Dollnstein
Grundlagen für den Wald der Zukunft

Forstbewirtschaftungsplan und Naturschutzkarte an die Gemeinde Dollnstein übergeben

20.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:09 Uhr
  −Foto: Nayer

Dollnstein (DK) Die bayerischen Kommunen haben die gesetzliche Vorgabe, alle 20 Jahre einen Forstbewirtschaftungsplan zu erstellen. Die Gemeinde Dollnstein hat diese Vorgabe nun umgesetzt. Gleichzeitig verfügt der Markt nun über eine Naturschutzkarte. Dollnstein ist damit - neben Eichstätt mit dem Spitalwald - die erste Gemeinde in Bayern, die mit einer derartigen Karte Voraussetzungen für eine ökologische Waldbewirtschaftung geschaffen hat.

Die Übergabe sowohl des Forstbewirtschaftungsplans als auch der Naturschutzkarte fand jetzt im Rathaus in Dollnstein statt. Forstdirektor Roland Beck vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie Revierförster Jochen Kerler überreichten Bürgermeister Wolfgang Roßkopf die Unterlagen.

Für die Erstellung des Forstbewirtschaftungsplanes erhalten die Kommunen Unterstützung vom AELF. Dieser wird vom Amt ausgeschrieben und kontrolliert. Der Plan war durch den Marktgemeinderat vor einigen Jahren in Auftrag gegeben worden. Für die Erstellung entstehen Kosten von rund 12.000 Euro, davon werden aber 50 Prozent vom Freistaat Bayern wieder erstattet.

Der nun übergebene Plan beinhaltet die komplette Aufnahme der Waldgegebenheiten, die Flächen, Grenzen, aber auch die Einteilung der Nutzungsarten. Hauptsächlich aufgenommen ist das nutzbare Holz, welches im sogenannten Hiebsatz festgelegt ist. Dieser gibt die flächenbezogene nachhaltige jährliche einschlagbare Holzmenge an.

Dollnstein hat 348 Hektar Gemeindewald, wie Forstdirektor Roland Beck erklärte. Der größte Teil mit 564,4 Festmetern entfällt auf die Durchforstung - die Endnutzung ist sparsam mit 213 Festmetern angesetzt. Der Hiebsatz liegt für die ersten zehn Jahre bei 3,0 Erntefestmeter (Efm)/pro Hektar (ha), für die darauf folgenden zehn Jahre bei 2,2 Efm/ha. "Insgesamt steht der Dollnsteiner Gemeindewald sehr gut da", bilanzierte Revierförster Jochen Kerler. Dies liege vor allem an der guten Durchmischung. "Der Wald ist geprägt von einem kleinteiligen Waldbesitz und aus naturschutzfachlicher Sicht sehr hochwertigen Flächen, die alle auch weiter genutzt werden sollen, aber sehr vorsichtig und mit einer langfristigen Ausrichtung", so Kerler weiter. Die Gemeinde arbeite bereits seit Jahren darauf hin, das vorhandene Potenzial mit einem wirtschaftlichen und einem naturschutzfachlichen Blick zu pflegen - im Sinne eines integrativen Konzeptes. Weiterhin seien für den Dollnsteiner Gemeindewald die hauptsächlich in den 60er- und 70er-Jahren mit Fichten aufgeforsteten Flächen signifikant. "Die damaligen Forstverantwortlichen waren sehr nadelholzorientiert", so Kerler. Damals habe man jedoch nicht davon ausgehen können, dass gerade die Fichte vom Klimawandel und von Waldschutzrisiken besonders betroffen ist. Heue gelte die Fichte als instabil. Dies erfordere einen vorausschauenden Wald(um)bau hin zu strukturreichen, klimafreundlicheren, stabilen und leistungsfähigen Mischwälder.

Ein weiteres Markenzeichen sei die Schwarzkiefer, die im Gemeindewald Dollnstein besonders gut gedeiht und sogar üppig Ernte abwirft. "Das ist schon eine Besonderheit, auf die wir in Dollnstein stolz sind", sagte Bürgermeister Roßkopf. "Immer wieder bekommen wir Anfragen von Baumschulen, ob sie ernten können", ergänzt Kerler. Die Schwarzkiefer trotzt den harten, kalkigen Steinböden, die eine Wasser- und Nährstoffaufnahme nur schwer möglich machen. Eine Eigenschaft, die in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird.

Mit dem Plan wurden auch die Forstbetriebskarte und die Waldpflege- und Nutzungskarten übergeben, die eine tägliche Arbeitsgrundlage und Orientierungshilfe für die Förster und Waldbesitzer darstellen. Darin sind auch die Abteilungsnamen eingetragen, die wohl größten Teils historisch und regional zu begründen sind: Fuchsberg, Auf den Säuern, Weißen Bürger Tal, Kalvarienberg, Rothensteig, Mattleite oder Ludergrube sind im Plan zu lesen und kennzeichnen so zum Beispiel die unterschiedlichen Walddistrikte im Eberswanger Wald.

Ein Novum im Rahmen des Forstbewirtschaftungsplans ist die sogenannte Naturschutzkarte, auf der sich Hinweise für die Integration von Naturschutzaspekten für die Bewirtschaftung befinden. Auf der Karte sind Schutzgebiete, sensible Flächen, Waldränder, aber auch Altholzinseln dargestellt. Sie ist laut Forstdirektor Roland Beck deshalb höchst wertvoll, da sie die Naturschätze, die sich im Gemeindewald Dollnstein befinden, deutlich herausstellt.

"Auf das Ergebnis können wir alle stolz sein", richteten er sowie Bürgermeister Wolfang Roßkopf und Revierförster Jochen Kerler einen sehr zufriedenen Blick auf das neu geschaffene Werk, stellt es doch gewissermaßen ein Pilotprojekt dar. Die Gemeinde Dollnstein verfügt nun neben dem Hl. Geist-Spitalwald in Eichstätt als erste Gemeinde in Bayern über eine solche Naturschutzkarte.

