Ingolstadt
Grün im roten Bereich

Wilde Christbaumdeponien blühen wieder auf

11.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:57 Uhr

Fragwürdige Tradition: Seit Jahrzehnten werfen viele ihre Christbäume auf die Hagauer Straße. Aber das ist verboten. - Foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Einigermaßen ordentlich liegen sie da am Rand der Hagauer Straße, auf 20 Metern Länge, aufeinandergestapelt und sauber abgeschmückt, wie es sich gehört: Christbäume. Seit Jahrzehnten pflegen die Schanzer den Brauch, sie an der Ecke Hagauer/Berliner Straße zum Zwecke der Entsorgung auf einen Haufen zu werfen.

Immer kurz nach Heiligdreikönig, auch das gehört sich so für gute Katholiken. Bis zum 2. Februar dürften noch einige Dutzend dazukommen, denn dann ist Mariä Lichtmess – der allerletzte Termin, um sein Heim von Weihnachtsschmuck zu befreien. Das Problem dabei: Der festliche Biomüll lagert dort illegal.

Besagter Gehweg war wirklich mal eine offizielle Christbaumsammelstelle, das muss jedoch schon mindestens 40 Jahre her sein, berichten ältere Haunwöhrer. Doch die Tradition, just hier Christbäume hinzuschmeißen, haben sie bewahrt. Auch gestern säumten gut 30 Stück den Wegesrand vor dem unbebauten Grundstück. Das Schild mit der Aufschrift „Pension Hakenhof 800 m“ ragte gerade noch aus den Zweigen heraus.

Diese eigentümliche Variante der Traditionspflege ist der Stadt wohl vertraut. Die illegalen Nadelbaumdeponien tauchen alle Jahre wieder auf. „Die Kollegen von den Kommunalbetrieben kennen die Stellen schon“, sagt Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt. Und Jahr für Jahr räumen sie alles weg. „Was soll man da groß dagegen ausrichten“, fragt Treffer leicht resigniert.

Thomas Schwaiger, der Chef Kommunalbetriebe, ärgert sich. „Das ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld belegt werden kann! Und so lang wir keinen erwischen, fällt der erhöhte Aufwand bei der Entsorgung zu Lasten der Gebührenzahler.“ Das unerlaubte Abladen gehe damit „nicht nur auf Kosten der Optik, sondern auch auf Kosten der Mitbürger“. Vor allem müsse es nicht sein. „Wir haben doch extra vier zusätzliche Annahmestellen eingerichtet“, sagt Schwaiger. „Dazu gibt es die herkömmlichen Entsorgungsmöglichkeiten und viele Sammelaktionen. Also: Es müsste eigentlich funktionieren . . .“

Ein fragwürdiger Brauch droht sich jetzt auf dem Rathausplatz zu etablieren: Dort deponieren immer mehr Mitbürger ihre ausrangierten Bäume einfach unter dem amtlichen der Stadt; das wenigstens nicht direkt dem Auge der Öffentlichkeit ausgesetzt, sondern etwas verschämt im Abschnitt Richtung Hieronymusgasse. Dennoch sorgt dieser Anblick für Kopfschütteln. „Das ist schon sehr merkwürdig“, findet auch Treffer.

Heute endet auf dem Rathausplatz die Weihnachtszeit: Die 35 Meter hohe serbische Fichte aus Zuchering geht den Weg alles Irdischen. Und die wild entsorgten Christbäume darunter gehen gleich mit: zum Häcksler.