hat so seine Eigenheiten. Madeleines Stil beschreiben ihre Freunde als besonders lebhaft und lustig, Katrinas - sie ist "Native Speaker", also englischsprachig aufgewachsen - als sehr authentisch und glaubhaft. Trotz der verschiedenen Stile klappt das Zusammenspiel gut. Wie viel jeder schreiben muss, ist nicht festgelegt. Es gibt Kapitel mit nur einer Seite und welche mit vier oder fünf Seiten. Geschrieben wird entweder in der Schule - denn für dieses Projekt dürfen die Schüler abwechselnd eine komplette Woche dem dreistündigen Englischunterricht fernbleiben - oder auch daheim, wenn diese Zeit nicht ausreicht.

Ihren Roman würden die jungen Autoren am ehesten in die Fantasy-Piraten-Science-Fiction-Schiene einordnen. Die Geschichte spielt in der Zukunft, die Hauptperson Nico lebt in eine "ganz anderen Welt als der unseren", beschreibt Katrina, um was es in der Geschichte mit dem Titel "Mysterious Messages" geht: Nico und seine Freunde bekommen geheimnisvolle Nachrichten von einem Unbekannten, werden schließlich sogar gekidnappt. Wer auf der Seite der Guten und der Bösen steht, das stellt sich erst im Laufe der Geschichte heraus. Und die wird noch einige Kapitel haben: "Ursprünglich war gedacht, dass das Projekt mit diesem Schuljahr beendet ist", so Englischlehrerin Karin Schmid. "Aber die Schüler schreiben und schreiben", so dass es wohl darüber hinaus weitergeführt wird. Das ist ganz im Sinne der Beteiligten: "Das Projekt ist zu schön, um es am Schuljahresende abzubrechen", sind sie sich einig.

Jeden Montag während der Schulzeit wird ein neuer Teil der Geschichte veröffentlicht. Darauf angesprochen werden die Verfasser bisher vor allem von Lehrern, berichten sie. "Da freut man sich dann schon", erzählt Katrina. "Es ist ein schönes Gefühl, das etwas, das ich mache, anderen gefällt."

Katrin Rebl