Pfaffenhofen
Gürtner contra Reiter

Parkplatzbau am Waldspielplatz nach Klage der Postbauernfamilie Knorr nun auch Thema vor Gericht

19.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Der aktuelle MTV-Vorsitzende und sein Vorgänger: Helmut Reiter (rechts) und Albert Gürtner (links) - hier bei Gürtners Verabschiedung im April 2016 - gerieten am Freitagabend in gleich mehreren Punkten aneinander. −Foto: A. Ermert

Pfaffenhofen (PK) Der Vorsitzende des MTV Pfaffenhofen, Helmut Reiter, und sein Vorgänger Albert Gürtner gerieten bei der Mitgliederversammlung gleich bei drei Themen aneinander. Neben der Fußballabteilung und der Partyhütte erhitzte vor allem der Parkplatzbau die Gemüter. Es geht nun vor Gericht.

Bei der Mitgliederversammlung des MTV Pfaffenhofen am Freitagabend rückten die Ehrungen, die Verabschiedung des Dritten Vorsitzenden und Kassiers Stefan Müller sowie der Haushaltsplan 2018 (ein weiterer Bericht hierzu folgt) recht schnell in den Hintergrund. Der Vorsitzende Helmut Reiter kam in seinem Bericht über das Jahr 2017 auf den Parkplatzbau am Waldspielplatz zu sprechen, sein Vorgänger Albert Gürtner widersprach ihm kurz vor Ende der Versammlung in einigen Punkten vehement.

Gegen die Genehmigung des Landratsamts für den Bau des Parkplatzes hat hat die Familie Knorr Ende November 2017 Klage erhoben. Diese wurde vom Bayerischen Verwaltungsgericht in München zugelassen. "Ich will keine Angst machen, aber unbedingt informieren", sagte Reiter und sprach vom Risiko des Rückbaus und hohen Kosten, die auf den MTV bei einer Nicht-Zulassung der Genehmigung durch das Gericht zukommen würden. In der Genehmigung, so Reiter, sei die Rede von einer vierwöchigen Klagefrist. "Ein Baubeginn erfolgt in dieser Zeit auf eigenes Risiko", erklärt Reiter weiter. Sein Vorgänger Albert Gürtner ließ dies aber nicht so stehen. "Ich muss mit ein paar Halbwahrheiten aufräumen", sagte Gürtner kurz vor Ende der Mitgliederversammlung. "Das war kein Schwarzbau. Es gab damals eine mündliche Zusage vom Landrat für einen vorzeitigen Baubeginn."

Karl Huber, Sprecher des Landratsamts, erklärte gestern dass eine Baugenehmigung grundsätzlich schriftlich vorliegen muss. Landrat Martin Wolf habe nach eigener Aussage, so Huber, keine Zusage gegeben, sondern nur eine Prüfung des Sachverhalts angekündigt. "Selbst wenn es eine solche Zusage gegeben hätte: Bei einem vorzeitigen Baubeginn gibt es immer das Baurisiko auf eigene Kosten, bis der Genehmigungsbescheid rechtswirksam wird", betonte Huber.

Bei der Mitgliederversammlung beschwerte sich Gürtner außerdem über Reiters lückenhafte Darstellung: "Ich finde es nicht schön, dass du sagst, der MTV wird verklagt." Die Klage richtet sich nämlich gegen den Freistaat Bayern, der durch das Landratsamt die Genehmigung erteilt hat, und nicht gegen den MTV. Außerdem hätte Reiter bei den Kosten, die sich auf etwa 34 300 Euro belaufen, noch einen weiteren wichtigen Punkt unterschlagen: "Es gab damals einen Sponsor, der etwa die Hälfte der Kosten übernommen hat. Man muss immer alles auf den Tisch legen, das war alles rechtens." Reiter setzte gestern Nachmittag telefonisch noch mal nach: "Die Klage ist nicht gegen den MTV, aber die Konsequenzen hätte der MTV zu tragen. Eben weil auf eigenes Risiko gebaut wurde. Ein möglicher Rückbau wäre der Super-GAU."

