Ingolstadt
Gut bei Stimme

15.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:49 Uhr

Vorleser der Extraklasse: Gert Heidenreich hat bei den Literaturtagen seinen Krimi "Das Fest der Fliegen" vorgestellt. - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Wahrscheinlich könnte Gert Heidenreich auch aus dem Telefonbuch vorlesen. Man würde ihm genauso gebannt zuhören. Der 67-jährige Schriftsteller hat – wie er auf zahlreichen Hörbüchern eindrücklich bewiesen hat – eine faszinierende Stimme: sonor und nuancenreich ist sie, fließend ohne monoton zu wirken. Heidenreich: ein Vorleser der Extraklasse.

Im Rahmen der Ingolstädter Literaturtage hat der erfolgreiche Radio- und Fernsehsprecher, Autor und Journalist in der Stadtbücherei jedoch kein Werk von A bis Z gelesen, sondern Passagen aus seinem Kriminalroman "Das Fest der Fliegen": ein spannendes wie atmosphärisch dichtes Werk rund um Religion und Fanatismus, um einen mysteriösen Rosenkranz-Mörder. Dieser beschäftigt den pensionierten Kriminalkommissar und leidenschaftlichen Maler Alexander Swoboda über alle Maßen – und vor allem wider Willen. Der sympathische Ex-Polizist, wird in den Fall hineingezogen und gerät selbst in große Gefahr.

Heidenreich, auch wenn er an diesem Abend explizit darauf hinweist, dass seine Geschichten immer einen gesellschaftspolitischen oder historischen Hintergrund brauchen, präsentiert keinen spröden Roman. Im Gegenteil. Es gelingt ihm mit leichter Feder, atmosphärische Landschaftsbilder und Stimmungsbeschreibungen zu entwerfen. Trotz oder eben wegen der verdichteten Sprache. Der Mann mit dem feinen Humor hat außerdem ein Faible für Psychologie, sein Figurenpersonal ist so schlüssig wie lebensnah. Und wenn Heidenreich mit seiner Stimme wie ein Schauspieler mit Mimik und Gestik spielt, dann wird aus einer Lesung ein Miniaturtheater.