Augsburg
Große Sehnsucht nach dem nächsten Fight

WBC-Weltmeisterin Tina Rupprecht hat ihre gute Laune auch in der Corona-Zwangspause nicht verloren

07.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:37 Uhr
Wieder eifrig beim Arbeiten: Box-Weltmeisterin Tina Rupprecht (r.) und ihr Trainer Alexander Haan (l.). −Foto: R. Kaufmann

Augsburg - Ihr strahlendes Lächeln hat Tina Rupprecht noch lange nicht verloren.

 

"Weshalb auch? ", fragt die 28-Jährige: "Mir geht es weiterhin supergut. Nur die sportlichen Wettkämpfe fehlen mir inzwischen sehr. "

In der Tat: Der bislang letzte Titelkampf der amtierende WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht fand vor fast zehn Monaten statt, in Hamburg schlug sie dabei die Spanierin Catalina Diaz einstimmig nach Punkten. Seitdem ist Warten angesagt - auf neue Herausforderungen, schlichtweg auf den nächsten Fight. Das Corona-Virus traf das Boxen als klassische Kontaktsportart noch mehr als andere. Lukrative Veranstaltungsabende seit dem Ausbruch der Pandemie? Absolut undenkbar. Lange Zeit waren für Rupprecht nicht einmal Trainingseinheiten in den Räumlichkeiten ihres Entdeckers Alexander Haan möglich.

Die Blondine ließ sich freilich auch davon nicht unterkriegen, sondern machte aus der Not schnell eine Tugend. Aus ihrer Sicht hieß das: raus in die Natur. Immer wieder joggte sie - mit Vorliebe am Lech entlang - um sich fit zu halten. Trotz der fehlenden Schindereien im Gym in der Sterzinger Straße - die 28-Jährige nahm so gut wie kein Gramm zu, blieb austrainiert. Exakt so, als würde der nächste Fight unmittelbar bevorstehen.

Aber das tat er eben nicht. Was Rupprecht sowie Haan dazu nutzten, zudem in Sachen Management eine Änderung herbeizuführen. So steht die WBC-Weltmeisterin mittlerweile nicht mehr bei "Petkos BoxPromotion" unter Vertrag. "Meine Vorstellungen von einer guten Zusammenarbeit waren andere. Es sind viele leere Versprechungen gemacht worden - und daher war von meiner Seite dann kein Vertrauen mehr da", nennt "Tiny Tina" ihre Beweggründe für die Trennung. Rupprecht weiter: "Der Plan von Alex und mir ist es nun, meine Kampfabende wieder auf eigene Faust zu organisieren. Das hat in der Zeit vor Petko geklappt, weshalb soll es in der Zeit danach nicht hinhauen? " Was das im Konkreten bedeutet? Die 28-Jährige, die ja auch weiterhin als Botschafterin der Schrobenhausener Aktion "Disco-Fieber" fungiert, lächelt - und schickt ein schelmisches "Schaun mer mal" hinterher.

Dass sich wieder voll ins Training eingestiegen ist, dass sie nach ihrem sommerlichen Südosteuropatrip (durch Kroatien, Montenegro, Albanien, Un- garn, der Slowakei und Österreich) jetzt engagierter denn je wirkt, lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Rupprecht wird noch heuer in den Ring steigen, um ihren WM-Titel zu verteidigen. "Ich sage jetzt zwar nicht ,Ja' dazu - aber dementieren möchte ich es auch nicht", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Wer dann ihre Gegnerin sein könnte? Ob der Fight in Deutschland oder vielleicht sogar in Bayern stattfinden soll? Hierzu ebenfalls kein Kommentar der 28-Jährigen - außer ein "Schaun mer auch da mal". Der WBC-Weltmeisterschaftsgürtel im Minimumgewicht befindet sich ja inzwischen schon seit dem 16. Juni 2018 in ihrem Besitz - "und ich möchte ihn am liebsten gar nicht mehr hergeben", sagt sie sofort: "Meine nächste Kontrahentin kann sich jetzt schon warm anziehen - völlig egal, wer sie ist und wann beziehungsweise wo ich gegen sie kämpfen werde. "

SZ

Roland Kaufmann