Roth
Grünes Standbein für die Stadtwerke

Werkausschuss empfiehlt Gründung eines Tochterunternehmens für Stromerzeugung aus regenerativen Quellen

15.02.2021 | Stand 18.02.2021, 3:33 Uhr

Roth - Der Werkausschuss der Stadt Roth hat dem Stadtrat die Gründung einer Stadtwerke-Tochter empfohlen.

Ziel der GmbH soll es sein, Anlagen zur Stromerzeugung aus regenerativen Quellen im Stadtgebiet Roth selbst zu erstellen und zu betreiben. Damit sollen nach einem Antrag der Grünen vom September im Stadtrat "der Klimaschutz vorangebracht und ein Beitrag zur Kohlendioxidreduzierung geleistet werden".

Die Gründung einer eigenen GmbH halten die Stadtwerke deshalb für erforderlich, weil die Photovoltaikanlagen dem Antrag zufolge auf fremden "privaten und gewerblichen Dachflächen" entstehen sollen. Das Modell sei so zu gestalten, so die Grünen, dass die Bewohner der jeweiligen Häuser "einen möglichst hohen Anteil des erzeugten Stroms selbst nutzen können". Das sei eine "Win-Win-Situation" fügte Grünen-Stadtratsmitglied Joachim Holz hinzu.

Für Werkeleiter Gerhard Brunner ist die Gründung einer eigenen Tochter erforderlich, um Haftungsrisiken besser managen zu können und die Rechtsform der Werke als Eigenbetrieb nicht zu belasten. "Wir haben bereits Anlagen im Bestand, die dann übertragen werden", erklärte Brunner. Andere Stadtwerke setzten ebenfalls auf ein "einheitliches Portfolio".

Ferner seien in benachbarten Kommunen hunderte Hektar Freiflächen-Photovoltaikanlagen privater Investoren geplant. Brunner wollte die Stadtwerke deshalb so aufstellen, dass die Energieerzeugung in Händen der Stadt bleibe: "Eigene Anlagen sind sinnvoll. "

Bereits im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke 71 Photovoltaikanlagen in Betrieb gesetzt. Eine Steigerung um 87 Prozent gegenüber 2019. Aktuell verfügen die Stadtwerke über eigene PV-Anlagen mit einer Leistung von 0,16 Megawatt. Perspektivisch könne dieser Bestand schon 2021 um 0,5 Megawatt gesteigert werden. Die Anlagen dafür seien bereits in Planung. Bei einer Leistung von etwa einem Megawatt sei dann auch eigenes Personal wirtschaftlich, so Brunner.

Lediglich Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) stimmte gegen die Empfehlung. Er sah aufgrund "ideologiegesteuerter Entscheidungen" vor allem durch das Personal "ein Riesendefizit" auf die Stadt zukommen. "Die Brühe kostet mehr als der Fisch", fasste Schwab seine Kritik in ein griffiges Bild. "Nur weil man glaubt, hier die Welt retten zu können. "

"Unser Anliegen ist es zunächst, Roth zu retten", entgegnete Joachim Holz gelassen. Die Versorgung mit Strom und Wasser solle in öffentlicher Hand bleiben, mahnte der Grüne an. "Dieses Modell hat gute Chancen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein", sagte der promovierte Physiker. Überdies: "Die Stadtwerke brauchen ein weiteres Standbein. "

Das sah auch Gerhard Brunner so. Zur Entwicklung von neuen, kleinvolumigen Geschäftsfeldern seien keine Alternativen erkennbar, stimmte er Holz zu. Doch goss er auch kräftig Wasser in den Wein: "Selbst neue Geschäftsfelder im Bereich der Bewirtschaftung erneuerbarer Energien werden mittelfristig nicht ausreichen, um Rückgänge beim großvolumigen Altgeschäft auszugleichen", prophezeite er.

rsc