Großen Probealarm erfolgreich bewältigt

16.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:29 Uhr

Nichts für Wasserscheue: Recht nass geht es bei einem Feuerwehreinsatz zu.

Schrobenhausen (SZ) Großbrand bei der Firma Reifen Schubert: Gott sei Dank kein Ernstfall, sondern eine Aktion der Feuerwehr während der Brandschutzwoche. Rund 100 Zaungäste verfolgten die größte Feuerwehrübung des Jahres.

Um Punkt 16.13 Uhr setzt Firmeninhaberin Erika Pohler ihren Notruf bei der Freiwilligen Feuerwehr Schrobenhausen ab: Ein Großbrand in der Lagerhalle sei ausgebrochen. Hunderte von Reifen hätten Feuer gefangen und verbreiten giftige Rauchschwaden. Auch mehrere Personen seien in dem Gebäude eingeschlossen. Das Ganze wird noch durch einen explosionsgefährdeten Flüssiggastank in unmittelbarer Nähe zum Brandherd getoppt.

Ein Horrorszenario – ohne Zweifel. Zum Glück handelt es sich lediglich um einen der spektakulären Übungseinsätze im Rahmen der jährlich stattfindenden Brandschutzwoche, einer landesweiten Aktion der Feuerwehren, berichtet Kreisbrandinspektor Josef Kettner. Der sich ausbreitende Rauch stammt lediglich aus einer Nebelmaschine. Trotzdem: Wie im Ernstfall rückt die hiesige Feuerwehr in Sirenen- und Blaulichtgetöse mit allem aus, was sie an Manpower und Ausrüstung zu bieten hat.

Und das ist eine ganze Menge: Der Wagen des Einsatzleiters, gefolgt von zwei Werkzeugwagen und drei Tanklöschfahrzeugen plus Drehleiter. Im Rüstwagen, der hauptsächlich das Equipment für Verkehrsunfälle transportiert, befindet sich eine Art "fahrbare Werkstatt", so Feuerwehrkommandant Manfred Irrenhauser-Kress. Sogar der gut 37-jährige restaurierte Oldtimer-Tankwagen aus der Zeit vor der Gebietsreform ist mit von der Partie.

Jedes Spezialfahrzeug trägt seine feuerwehrspezifische Abkürzung. So zum Beispiel "LF16TS" für das 1600 Liter Löschwasser fassende Löschfahrzeug mit Tragkraftspritze, das seinen Einsatzort an der nahe gelegenen Paar hat, um von dort über eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung Flusswasser herbeizupumpen. Im Ernstfall würde man zuerst den nahegelegenen Hydranten anzapfen, so der Kommandant, aber für eine Übung sei es nicht nötig Trinkwasser zu verspritzen. Und gespritzt wurde ein ganze Menge.

In der Tat: Feuermann sein, ist nichts für Wasserscheue. An allen Ecken und Enden schoss Wasser aus prallen Rohren, ob vom Löschfahrzeug aus, oben von der Drehleiter herab oder aus dem "Hydroschild", einer erzeugten Wasserwand, um via Wasserkühlung die Hitzeausstrahlung des Brandes abzumildern versucht, kommentiert Tobias Gebauer. Er ist Mitglied der "Unterstützungstruppe örtliche Einsatzleitung", die mit ihrem Logistik-Support die Feuerwehrleute vor Ort unterstützt: Rettungsfahrzeuge vom Roten Kreuz anfordern, die Deutsche Bahn alarmieren, deren Trasse unmittelbar hinter dem brennenden Gebäude verläuft.

Als fahrbares Büro verfügt der Wagen der örtlichen Einsatzleitung auch über einen Zugang zu MEMPLEX, einer Datenbank mit Sicherheitsdatenblättern über die ganze Palette von Gefahrenstoffen. Es werde eben nicht einfach nur in einen Brand hineingespritzt, sondern kontrolliert vorgegangen, so Gebauer. Ein Knochenjob ist es allemal, ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau zu sein: die schweren Schläuche und Geräte schleppen, ganz zu schweigen von der Tortur, wenn die Situation das Tragen der Atemschutzmaske erfordert.

Im Fall Großbrand bei Reifen Schubert war dies nötig. Es galt eingeschlossene Personen aus dem brennenden Lagergebäude zu bergen. Auch die beiden Notfallseelsorger der Feuerwehr, Monika und Walter Last, hatten ihre Aufgabe vor Ort: Die Betreuung der geretteten Verletzten – gemimt von leblosen Dummys im Blaumann.

"Die brauchen auf alle Fälle zwei Fluchtwege", tönt es fachkundig aus dem Mund des 10-jährigen Simon Hartl – ein echter Fan wie es scheint. Die herbeigepilgerten Feuerwehrliebhaber kamen ganz und gar auf ihre Kosten und verfolgten beeindruckt die spektakuläre Feuerwehrschau mit gespannter Neugier und allseitigem Fachsimpeln.