Beilngries
Großes Engagement für die Artenvielfalt

Auf Einladung der Naturschützer: Rund 40 Interessierte informieren sich beim Biohof Gäck in Oberndorf

23.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:29 Uhr
Nikolaus Rieger
Auf großes Interesse ist der Hofbesuch in Oberndorf am Samstag gestoßen. Viel Wissenswertes gab es von Bio-Beraterin Katharina Schertler (l.) zu erfahren. −Foto: N. Rieger

Oberndorf (DK) Im Rahmen des Projektes "Kulturlandplan" hat sich der Oberndorfer Biolandwirt Florian Gäck die Umsetzung von noch mehr Naturschutzmaßnahmen vorgenommen. Bei einer Hofbegehung am Samstag zeigten sich zahlreiche Interessierte begeistert von den bisherigen Ergebnissen.

Klimawandel, Insektensterben und rasanter Verlust der Artenvielfalt sind derzeit alltägliche Diskussionsthemen. Während viele Andere noch debattieren, sind es gerade Landwirte wie Florian Gäck, die konsequent und ohne Wenn und Aber Initiative ergreifen. Seit fast 25 Jahren wird die Landwirtschaft der Familie Gäck streng ökologisch betrieben, auf der Hofstelle und auf den Feldern ist ausreichend Platz für Tiere und Pflanzen, welche anderswo mit der chemischen Keule aus dem Weg geräumt werden. Das vorbildliche Wirtschaften wurde nun von der Neumarkter Lammsbrauerei, einer der Kunden von Florian Gäck, mit einem speziellen Projekt gefördert.

Kulturlandplan - ein einfaches Wort, hinter dem eine Aktion zur Umsetzung von mehr Naturschutzmaßnahmen auf Biohöfen steckt. Um Naturschützern, Landwirten und Interessierten zu zeigen, was genau hinter diesem Projekt steckt, hatten die Brauerei, die Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe und die Beilngrieser Ortsgruppe im Bund Naturschutz gemeinsam nach Oberndorf eingeladen. Aus erster Hand erfuhren die rund 40 Teilnehmer von Kulturlandplanberaterin Katharina Schertler Details zu diesem umfangreichen Schutzkonzept. Ziel sei es dabei vor allem, noch mehr Naturschutzmaßnahmen auf Biohöfen umzusetzen und durch umfassende hofindividuelle Betrachtung und Beratung ein Nachschlagewerk für den Bewirtschafter zu schaffen. Der Landwirt selbst soll dadurch in die Lage versetzt werden, einzelne Naturschutzpunkte selbst zu betrachten und in das tägliche Handeln einfließen zu lassen.

Naturschutz war auf dem Hof von Florian Gäck aus eigener Motivation bereits von Anfang an ein tragendes Element. Sein Ackerbau, die Kleewiesen und die Obstgärten sind bunt aufgestellt und werden im Einklang mit Wildtieren und Wildpflanzen betrieben. "Der Kulturlandplan hat mir aber gezeigt, welche Maßnahmen noch verstärkt werden können und was wir passend zu unserer Betriebsführung ergänzen können", so Gäck. Beim Rundgang zeigt er gerne das großzügige Wildbienen- und Insektenhotel, das sich an geeigneter Stelle neben einem kleinen Pflanzgarten befindet. Hier finden zahlreiche der über 500 heimischen Wildbienenarten eine geeignete Brutstätte, die angrenzende Bepflanzung ist ebenfalls auf deren Bedürfnisse abgestimmt.

Auf einem großen Roggenfeld kann Beraterin Schertler sehr schön das Ergebnis der Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern präsentieren. Mit dem Frauenspiegel und dem Ackerrittersporn konnten gleich zwei Rote-Liste-Arten massenhaft in die Felder zurückgebracht werden. Mittlerweile wird auf den Oberndofer Biofeldern bereits Saatgut für andere Ansiedlungsflächen gesammelt. Nur wenige Meter weiter können die Exkursionsteilnehmer eine Feldlerche beobachten, die dank eines eigens angelegten Lerchenfensters ihr Brutnest in einem Getreidefeld anfliegt. "Die Insekten für die Jungvogelfütterung holen sich die Lerchen in unseren naheliegenden Obstplantagen, dort haben wir auch viele Nistkästen für andere Vögel angebracht, die uns bei der Eindämmung von Schädlingen helfen", berichtet Gäck. Früh blühende Weiden, Kornellkirschen und Frühlingsblumen sollen künftig noch das Nahrungsangebot für Insekten in den Obstbeständen erhöhen. "Alles Maßnahmen, die Gäck aus dem hofindividuellen Naturschutzplan entwickeln kann", bestätigt Biolandberaterin Katherina Schertler.

Auf dem Rückweg sind noch viele dieser Hilfsangebote für die natürlichen Tier- und Pflanzenbestände zu bestaunen, darunter bunt blühende Feldraine, Nistkästen für Falken an einem Feldstadel, Steinhaufen an einem Holzlagerplatz und ein paar Quadratmeter stehen gelassene Brennnesseln für Schmetterlinge. "Ohne solche Maßnahmen wird das Artensterben weitergehen, nur mit Landwirten wie Florian Gäck wird es uns gelingen, das Wiedereinräumen der Landschaften zu bewältigen", lobt Schertlerdas umsichtige Handeln des Oberndofers.

Nikolaus Rieger