München
Gute Aussichten im Münchner Kunstareal

Das Ägyptische Museum holt erstmals eine Oper ins Haus und eröffnet ein kleines Café

30.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:49 Uhr
Beliebtes Museum: Der Neubau des Ägyptischen Museums in München gegenüber der Alten Pinakothek wurde 2013 eröffnet. −Foto: Kjer/dpa

München (DK) Von der Vision eines perfekt vernetzten Münchner Kunstareals hört man derzeit eher wenig.

Und die weißen und schwarzen Orientierungsstelen - eine plakative, nicht ganz preisgünstige erste Großaktion - fallen niemandem wirklich auf. Gut also, wenn die Häuser wenigstens untereinander, quasi auf dem kurzen Dienstweg, zusammenarbeiten und zum Beispiel Objekte austauschen.

Als die sanierungsbedingte Schließung der Glyptothek bekannt wurde, kam Direktorin Sylvia Schoske jedenfalls schnell auf die Idee, die eigene Dauerausstellung im Museum Ägyptischer Kunst mit Leihgaben aus den Antikensammlungen aufzufrischen. Dazu gehören Highlights wie der Winckelmann-Faun oder eine Büste Hadrians, der dem schönen Antinous gegenübergestellt wird. Den Kaiser und seinen Günstling verband bekanntlich mehr als ein Arbeitsverhältnis.

Und Schoske zeigt auch sonst keinerlei Berührungsängste, das reicht im Haus mittlerweile vom Poetry-Slam bis zur Halloween-Führung. Deshalb kommt Ende August große Oper ins unterirdische Museum an der Gabelsbergerstraße. Aufgeführt wird Giuseppe Verdis "Aida", das ist naheliegend, allerdings im überschaubaren Pocket-Format der Truppe Opera incognita. Ihr Straubinger Initiator und Dauerregisseur Andreas Wiedermann hat sich mit Inszenierungen an ungewöhnlichen, aber doch auch passenden Orten einen Namen gemacht. Und das Drama am Nil wird sicher mit Aktuellem verknüpft.

Vor über fünf Jahren ist im Juni 2013 das ägyptische Museum im gemeinsamen Neubau mit der Hochschule für Fernsehen und Film eröffnet worden. Seither wundern sich Besucher, weshalb man damals ausgerechnet auf ein Café verzichtet hat. Nun werden Teile des Shops abgezweigt, und Mitte Februar soll dann endlich das "Ludovico" die ersten Gäste empfangen. Für Opulenteres fehlt der Platz; vielmehr kann man sich bei italienischem Kaffee, Getränken und Snacks für den nächsten Rundgang stärken.

Vor allem Mumien ziehen Besucher an, und gibt es neue Erkenntnisse, umso mehr. Beim "Mumientag" am 1. Juni wird das spannende Innenleben eines altägyptischen Stuckkopfs aus der Römerzeit aufbereitet. In Zusammenarbeit mit dem Mediziner Andreas Nerlich vom Institut für Pathologie der Klinik Bogenhausen gingen die Ägyptologen diesem kuriosen, singulären Objekt ans Eingemachte und fanden Mumienbinden und Teile eines menschlichen Schädels. Genauso wurde eine Kindermumie aus der Sammlung erforscht und mit deren Porträt verglichen. Neben computer-tomografischen Untersuchungen waren hier aber die softwarebasierten Rekonstruktionen der Kriminologen gefragt.

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München, Gabelsbergerstraße 35, geöffnet Mi bis So 10 bis 18, Di bis 20 Uhr.

Christa Sigg