Vohburg
Gut, dass es nur eine Übung war

Simulierte Katastrophe: Feuerwehren und THW meistern das Leck einer Pipeline

25.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Foto: Susanne Lamprecht

Vohburg (DK) Kurz vor halb zehn vormittags in Vohburg: Bei Bayernoil wird ein Druckabfall in der Pipeline BO-08 des B-Nets bemerkt. Kurz darauf geht ein Anruf ein. Ein Spaziergänger hat eine Leckage an der Pipeline bemerkt. Das Leck befindet sich am Rand des Gewerbegebietes Ilmendorf. Ein Baggerzahn hat bei illegalen Grabungsarbeiten ein Loch in die Pipeline gerissen. Benzin tritt aus. Es besteht Explosions- und Brandgefahr. Schnelles und koordiniertes Handeln ist gefragt. Die Zusammenarbeit der Werksfeuerwehren und der freiwilligen Feuerwehren aus der Umgebung ist zwingend erforderlich.

So weit das Szenario, das der Katastrophenschutzübung am Samstagfrüh in und um Vohburg zugrunde lag. Gut 200 Feuerwehrmänner und -frauen sowie Kräfte des THW übten den Ernstfall, brachten moderne Messtechnik zum Einsatz, bauten Ölsperren in Flüssen und Bachläufen ein und taten auch sonst, soweit eben möglich, alles, was auch im Ernstfall zu tun wäre.

Und die Einsatzkräfte meisterten ihre Aufgabe mit Bravour. Davon durften sich auch die zahlreichen geladenen Gäste und Beobachter der Übung ein Bild machen. "Natürlich kann bei so einer Übung nie alles ganz optimal laufen, und das soll es ja auch gar nicht. Schließlich sollen alle Beteiligten etwas daraus lernen und sich verbessern", sagte Norbert Bots, Leiter der Abteilung Sicherheit und Umwelt bei Bayernoil. Im konkreten Fall bedeutete das, dass die einzelnen Wehren die ihnen zugewiesenen Aufgaben zwar hervorragend ausführten, die Kommunikationswege aber noch verbessert werden sollten. "Eine wichtige Erfahrung, um es beim nächsten Mal oder auch im Ernstfall besser machen zu können", sagte Bots.

Denn: Auch wenn es einen solchen Ernstfall in der Region trotz vieler Raffinerien und noch mehr Pipelines bisher noch nie gegeben hat, ist es wichtig, gerüstet zu sein. Schließlich sind die geübten Techniken nicht nur in diesem konkreten Fall von Nutzen. Bestes Beispiel: Die Ölsperren, die in zahlreichen Flüsschen und Bächen rund um die festgelegten Unfallorte zu versehen waren. "Wir haben einen festgelegten Notfallplan, der vorsieht, welche Wehr wo was macht. Der steht und jeder kennt ihn. So spart man im Fall des Falles viel Zeit." Gerade einmal 15 Minuten liegen in der Regel zwischen der Abfahrt am Feuerwehrhaus und der fertig installierten Ölsperre.

Schnelligkeit und Präzision sind auch beim Einsatz des sogenannten Messkonzeptes gefragt, das inzwischen in der Region etabliert wurde. Alle Werksfeuerwehren der Region sowie die Berufsfeuerwehr in Ingolstadt verfügen inzwischen über Messgeräte, die miteinander gekoppelt sind und über ein Radiosignal - mit einem Fahrzeug verbunden - die lückenlose Überwachung und Ausbreitung einer möglichen Schadstoffwolke ermöglichen. Kohlenwasserstoffe, Schwefelwasserstoffe und Kohlenmonoxid können damit ebenso gemessen werden wie das sogenannte Lower Explotion Level und der Sauerstoffgehalt in der Luft. "Die Geräte ermöglichen uns, sehr schnell, sehr präzise und über einen langen Zeitraum hinweg festzustellen, womit wir es zu tun haben, wie die Belastung ist und wie sich eine mögliche Wolke ausbreitet", erklärte Franz Hierl von der Berufsfeuerwehr Ingolstadt. So lässt sich das Gefahrenpotenzial zuverlässig einschätzen und entsprechend handeln.

Nützlich sind entsprechende Daten auch für den Krisenstab, der - wie im Erstfall auch - direkt bei Bayernoil zusammentrat. Die Mitarbeiter hier sind unter anderem dafür zuständig, das Gefahrenpotenzial zu beurteilen, die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen und die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen.

Denn: Auch wenn die Einsatzleitung in so einem Fall beim Kreisbrandmeister - also den öffentlichen Stellen - läge, trägt die Verantwortung für die Pipeline nach wie vor der Betreiber. Wichtigster Übungspunkt am Samstag war deshalb auch das Zusammenspiel zwischen und die Aufgabenverteilung unter den verschiedenen Einsatzkräften. Ein Punkt,der auch im Ernstfall entscheidend wäre.