Irfersdorf
Gut zu Fuß

Irfersdorfer Faschingsfreunde sammeln bei Hausumgang für guten Zweck 70 Jahre alte Tradition

27.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Rund 20 Faschingsfreunde zogen heuer von Haus zu Haus, um für einen guten Zweck zu sammeln.

Irfersdorf (DK) Das Spendensammeln der Faschingsfreunde am Rosenmontag hat in Irfersdorf eine lange Tradition. Vor rund 70 Jahren zogen die ersten Maschkerer von Haus zu Haus. Heuer mischte sich mit Radiomoderator Hakan "Haxi" Turan sogar ein prominenter Sammler unter die Truppe.

Los geht es mit einem zünftigen Weißwurstfrühstück. "Das brauchen wir unbedingt, um uns eine gewisse Unterlage zu schaffen", meint ein Herr mit Zylinder. Die Lokalität für das Einstimmen auf die Sammelaktion wird jedes Jahr gewechselt. Heuer hat Petra Wittmann eingeladen. "Ich habe vor kurzem einen runden Geburtstag gefeiert und bin stolz darauf, die Maschkerer diesmal begrüßen zu dürfen", sagt die Gastgeberin. Mit einem lauten "Hallo" heißen die Faschingsfreunde anschließend einen ganz besonderen Gast willkommen. Hakan "Haxi" Turan will diesem Spektakel unbedingt einmal selbst beiwohnen und die Sammler von Haus zu Haus begleiten. Turan gehört wohl zu den bekanntesten Radiomoderatoren Deutschlands. Unter anderem kennt man ihn als Sprecher bei Antenne Bayern. "Nachdem wir schon öfter an die Stiftung ,Antenne Bayern hilft' spendeten, habe ich Haxi einfach mal nach Irfersdorf eingeladen - und er hat prompt zugesagt", erklärt Mitorganisator Bernhard Forster, der seine Freude über den Besuch nicht verbirgt.

Dann greift Stefan Seitz zu seiner Quetschn. Zum Aufwärmen schmettern die Faschingsfreunde einige Lieder. Der eine oder andere wagt sogar ein Tänzchen. Als eine Stimme im Hintergrund verkündet: "Jungs, wir haben bloß noch drei Minuten", herrscht plötzlich Aufbruchsstimmung. Christian "Kretschi" Kretschmeier schnappt sich seine Teufelsgeige und Uwe Madüske kramt seine Vuvuzela hervor, die wohl noch von der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika übrig geblieben war. Nun geht sie los, die Tour von Haus zu Haus.

Auch auf dem Weg stimmen die Männer in fröhlichen Gesang ein. An jeder Haustür bitten die Faschingsfreunde um eine Spende für den guten Zweck. "Wenn man bedenkt, dass es im Dorf rund 130 Häuser gibt, haben wir noch einiges vor uns", meint ein junger Mann im Hochzeitsanzug ob der vielen Meter, die er an diesem Tag wohl noch zurücklegen wird. Turan freut sich, dabei sein zu dürfen. "Es ist echt klasse, was man hier auf die Beine stellt", so der Moderator.

Bei der ausgelassenen Stimmung möchte man gar nicht meinen, dass der Brauch des Haussammelns in Irfersdorf lange Zeit nicht mehr gepflegt wurde. Begonnen hat alles vor rund 70 Jahren. Eine Gruppe bunt gekleideter Maschkerer - später überwiegend im schwarzen Anzug mit Zylinder, Krempenhut oder Melone - zog durch das Dorf. Eine Renaissance erlebte das Sammeln am Rosenmontag dann erst vor sieben Jahren. "Gespielt wurde schon damals auf der Quetschn und der Teufelsgeige", erinnert sich Bernhard Forster an seine Zeit in den 1990er-Jahren zurück. Als Sammelergebnis überwogen die Naturalien - wie Eier und Bratwürste, die dann in der Kirbn landeten. "Ab und zu war auch ein Geldstück dabei", so Forster. Beim damaligen Bärenwirt wurde anschließend eingekehrt. "Wir schlugen uns die Eier in die Pfanne und haben so richtig Brotzeit gemacht", denkt der Irfersdorfer noch gerne an die Neuanfänge zurück. "Nun hat sich der Zweck gewandelt. Naturalien werden kaum noch gesammelt, sondern überwiegend Geld für einen guten Zweck", erklärt Forster am Rande des Umzugs, bei dem er nach wie vor mit Leidenschaft dabei ist.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Pro Sammelaktion kommen rund 1000 Euro zusammen. Dieser Betrag wird dann gedrittelt und auf verschiedene Hilfsaktionen verteilt. So konnten die Faschingsfreunde seit Wiederbeginn bereits rund 7000 Euro an Organisationen für Hilfsbedürftige weitergeben.

Die Irfersdorfer Faschingsfreunde haben allerdings auch feste Regeln. Mitmachen beim Sammeln von Haus zu Haus dürfen nur Männer. "Und die sollten schon mindestens 18 Jahre alt sein", fügt Forster hinzu. Als Kleidung ist der große Anzug - der Hochzeitsanzug - erwünscht. Denn die Maschkerer wollen schließlich "gepflegt daherkommen". Besonders wichtig ist es für Forster, dass stets die Dorfbevölkerung spendet. "Wir sind nur die Sammler", stellt der Irfersdorfer klar. Hinter dem Projekt steht auch kein bestimmter Verein. "Wir sammeln ganz einfach für einen guten Zweck und haben unsere Gaudi dabei", meint Forster und marschiert weiter mit seinen feschen Begleitern von Haus zu Haus.