Grünes Licht für Abschnitt der zweiten Stammstrecke

10.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr
So soll die zweite Stammstrecke verlaufen. −Foto: DK-Grafik

München (dk) Bei der geplanten zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München ist eine wichtige Hürde genommen: Das Eisenbahnbundesamt hat am Mittwoch den Planfeststellungsbeschluss für den westlichen Abschnitt der Strecke erlassen.

"Der lang erwartete Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt West ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Mittwochmittag. "Nun kann die Bahn - unter dem Vorbehalt möglicher Klagen - erste Ausschreibungen in Angriff nehmen und die Kostenermittlung durchführen."
 
"Wie mit dem Freistaat verabredet, bringen wir jetzt das erste große Baulos auf den Markt", sagte Volker Kefer, Infrastrukturvorstand bei der Bahn. "Dann wird sich zeigen, ob wir mit unseren Kostenermittlungen richtig liegen."
 
In den nächsten Wochen wird die Deutsche Bahn die Ausschreibung für die Tunnelstrecke von der Donnersberger Brücke bis zum Marienhof einschließlich der neuen Station unter dem Hauptbahnhof europaweit veröffentlichen. Voraussichtlich bis Ende 2015/Anfang 2016 werden die Ergebnisse vorliegen. Anschließend wird der Freistaat die Ausschreibungsergebnisse prüfen, um endgültig über die Realisierung der zweiten Stammstrecke entscheiden zu können.
 
Im Bahnhof Laim werden zwei S-Bahnsteige neu gebaut, an denen Fahrgäste zwischen den Linien der ersten und der zweiten Stammstrecke umsteigen können. Zudem baut die Landeshauptstadt München hier mit der "Umweltverbundröhre" eine neue Unterführung für Busse, Radfahrer und Fußgänger, von der aus die Bahnsteige der S-Bahnstation ebenfalls erreicht werden.
 
Östlich des Bahnhofs Laim trennen sich die Gleise der beiden Stammstrecken. Die neuen Gleise verlaufen zunächst nördlich der bestehenden Stammstrecke. Etwa 300 Meter westlich der Donnersberger Brücke liegt das Westportal der beiden neuen Tunnel. Hier taucht die zweite Stammstrecke in den Untergrund ab, unterquert die bestehende Stammstrecke und erreicht den Hauptbahnhof. In rund 40 Metern Tiefe unter der Haupthalle und unter dem Bahnhof der U-Bahnlinien U1/U2 liegt hier der neue Bahnhof. Vom Hauptbahnhof führt die Tunnelstrecke weiter Richtung Marienhof.
 
"Wir wollen die zweite Stammstrecke, weil vor allem die Region rund um München sie dringend braucht", betonte Herrmann. "Daher ist der Freistaat bereit, sich über das normale Maß hinaus zu engagieren."

Die Gesamtkosten für die zweite Stammstrecke sollen bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen. Die Opposition verlangte eine verlässliche Kostenschätzung. "Die bisherigen Kostenschätzungen werden angesichts der jahrelangen Verzögerungen nicht mehr zu halten sein. Das Projekt ist ohne Alternative, dennoch haben die Steuerzahler ein Anrecht auf solide Zahlen", sagte der SPD-Finanzpolitiker Herbert Kränzlein.
 
Die Grünen warnten vor einer "riesigen Finanzierungslücke von mindestens einer halben Milliarde Euro" und einem unkontrollierbaren Risiko. Schon die absehbaren Verzögerungen bei der Genehmigung des dritten Abschnitts dürften zu weiteren Kostensteigerungen führen. "Hier wird ein öffentliches Projekt nach altbewährter Methode schöngerechnet", sagte der Grünen-Politiker Markus Ganserer. Die vorliegenden amtlichen Kostenschätzungen seien "Luftkalkulationen".