Ingolstadt
Gute Quoten, gute Platzierungen

Bayerns Sparkassen haben bundesweit die wenigsten faulen Kredite - Institute der Region vorne dabei

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Ingolstadt (DK) Durchweg gute Noten für die bayerischen Sparkassen: Sie haben im bundesweiten Vergleich aller 409 Institute die wenigsten notleidenden – also faulen – Kredite am laufen. Die Kassen in der Region belegen dabei größtenteils absolute Spitzenpositionen.

Ausgewertet wurden die Zahlen des Jahres 2014. Diese lagen am vollständigsten und somit belastbarsten vor. Daten für das vergangene Jahr waren noch nicht verfügbar. Das solideste Kreditgeschäft unter den Kassen der Region kann demnach die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen vorweisen. Bei lediglich 0,08 Prozent ihrer vergeben Finanzspritzen droht den zahlen nach eine verzögerte oder gar keine Rückzahlung.

Die Kasse findet sich damit auch deutschlandweit auf den vorderen Plätzen wieder. Sie wird nur noch von der Stadt- und Kreissparkasse Moosburg mit einer Quote von 0,07 Prozent unterboten. Rainer Wörz, Vorstandsmitglied der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, weiß den Erfolg einzuordnen: „Wir profitieren natürlich von der prosperierenden Region und der Nähe zu Ingolstadt“, sagte Wörz gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Übermütig wolle man nicht werden, zu wagemutige Kreditvergaben sollen selten bleiben. „Bei uns wird auch weiterhin das solide Wirtschaften an erster Stelle stehen“, sagte Wörz weiter.

Neben der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen stehen in der Region vor allem die Institute aus Eichstätt und Pfaffenhofen mit einer Quote von 0,18 Prozent und 0,19 Prozent sehr gut da. Sie belegen damit im bundesweiten Ranking die Plätze fünf und sechs. „Wir haben immer eine Kreditpolitik gefahren, die nicht auf Risiko, sondern auf Vernunft aufbaut“, kommentierte gestern Emmeran Hollweck, Vorstandschef der Sparkasse Eichstätt. Auch er verwies gegenüber unserer Zeitung auf die positive Wirtschaftslage rund um Ingolstadt. Die größte Sparkasse der Region sitzt bekanntlich in Ingolstadt. Sie hat 2014 Kredite im Gesamtwert von rund 4,5 Millionen Euro vergeben. 0,29 Prozent davon drohen faul zu sein – für ein vergleichsweise großes Institut ein guter Wert. Die Sparkasse konnte gestern zu den Zahlen noch keine Einschätzung geben.

Hier finden Sie eine Tabelle mit den Volumen der vergebenen und notleidenden Kredite, aufgeteilt nach Gesamtsumme, Privatpersonnen und Krediten an Unternehmen und Selbstständige.

Die schlechtesten Werte in der Region verbucht die Sparkasse Mittelfranken Süd mit Sitz in Roth. Sie unterhält unter anderem Geldautomaten und Filialen in Hilpoltstein, Greding oder Thalmässing. Mit einer Quote von 0,73 Prozent notleidender Kredite ist die mittelfränkische Kasse zwar im Vergleich zu ihren Nachbarkassen in Eichstätt oder Kelheim abschlagen, bundesweit betrachtet ist dies aber noch immer ein herausragendes Ergebnis.

Denn wirklich dramatisch sieht die Situation ohnehin an ganz anderen Ecken der Republik aus. Die Sparkasse St. Blasien im Südschwarzwald hat mit 7,84 Prozent die meisten faulen Kredite in ihrem Portfolio. Damit ist ihre Quote satte 98-mal höher als jene der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen. Dahin folgen das Kassenkonglomerat Dinslaken, Voerde und Hünxe (Nordrhein-Westfalen) mit 7,36 Prozent an faulen Krediten und die Kreissparkasse Tuttlingen (Baden-Württemberg) mit 6,47 Prozent.

Im Vergleich der Bundesländer liegen die bayerischen Sparkassen mit einem Anteil an faulen Krediten von durchschnittlich 0,68 Prozent an der Spitze. Am schlechtesten stehen überraschend die Institute in Baden-Württemberg da. Ihre Kunden zahlten 2014 im Schnitt in 2,34 Prozent aller Fälle zu spät oder überhaupt nicht. Der dortige Sparkassenverband verteidigt sich und teilt mit: Man könne ein Kreditrisiko auch unterschiedliche bewerten.

Die Sparkassen haben zuletzt ihr Kreditvolumen deutlich erhöht. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008, unter der gerade private Institute gelitten haben, hat sich das Vertrauen in die Sparkassen erhöht. Zum Ende des letzten Jahres hatten die 409 deutschen Sparkassen Kredite von mehr als 745 Millionen Euro vergeben. Der Dachverband will, dass die Sparkassen nachlegen. In einem Zeitungsinterview sagte Verbandspräsident Georg Fahrenschon, dass sich „zu viele Sparkassen damit begnügt haben, die Spareinlagen der Kunden in Wertpapiere zu stecken, anstatt rege Kredite vor Ort zu vergeben“.

 

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der „FAZ“ und Correctiv entstanden. Correctiv ist ein gemeinnütziges Recherchebüro, das sich zum Ziel gesetzt hat, Bürgern Zugang zu wichtigen Informationen zu bieten.