GSB-Mitarbeiter schlagen Alarm

16.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:30 Uhr
Vor den Toren Ingolstadts liegt die Sondermüllverbrennungsanlage der GSB. Mitarbeiter sehen die Sicherheit gefährdet. −Foto: Schalles

Baar-Ebenhausen (DK) Bei Mitarbeitern der Sondermüll- verbrennungsanlage GSB in Baar-Ebenhausen geht die Angst um. Sie sollen unverbrannte Stoffe aus der Schlacke, dem Verbrennungsrückstand, künftig mit Schaufeln und Harken aussortieren. Eine entsprechende Anweisung liegt der Redaktion vor.

GSB-Geschäftsführer Richard Becker spricht von "Qualitätssicherung". Auf Anfrage des DONAUKURIER betonte er gestern, die Maßnahme sei mit dem Betriebsrat abgestimmt, für die Mitarbeiter bestehe keine Gefahr. "Der Bereich ist ohne feststellbare Schadstoffe", betont Becker. Dies hätten Messungen ergeben. Alle Arbeitsschutzmaßnahmen würden eingehalten.

Probleme mit Rückständen nach der Verbrennung gibt es schon lange. Bereits 2005 hatte Becker im GSB-Umweltbeirat, einem Gremium, dem Vertreter von Behörden, der GSB, Kommunalpolitiker und die Bürgerinitiative angehören, darüber berichtet. Insbesondere feuchte Textilien wie Putzlappen oder nasses Papier würden oft unzureichend verbrannt. Deshalb soll dieses Material jetzt von jeweils zwei Mitarbeitern aussortiert werden – bevor es in eine Schlackesortieranlage kommt, die seit kurzem zur Verfügung steht.

"Aufgrund der unzureichenden Schlackequalität mit hohen Anteilen an Putzlappen und unverbrannten Abfallteilen sind die Schlackemulden ab sofort einer Nachlese zu unterziehen", heißt es in einer Mail des Leiters Anlagen und Technik an die Schichtführer. Ein Ausdruck des Textes wurde dem DK zugespielt. Schaufeln, Harken, Handschuhe und Abfallkübel, heißt es, seien – genau wie Staubmasken – bereit zu stellen.

Während GSB-Chef Becker die Maßnahme als "dritte Qualitätssicherungsstufe" verstanden wissen will, geht bei den Mitarbeitern offenbar die Angst um. So fragt sich einer, "ob diese Arbeitsbeschaffung nicht den Gipfel an Unmenschlichkeit" erreicht. Seiner Meinung nach hängen die Probleme mit dem Anstieg der Durchsatzmenge zusammen. 2007 wurden insgesamt 204 000 Tonnen Sondermüll in den Öfen der GSB entsorgt. Auch spricht der Beschäftigte von einem "erheblichen Druck", der von Seiten der Geschäftsführung auf die Mitarbeiter ausgeübt werde.

"Ja, es wird sehr viel mit Druck gearbeitet", bestätigte gestern ein weiterer GSB-Mitarbeiter auf Nachfrage dem DONAUKURIER. Allerdings lege der jetzige Geschäftsführer Becker "erheblich mehr Wert auf Sicherheit als seine Vorgänger".