Die Waldflächen so zu bewirtschaften, dass sie auch weiter ihre ökologische Funktionen erfüllen, sei nicht nur das Ziel der Gemeinde Dollnstein als Grundeigentümer, sondern auch im Interesse der Gesellschaft, so Beck. Von daher sei es legitim, dass der Staat auch Ausgleichszahlungen gewährt, sobald eine Kommune auf ihren Waldflächen für den Naturschutz freiwillig etwas Besonderes tut, sei es der Erhalt von Biotopbäumen oder Totholz bis hin zu einem Nutzungsverzicht.

"Diese Unterstützung nimmt Dollnstein auch gerne an", unterstrich Bürgermeister Roßkopf. Der Dollnsteiner zeigte sich glücklich, dass das Werk nun vollendet ist: "Um eine geordnete Waldbewirtschaftung zu gewährleisten, ist Voraussetzung, dass man eine Arbeitsgrundlage hat, die hilft unseren Wald nicht nur zu pflegen, sondern langfristig auch zukunftssicher macht. Naturschutzfachliche Aspekte sollen dabei im Besonderen mit integriert werden. Das Ziel ist es, mit diesem Bewirtschaftungsplan einen stabilen Wald - gerade in der heutigen Diskussion um Klimaveränderung -- vorhalten zu können."
 

Das Naturwaldreservat Beixenhart

Dollnstein (max) Bereits im Jahr 1969 wurden die naturnah bewaldeten Hangabstürze des Beixenhards zum Rieder Tal zwischen Konstein und Dollnstein von den beiden damaligen Forstamtsleitern von Eichstätt, Hubert Mayer und Karl Weinhard, als Naturwaldreservat vorgeschlagen.

Der ehemalige Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dr. Hans Eisenmann, hatte gerade die zukunftsweisende forstpolitische Entscheidung getroffen, in den bayerischen Staatswäldern "ein großzügig angelegtes Netz natürlicher und naturnaher Waldbestände anzulegen, um pfleglich zu bewahren, was urtümliche Waldnatur noch vorhanden war. " Unter dem Slogan "Seit 1973 Natur- pur" lädt die Schautafel am Eingang des Beckertals Wanderer auf einen teilweise alpinen Klettergang in das Naturwaldreservat Beixenhart ein. Das 54,3 Hektar große Naturwaldreservat Beixenhart liegt zwischen Dollnstein und Wellheim und ist gleichzeitig FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und Landschaftsschutzgebiet. Es gehört zu den etwa 160 Naturwaldreservaten in Bayern mit einer Gesamtfläche von 7000 Hektar, in denen keine forstwirtschaftliche Nutzung mehr stattfindet. Das Gebiet befindet sich im Staatswald und wird durch den Forstbetrieb Kaisheim betreut. Für die bayerische Forstverwaltung sind derartige Flächen eine Art Freiluftlabor, in der die Wissenschaft Daten über den natürlichen Wald und seine Entwicklung sowie über die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt sammelt.

Die Daten liefern wertvolle Erkenntnisse für Forstleute und Waldbesitzer, wie sie ihre Wälder naturnah bewirtschaften können. Gerade in Zeiten des Klimawandels sind diese Hinweise wichtig, damit auch in Zukunft gesunde und stabile Wälder in Bayern wachsen werden. Bei Einstellung der forstlichen Nutzung im Naturwaldreservat im Jahr 1978 gab es in Teilbereichen bereits 150 bis 200 Jahre alte Bäume. Da Buchenwälder etwa ab einem Alter von 180 Jahren in die sogenannte Zerfallsphase gelangen, sind im Beixenhart optimale Voraussetzungen für die Beobachtung natürlicher Prozesse gegeben. In dem im Urdonautal gelegenen Reservat gibt es seit 1978 außer der Jagd und Verkehrssicherungs- und Waldschutzmaßnahmen keine menschlichen Eingriffe mehr. So findet man hier, mehr als im bewirtschafteten Wald, Bäume die an Vitalität verlieren, absterben, umfallen und verrotten. Dieses sogenannte Totholz ist die Existenzgrundlage vieler Pflanzen, Flechten, Pilze und Tiere. Totholz prägt den Charakter des Naturwaldreservates Beixenhart. Überall stehen und liegen abgestorbene Bäume, Baumstümpfe und Äste. Totholz ist in Wirklichkeit aber ein überaus belebtes Waldelement.

Unzählige Pflanzen, Flechten, Pilze und Tiere nutzen das tote Material als Nahrung, Brutplatz, Wohnraum und Jagdrevier solange, bis alles zu Humus zersetzt ist und die darin enthaltenen Nährstoffe den lebenden Waldpflanzen wieder zur Verfügung stehen. Der durch das Reservat führende Jägersteig bietet viele spannende Aus- und Einblicke. Der alpine Charakter des Steiges, der von Mitgliedern des Eichstätter Alpenvereins Mitte der 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts erbaut wurde, sowie das zahlreiche Totholz bergen spezielle Gefahren. Deshalb erfordert die Nutzung des Steiges vom Besucher ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Aufmerksamkeit. Der Beixenhart ist gerade jetzt im Herbst wieder ein beliebtes Ziel für Wanderer. Zu erreichen ist das Naturwaldreservat vom Wanderparkplatz an der Staatsstraße 2047 am Dollnsteiner Weiher zwischen Dollnstein und Ried. Zum Jägersteig gelangt man, wenn man vom Parkplatz die Straße nach Westen überquert und dem Forstweg nach Süden folgt.

Edgar Mayer