Riedenburg
Grünes Licht für Erdgasleitung

Regierung der Oberpfalz genehmigt Projekt durch die Region Startschuss schon im Herbst

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Ein Ausblick: So wie im Jahr 2007 bei Pförring dürfte ab Herbst auch der Bau einer neuen Erdgasleitung zwischen Schwandorf und Forchheim ablaufen. Die Eingriffe in Landschaft und Böden wecken vielerorts keine guten Erinnerungen. ‹ŒArch - foto: Kügel

Riedenburg/Altmannstein (sja) Grünes Licht für eine neue Erdgasleitung durch die Region: Die Regierung der Oberpfalz hat die 62 Kilometer lange Trasse jetzt genehmigt, Riedenburg, Altmannstein und Pförring sind betroffen. Der Endpunkt ist in Forchheim, die Trasse läuft parallel zur existierenden Leitung.

Bereits im Herbst sollen die Bagger anrollen und mit den Arbeiten an dem rund 119 Millionen Euro teuren Großprojekt beginnen. Gut ein Jahr später, genauer gesagt im Dezember 2017, wird die Leitung voraussichtlich in Betrieb gehen, heißt es. Die Trasse, die größtenteils gleich neben einer vorhandenen Leitung verläuft, umfasst insgesamt gut 62 Kilometer - knapp 38 in der Oberpfalz, rund 21 in Niederbayern und fast vier in Oberbayern. Mit der Inbetriebnahme soll ein Prozess enden, der sich bereits seit mehreren Jahren hinzieht.

Allein in der hiesigen Region fanden zu dem durchaus umstrittenen Projekt zahlreiche Beratungen in den politischen Gremien und mehrere Informationsabende für betroffene Grundstücksbesitzer statt. Weil der Bau an der Natur nicht spurlos vorübergeht, sondern umfangreiche Rodungen nötig macht, war der Unmut in der Bevölkerung teilweise groß. Auch die Marktgemeinderäte in Pförring, wo die neue Leitung im Ortsteil Forchheim endet, hatten deren Notwendigkeit bezweifelt.

Das sehen die Behörden allerdings anders. "Der Bau dient der Versorgungssicherheit", stellt die Regierung der Oberpfalz klar. Die Experten in Regensburg hatten das Genehmigungsverfahren als zuständige Fachstelle auch für die betroffenen Bürger in Nieder- und Oberbayern betreut. Ihre Entscheidung für den Bau begründen sie auch mit dem Energiewirtschaftsgesetz, das die Open Grid Europe GmbH als verantwortliches Unternehmen dazu verpflichtet, ein leistungsfähiges Netz zu betreiben.

Dennoch haben sich die Behördenvertreter die Entscheidung alles andere als leicht gemacht. Im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens hörte die Regierung insgesamt 132 Stellen und Institutionen wie etwa den Bund Naturschutz. Dazu gab es zwei Erörterungstermine in Regensburg und in Kelheim, bei denen es um die Einwände der betroffenen Bürger ging.

Die Kommunen in der Region stimmten überwiegend ebenfalls zu. Einzige Ausnahme: Pförring, wo die Markträte unter anderem um die weitere Entwicklung ihrer Gemeinde fürchteten und die Leitung daher ablehnten. Auch eine Tieferlegung wegen der vielen Hopfengärten war laut Bürgermeister Bernhard Sammiller ein Thema - doch letztlich war der Widerstand vergeblich. Betroffen ist neben Forchheim als Endpunkt auch Pirkenbrunn. Von dort aus verläuft die Trasse über das Gebiet der Stadt Neustadt vorbei an Arresting in den Altmannsteiner Bereich. Der Zustimmung der dortigen Markträte im März des Vorjahres folgten allerdings umfangreiche archäologische Untersuchungen. Denn gleich neben dem Doppeldorf Laimerstadt/Ried quert die geplante Leitung das Weltkulturerbe Limes, das Experten des Landesamts für Denkmalpflege daher besonders aufmerksam in Augenschein nahmen. Die Lösung: Schützenswerte Bestandteile sind gesichert; die Details der Querung sind mit den Denkmalpflegern abzusprechen.

Im Hienheimer Forst passiert die geplante Trasse bei Schwaben die Stadt Kelheim, bevor sie ins Altmühltal und damit unter dem Main-Donau-Kanal hindurchführt. Das Riedenburger Stadtgebiet soll die Leitung bei Pillhausen sowie anschließend bei Keilsdorf betreffen. Von dort aus verläuft sie weiter über Painten, Hemau und Beratzhausen bis nach Schwandorf. Die große Befürchtung der Riedenburger, die sogenannte Variante Prunn, spielt keine Rolle in den Planungen. Sie war aus naturschutzrechtlichen Gründen zunächst als eine von mehreren Möglichkeiten für die Querung des Altmühltals im Raum gestanden, hatte sich aber vor gut eineinhalb Jahren im Zuge eines aufwendigen Raumordnungsverfahrens als nicht machbar erwiesen.

Sorgen, wie sie sich die Menschen rund um Prunn damals machten, sind aus Sicht der Verantwortlichen nicht zu befürchten. "In letzter Zeit war es auch kein Thema bei uns", bestätigt der Baiersdorfer Stadtrat Thomas Zehetbauer (CWG). Den Eingriff in den Waldbestand - laut Regierung rund 25 Meter, nach Fertigstellung noch sechs Meter - sieht er allerdings kritisch. "Als ich diese Ausmaße zum ersten Mal gesehen habe, war ich entsetzt." An Zehetbauers Meinung ändert auch die in den Plänen zugesicherte Wiederherstellung der Trasse nichts. Als Ausgleich sind umfangreiche Maßnahmen geplant. Dazu gehören unter anderem Aufforstungen bei Prunn und bei Tettenwang.