Ingolstadt
Gut gerüstet für das Leben

27.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Mario Jankovic hat sich mit dem besten Quali in Ingolstadt den prominenten Platz neben Oberbürgermeister Alfred Lehmann redlich verdient. Aber auch die schulischen Leistungen der anderen 25 Hauptschulabsolventen, die gestern Vormittag im Audi-Bildungszentrum geehrt wurden, können sich sehen lassen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Anerkennung gab es von allen Seiten: Die 26 besten Absolventen der Ingolstädter Hauptschulen wurden gestern im Audi-Bildungszentrum von Oberbürgermeister Alfred Lehmann ausgezeichnet – die Leistung eines Schülers überstrahlt aber alle anderen.

Allein schon sein Notenschnitt ist aller Ehren wert: Den qualifizierenden Hauptschulabschluss machte Mario Jankovic mit 1,38 – die beste Abschlussnote aller Geehrten. Dass er erst 2008 aus Mazedonien nach Ingolstadt gekommen ist und damals noch kein Wort Deutsch sprach, setzt seiner Leistung aber die Krone auf. "Ich habe viele Bücher gelesen, und auch meine Lehrer haben mir sehr geholfen, die Sprache zu lernen. Vor den Abschlussprüfungen hatte ich trotzdem etwas Angst", erzählt der Schüler beinahe ohne Akzent. Seine große Leidenschaft gehört der Mathematik. "Das ist mein Lieblingsfach. Ich möchte später Mathe studieren", beschreibt er sein Fernziel. Zuvor wird er aber noch in der zehnten Klasse den mittleren Schulabschluss machen, dann wartet die Fachoberschule. Kein einfacher Weg, aber Mario Jankovic kann ihn erfolgreich beschreiten, tut er sich mit der Schule doch leicht. "Ich habe zwei oder drei Stunden am Tag für den Quali gelernt, vielleicht sogar etwas weniger als meine Mitschüler."

 
Ein Schüler wie Mario Jankovic zeigt, dass – trotz aller Vorurteile und sogar unter schwierigen Startbedingungen – auch die Hauptschule eine Chance auf einen erfolgreichen Werdegang bietet. Das war auch die Quintessenz aller Redner. OB Lehmann betonte, dass die Hauptschüler nun "den Rucksack mit den richtigen Eigenschaften gepackt haben". Die Hauptschule vermittle entscheidende Kompetenzen, das Leben zu meistern. Dies sei wichtiger als das Schulwissen. "Das werden Sie zu 99 Prozent wieder vergessen", so der OB. Die 26 Geehrten – 18 mit qualifizierendem Hauptschulabschluss, acht mit mittlerem Abschluss – hätten gezeigt, dass sie anpacken können, und das prädestiniere sie für kommende Aufgaben. Von insgesamt 438 Schülern aus den Regelklassen und den drei M-Zügen – mit einer zusätzlichen zehnten Klasse können Schüler auf diesem Weg an der Hauptschule einen mittleren Abschluss machen – haben 290 den Quali bestanden. 96 haben den mittleren Bildungsabschluss gemacht.

Alle von ihnen sind potenzielle Nachwuchskräfte für Audi, auch deshalb richtet der Automobilhersteller jedes Jahr diese Ehrung aus. "Wir schätzen die Hauptschule als wichtige Schulart mit einem eigenen Profil, das die praktischen Neigungen fördert", sagte Peter Hochholdinger, der Leiter des Audi-Presswerks. Trotz ihrer guten Leistungen stünden die Absolventen aber erst am Anfang. "Sie müssen ihren Weg aktiv weitergehen. Dann sind Sie die Leistungsträger der Zukunft."

Schulamtsdirektor Anton Mang freute sich, dass Audi mit dieser Ehrung seit langem sein Interesse an der Hauptschule, die künftig Mittelschule heißen wird, zeigt: "Diese Schulart hat Gewicht in der Wirtschaft. Das ist Chance und Verpflichtung zugleich." Es sei eine falsche Vorstellung, dass es in der Gesellschaft nur jemand zu etwas bringen könne, der auf das Gymnasium gehe. Nicht nur Mario Jankovic könnte für diese These eines Tages als leuchtendes Beispiel stehen.