Ingolstadt (DK) Schon seit fast zwei Jahren gibt es in Ingolstadt nur noch ein einziges Kino: das an der Peripherie gelegene Cinestar. Vor allem junge Leute leiden unter der Situation, weil sie mit dem Bus sehr schlecht dort hinkommen. Die Jugendredaktion hat sich unter den frustrierten Film-Freunden umgehört.
"Es gibt nur ein einziges Kino, das Cinestar, in ganz Ingolstadt! Das ist ja wirklich schön, aber trotzdem für eine doch so große Stadt bei Weitem zu wenig", klagt eine 17 Jahre alte Ingolstädter Gymnasiastin – und mit dieser Meinung ist sie keineswegs allein. Kritik an der Situation üben junge Leute häufig, zum Beispiel Philipp: "Zum einzigen Kino in Ingolstadt habe ich überhaupt keine Busverbindung, und teuer ist es abgesehen vom wöchentlichen Kinotag auch noch."
Odyssee mit dem Bus
Dem kann seine 17-jährige Klassenkameradin nur zustimmen: "Ich gehe grundsätzlich nur an Kinotagen ins Kino, weil ich den nicht ermäßigten Preis wirklich für sehr hoch halte."
Vor allem die mit dem Bus nur schwer zu erreichende Lage des Kinos am Westpark am nordwestlichen Rand der Stadt, ist ein großer Kritikpunkt. "Ich habe Glück und wohne in der Nähe des Cinestars", erklärt Ralph, "aber für andere ist das schon ein Problem, wenn man oft umständlich umsteigen und warten muss oder mit dem Rad so weit zu fahren hat, gerade spät abends, wenn’s schon dunkel ist." Und der elfjährige Oliver klagt: "Dass das Cinestar so weit weg ist, finde ich total blöd! Um mir mit Freunden einen Film anzusehen, muss ich am Busbahnhof umsteigen. Und am Wochenende, wenn man am meisten Zeit hat, um was zu unternehmen, muss ich auch noch lange auf den Bus warten, der zum Kino fährt."
Anders sieht es beim volljährigen Lars aus. Weil er bereits den Führerschein hat, kommt er problemlos zum Kino. Eltern von Schülern in der Unterstufe klagen jedoch über die Entfernung. Eine Mutter erzählt: "Wir haben nur ein Auto, daher ist es mir nicht möglich, mein Kind unter der Woche ins Kino zu fahren. Weil keine direkte Busverbindung besteht, mache ich mir immer Sorgen, ob das mit dem Umsteigen klappt. Wird der auch noch verpasst, fängt der Film ohne mein frustriertes Kind an. Vor allem im Winter lasse ich meine Kinder ungern allein bis ins Kino fahren. Sie dann selbst hinzubringen und die zwei Stunden, bis der Film aus ist, zu warten, weil sich das Heimfahren nicht mehr lohnt, ist schon ein unnötiger Aufwand, der bei den mittlerweile leider geschlossenen Altstadtkinos nicht nötig war!"
"Zu wenige Klassiker"
Ein weiterer Punkt, mit dem einige Jugendliche nicht zufrieden sind, ist die Filmauswahl. "Ich finde es schlecht, dass fast nur Mainstream-Streifen gezeigt werden. Nur weil sie mit Starbesetzung aus Hollywood kommen, heißt das noch lang nicht, dass die Filme auch gut sind!", klagt eine 17-Jährige. Ralph kritisiert nicht weniger: "Es wird im Wesentlichen Aktuelles angeboten, das viel Geld einbringen soll. Ich würde es dagegen sehr begrüßen, wenn auch Klassiker oder Filme aus den 90ern mit mehr Gehalt gezeigt würden, zum Beispiel ,American Beauty’." Steffi findet: "Ich gönne mir nicht so häufig einen teuren Kinobesuch, eigentlich nur dann, wenn wirklich tolle Filme laufen, sonst ist es mir den ganzen Aufwand beim besten Willen nicht wert."
Wenn die Schüler die Wahl haben, einen Film im Kino zu sehen oder die DVD zu kaufen, scheiden sich die Geister. "Ich bevorzuge die DVD, denn die kann man sich immer wieder anschauen", findet Philipp. Außerdem: "Wegen des G8 habe ich erst gar nicht so viel Zeit, deshalb komme ich nicht allzu oft dazu, ins Kino zu gehen." "Eine DVD lässt sich mühelos dazwischenschieben, während der Aufwand ins Kino zu fahren viel Zeit kostet, die ich nicht habe", erläutert Horst (17). Ganz klar das Kino wählt dagegen Gabi, "weil das einfach ein Erlebnis ist mit der großen Leinwand und der packenden Akustik". Denn: "Ein Kinofilm ist immer was Besonderes!"
Letztendlich ist also ein Besuch im Lichtspielhaus trotz aller Unannehmlichkeiten dann doch immer großes Kino.