Im Sommer 2015 hatte die Postbauernfamilie Knorr, die Eigentümerin des Geländes ist, eine weitere Verpachtung des bisherigen Parkplatzes für die Gaststätte ausgeschlossen. Der damalige Vorsitzende Albert Gürtner musste "ausreichend Plätze für den Sport und die Gaststätte schaffen", wie er am Freitagabend sagte. Im November 2015 folgte ein Bauantrag, Planung und Gutachten wurden erstellt, die Bauarbeiten durchgeführt - hinter dem Fußballplatz wurde ein neuer Parkplatz angelegt. Eine schriftliche Genehmigung für den Parkplatzbau vonseiten des Landratsamt folgte aber erst am 24. Oktober 2017. Knapp eineinhalb Jahre nach Fertigstellung der Bauarbeiten. Die Straße um das Sportgelände sei nicht genehmigungspflichtig, da diese bisher schon bestand.

Georg Knorr, Sprecher der Postbauernfamilie, erklärte die Gründe für die Klage: "Es ist nichts gesichert - weder die Feuerwehreinfahrt noch die Erschließung." Vor allem stößt der Familie sauer auf, dass sie außen vor gelassen wird. "Mit uns redet niemand", sagt Knorr. Nach der Entscheidung, den früheren Parkplatz nicht mehr weiter zu verpachten, sei er vonseiten des MTV bedroht worden. "Wir haben keine Lust mehr, solche Leute zu unterstützen", erklärt Knorr und fügt an: "Die Behörden arbeiten sehr einseitig." In der Vergangenheit habe sich die Familie immer kooperativ gezeigt. "Vor etwa acht Jahren hatten wir alles zur Pacht angeboten, da hat es niemanden interessiert. Wir waren für den Verein immer gesprächsbereit", betont Knorr. "Wir werden vor Gericht alles vorbringen. Danach müssen wir schauen, wie entschieden wird." Auch dem MTV bleibt wohl nichts anderes übrig, als auf das Urteil und die möglichen Konsequenzen zu warten.

Doch nicht nur der Parkplatzbau, auch die Partyhütte erhitzte am Freitagabend die Gemüter: Diese wurde bisher "ohne die erforderliche behördliche Genehmigung betrieben", wie Reiter erklärte. Das Landratsamt habe dem Vorsitzenden mitgeteilt, dass die Veranstaltungshütte nicht genehmigungsfähig sei. Hauptgrund sind nicht erfüllte Brandschutzvorschriften. Reiter hatte eine Nutzungsänderung in die Wege leiten wollen - vom Lagerraum zum Veranstaltungsraum für Vereinsmitglieder. Auch hier grätschte Gürtner am Ende der Veranstaltung dazwischen. Vielleicht auch, weil Reiter die Fälle Veranstaltungshütte und Parkplatzbau mit dem Vermerk "Altfälle der Vorstände Gürtner/Kirzinger/Müller" versehen hatte. Ein Seitenhieb in Gürtners Richtung. Dieser konterte: "Das Risiko war mir bekannt, aber ich habe das gerne getragen. Ich habe kein schlechtes Gewissen. Für den MTV war es eine Bereicherung." Reiter ließ diese Aussage - genauso wie Gürtners Ausführungen zum Parkplatzbau - am Freitagabend unkommentiert stehen.

Gürtner äußerte sich zudem zum Streit zwischen Reiter und der Fußballabteilungsleitung, die nach internen Differenzen wegen der Junioren-Fördergemeinschaft (JFG) den geschlossenen Rückzug angekündigt hatte. "Ich bin entsetzt über die Art und Weise. Es ist schlecht, was gelaufen ist." Gürtners Rat an Reiter: "Als Vorsitzender darf man nicht starrsinnig nach seinen Vorstellungen und persönlichen Interessen handeln. Es ist eine schwierige Geschichte, einer Abteilungsleitung solche Prügel zwischen die Beine zu werfen." Reiter wollte die Jugendarbeit ohne die JFG, also ohne die Zusammenarbeit mit dem FSV Pfaffenhofen, schultern. Gürtner bat Reiter um Einsicht: "Ich hoffe, dass wir die Kuh vom Eis holen können. Tu alles dafür, damit wir weiterhin eine vernünftige Fußballabteilung haben." Reiter selbst befindet sich nach eigenen Angaben in konkreten Gesprächen "mit vier, fünf Personen". Der bisherige Abteilungsleiter Hans Starzer betonte allerdings auch, dass Reiter zuletzt erneut bei ihm nachfragte, ob der Rücktritt wirklich endgültig ist. Bei der Mitgliederversammlung stellte Reiter Paul Hutter vor, der in Zukunft entweder als Abteilungs- oder Jugendleiter fungieren soll.