Hütting
"Gute Lügen leben länger"

Hüttinger Laiendarsteller spielen sich in die Herzen der Zuschauer

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Schwarzarbeiterfahnder Heinrich Haargenau (Josef Spenninger) gibt nach diversen Wodka-Runden mit den polnischen Tanten (links Carolin Baier, rechts Katharina Schabacker) zu, selbst schwarz zu arbeiten - Foto: Scheurer

Hütting (DK) Den richtigen Riecher hatte Regisseurin Martina Weigl, die für die Hüttinger Theaterbühne den Dreiakter „Polnische Wirtschaft oder Gute Lügen leben länger“ von Bernd Gombold wählte. Besser hätte die Besetzung der Rollen nicht sein können, so haben diese wie die Faust aufs Auge gepasst.

Das kurzweilige Stück spielte im Wohnzimmer von Ehepaar Müller, das eine nicht gerade profitable Autowerkstatt führt. Neben dem Sofa stehen Alufelgen. Neben dem Fernsehgerät türmen sich Scheinwerfer, Ordner und nicht bezahlte Rechnungen. Auch ein altes Lenkrad und diverse Werkzeuge finden seinen Platz. Monika und Martin Müller (Stefanie Schlosser, Stefan Mertl) kämpfen ums nackte Überleben, zudem müssen sie auch noch den erfolglosen, aber hungrigen und armen Erfinder Matthias Müller (Manfred Mertl) und den lebenslustigen polnischen Schwarzarbeiter Kasimir (Jorge La-Salette) durchfüttern. Der notwendige Kredit wird von Bankdirektor Dr. Peter Profitlich – überzeugend dargestellt von Joachim Seitz, der auch im Waren leben Bankangestellter ist – nicht genehmigt, der jedoch notwendig ist, um das Nachbargrundstück zu erwerben. Die bissige Bürgermeisterin Sabine Kleinschmidt-Großhans (Lara Sohn) gibt dieses aber nicht heraus und somit können die Müllers nicht investieren. Außerdem rückt dem Handwerkerpaar auch noch der neugierige Beamte der Schwarzarbeiterfahndung Heinrich Haargenau auf die Pelle. Dieser wurde dargestellt von Josef Spenninger, der sich mit dieser lustigen Rolle in die Herzen der Zuschauer spielte und von Akt zu Akt steigerte. Regelmäßig zu Besuch in der Werkstatt ist auch die Briefträgerin Paula (Andrea Schlosser), die sich in Kasimir verguckt hat und nicht mit ihren weiblichen Reizen geizte. Schlosser gab ihr Theater-Debüt, was ihr brillant gelang. Als ein Brief des Patenamts mit Bestätigung eines Patents ins Haus weht, wittern Bank und Gemeinde das große Geschäft. Der hausinterne Daniel Düsentrieb, der neben Weizeneinschenkautomat auch elektrische Stühle und Augenbraunzupfmaschinen erfindet, arbeitet gerade an einem „Öko-Auto-Abgas-Treibstoff-Umwandlungsprozessor“, kurzerhand ein Staubsauger, der Abgase in Sprit umwandeln soll. Als dann noch Kasimirs Tanten Olga und Stanislava (Carolin Baier, Katharina Schabacker) auftauchen, ist das Chaos perfekt.

Souffleuse Anja Spenninger hatte bei dieser professionellen eingespielten Truppe keinen einzigen Einsatz. Für die perfekte Maske sorgte Annika Mertl. Passend zum Titel gab es in den Pausen „Polnische“ und Bowle mit polnischem Wodka. Die Hüttinger Jura-Schützen können stolz auf ihre Laienschauspieler sein. Die Zuschauer waren sich einig: „Wir freuen uns schon auf die nächste Theatersaison.“