Pietenfeld
"Gut, gesund und satt"

Kitaverpflegung im Kinderhaus St. Michael Pietenfeld in München ausgezeichnet

04.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:04 Uhr
Bei der Urkundenverleihung in München: (von links) Hauswirtschafterin Bettina Kraus, Ernährungsministerin Michaela Kaniber und die Verpflegungsbeauftragte Diana Bittl. −Foto: Kleinhans

Pietenfeld (EK) Insgesamt 38 Kindertagesstätten und 41 Schulen haben in ganz Bayern in diesem Schuljahr mit der Unterstützung externer Profis die Verpflegung in ihrer Einrichtung auf den Prüfstand gestellt und verbessert.

Hierzu darf sich auch das Kinderhaus St. Michael in Pietenfeld zählen und wurde dafür von Ernährungsministerin Michaela Kaniber mit einer Urkunde ausgezeichnet.

Seit 2010 unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Kitas, ihre Verpflegung zu optimieren. Ausgewählte Bewerber werden hierbei von einem Coach fachlich unterstützt. Die Einrichtungen haben so einen ständigen Ansprechpartner für Fragen und die Möglichkeit ihr Verpflegungsangebot zu verbessern. Nach einer Bestandsaufnahme erhalten die Einrichtungen kein Patentrezept als Lösung, sondern Anregungen, wie die Verpflegung gesünder, kindgerechter oder nachhaltiger gestaltet werden kann. "Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Wir haben uns einen guten Standard erarbeitet, den wir jetzt halten möchten", resümiert die Verpflegungsbeauftragte Diana Bittl. Für dieses Engagement und erreichte Ziel hat Ernährungsministerin Michaela Kaniber den Coaching-Teilnehmern in München ihre Urkunde überreicht. "Damit stellen wir Ihrem Engagement beste Noten aus: Sie haben es gemeinsam geschafft die Verpflegung Ihrer Kinder gesünder, regionaler und nachhaltiger zu machen", sagte sie in ihrer Festrede. Die Bedeutung nachhaltiger und regionaler Ernährung sei nicht nur ein wichtiger Bildungsauftrag: "Die Kinder sollen das auch jeden Tag bei ihren Mahlzeiten in der Kita und in der Schule erleben und schmecken. "

Ein Jahr lang wurde das Kinderhaus St. Michael von der Ernährungsfachkraft Katharina Schwab "gecoacht". Seitdem gibt es im Kinderhaus ein Verpflegungsleitbild, in dem klar und übersichtlich beschrieben wird, wie sich die Ernährung gestaltet. Dadurch bekommen auch die Eltern einen Einblick, nach welchen Kriterien der Speiseplan gestaltet wird, woher die verwendeten Lebensmittel kommen, wie der organisatorische Ablauf und die pädagogische Gestaltung der Mahlzeiten ist. So bezieht der Kindergarten nun viele Nudel- und Reisprodukte in der Vollkornvariante und teilweise auch in Bioqualität. Die Backwaren (auch Vollkorn) werden jetzt von einem regionalen Bäcker geliefert, dessen Bäckermobil wöchentlich nach Pietenfeld kommt. Joghurt wird mit frisch geschnittenem Obst verfeinert und Zucker insgesamt sehr sparsam eingesetzt. "Uns hat das Coaching sehr viel gebracht", so die Leitung des Kinderhauses. "Wir haben uns sehr intensiv mit dem Thema Mahlzeiten auseinander gesetzt und viel für den Kindergarten aber auch privat Lehren daraus gezogen. " Einzig die Tatsache, dass nur neun Eltern von über 60 zum abgehaltenen Infoabend zum Thema Ernährung gekommen sind findet die Kinderhausleitung äußerst schade. Schließlich war noch vor einem Jahr die Situation eine ganz andere. "Es ist bei uns mehr ein Abfüttern, als eine hochwertige Essenssituation", hat die Kinderhausleitung, Christina Frohne damals in ihrer Bewerbung geschrieben. Während die pädagogischen Fachkräfte damit betraut waren, das Mittagessen für die Kinder zu kochen, können sie sich heute voll und ganz ihrer eigentlichen Aufgabe widmen. Seit September ist die gelernte Hauswirtschafterin Bettina Kraus für die Speisenzubereitung verantwortlich und kann die Erzieherinnen durch die offene Küchenzeile ideal unterstützen. Die Atmosphäre sei viel ruhiger geworden, weil die Pädagoginnen nun gemeinsam mit den Kindern am Tisch sitzen. Sie geben den Kindern - wenn nötig - Hilfestellung und regen zum Probieren der Speisen an. Das Kinderhaus St. Michael in Pietenfeld versteht die Mahlzeiten als pädagogisch wertvolle Zeit, die den Kindern vielfältige Lernmöglichkeiten bietet: Bei Tischdiensten übernehmen sie Verantwortung. Tischgespräche stillen das Bedürfnis nach sozialen Kontakten und erörtern, was da eigentlich genau auf dem Teller liegt und nach was es schmeckt. Auch die Körperwahrnehmung wird geschult, weil sich die Kinder jeweils so viel auf ihren Teller nehmen, wie es ihrem Appetit entspricht.

Nachdem die Erweiterung des Kindergartens mit der Krippe und dem Kinderbistro und offener Küchenzeile im September 2018 fertig gestellt wurde, kam das Coaching Kitaverpflegung gerade recht. "Für uns war es ein sinnvoller Zeitpunkt für das Coaching. Nun können wir viel selbstbewusster mit dem Thema Ernährung umgehen", so die Kinderhausleitung. "In unseren Augen hat sich die Situation beim Essen sehr verbessert und auch unser Speiseplan ist wesentlich abwechslungsreicher geworden. " Mittlerweile hat sich der offene Speiseraum zum zentralen Treffpunkt in der Kita entwickelt. Ein bisschen so, wie der Küchentisch Zuhause.

Kerstin Kleinhans