Skoda,
Großer Bär für die Mittelklasse

Mit dem Kodiaq bietet Skoda ein erwachsenes SUV mit Oberklasse-Attributen an

22.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Wuchtiges Heck: Die Designer haben dem Kodiaq eine klare Formensprache verpasst. - Foto: Fahn

Skoda, die erfolgreiche tschechische VW-Tochter, macht sich auf, die nächste Klasse auf dem hart umkämpften Automarkt zu erobern: Der Kodiaq, benannt nach dem großen Bären, der in den Weiten Alaskas lebt, soll die Konkurrenz, die sich in der Klasse der kompakten SUV tummelt, das Fürchten lehren und gleich noch ein paar von den Oberklasse-SUV attackieren.

So stellt es zumindest Dieter Seemann dar, der im Skoda-Vorstand für die Beschaffung zuständig ist.

Der Kodiaq bringt dafür beste Voraussetzungen mit: klares Design, ein üppiges Raumangebot und eine durchdachte Ausstattung. Seit 11. November kann der Wagen bestellt werden, die ersten Fahrzeuge werden ab März ausgeliefert. Mit 4,7 Metern Länge gehört er zu den ausgewachsenen SUV - und bietet in einigen Ausstattungsvarianten sogar eine dritte Sitzreihe, was ihn zum ausgewachsenen Siebensitzer macht.

Für den Vortrieb sorgen fünf verschiedene Motoren: zwei 1,4-Liter-TSI mit 125 beziehungsweise 150 PS, ein 2-Liter-TSI mit 180 PS sowie zwei 2-Liter-TDI mit 150 beziehungsweise 190 PS. Die kleineren Motoren werden mit 6-Gang-Getrieben (Schalter und DSG), die größeren auch mit 7-Gang-DSG angeboten.

Den schwächsten Motor bietet Skoda ausschließlich mit Vorderradantrieb, die übrigen wahlweise mit Allradantrieb an. Allerdings wirkt der hier 1,5 Tonnen schwere Kodiaq mit 125 PS (Basispreis 25 490 Euro) in einem ersten kurzen Test eher knapp motorisiert. Wer mit dem großen Bären entspannter unterwegs sein will, sollte sich zumindest für den 150-PS-Benziner entscheiden. Damit lässt sich flott reisen, man sollte aber auch bei dezenter Fahrweise mit einem Verbrauch von rund 8,5 Litern rechnen. Das ist ein ganzes Stück mehr als die 6,2 Liter, die Skoda für den Durchschnittsverbrauch angibt.

Fahrwerkstechnisch leistet sich der Kodiaq dagegen keine Schwächen: Der tschechische Bär ist gut abgestimmt und wirkt für seine Größe und sein Gewicht sehr leichtfüßig und agil. Auch schnelle Richtungswechsel bringen ihn nicht aus der Ruhe. Das SUV - in dem bis zu 24 Assistenzsysteme, vom Spurhaltesystem bis zur Einparkhilfe, geordert werden können - vermittelt ein Gefühl von Souveränität. Und hebt sich hier auch vom Ateca aus dem Hause Seat ab, der auf der gleichen Basis aufbaut. Das hat aber auch seinen Preis: Mit entsprechender Ausstattung steuert der 1,4 TSI 4x4 denn auch stramm auf die 50 000 Euro zu.

Skoda ist längst erwachsen geworden: Nichts ist geblieben vom belächelten Autobauer in Tschechien. Das Entwicklungsteam aus Mlada Boleslav zeigt den Kollegen der VW-Familie, was sich mit den Teilen aus dem konzerneigenen Baukasten anstellen lässt. Beim Blick auf die Schwestermodelle entsteht immer der Eindruck, im Skoda eine Klasse höher zu sitzen.

Das gilt auch für den Kodiaq: Zwar ist er in der Mittelklasse der SUV angesiedelt. Fahrwerk, Größe, Raumangebot (der Kofferraum lässt sich auf bis zu 2065 Liter vergrößern), die optional erhältliche zusätzliche dritte Sitzreihe, das verwendete Material und die Verarbeitung jedoch suggerieren: Hier sitzt du eigentlich schon in der Oberklasse. Eine nützliches Accessoire: der Türkantenschutz, der automatisch beim Öffnen der Tür ausfährt und den eigenen Wagen, aber auch den Nachbarn auf dem Parkplatz vor den üblichen Dellen in der Tür bewahrt.

Auf dem deutschen Markt ist im Kodiaq serienmäßig das neue Skoda Care Connect verbaut: Es umfasst nicht nur den demnächst gesetzlich vorgeschriebenen automatischen Notruf, wenn ein Rückhaltesystem im Auto ausgelöst wird, es liefert dem Skoda-Händler auch Daten über den Fahrzeugzustand, sodass der dem Fahrer schon mal den nächsten Wartungstermin vorschlagen kann. Dazu gibt es eine App, die dem daheimgebliebenen Papa unter anderem verrät, wenn der Sohnemann im Kodiaq mal wieder schneller unterwegs ist als abgemacht.

Derzeit werden weltweit im Jahr rund 12,7 Millionen Mittelklasse-SUV verkauft, bis 2020 rechnen Experten damit, dass der Markt auf etwa 14,5 Millionen Fahrzeuge wächst. Die Frage ist allerdings, ob das angesichts des dramatischen Wandels bei den Abgas-Anforderungen außerhalb der EU auch so eintritt. So ist nach Skoda-Angaben zunächst nicht daran gedacht, den Kodiaq als Elektro- oder Hybridfahrzeug anzubieten. Und dann haben die Tschechen noch ein weiteres Problem: Die Produktionskapazitäten für den Kodiaq sind begrenzt; für 2017 rechnen die Tschechen denn auch vorsichtig nur mit 15 000 Fahrzeugen für den deutschen Markt. ‹ŒDK