Große Probleme durch "Katzenschwemme"

21.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:54 Uhr

Schwarz-Weiß und schön: Idefix sucht wie viele seiner Artgenossen einen Wohnungsplatz mit Gesellschaft.

Pfaffenhofen (bti) "Jetzt wird es wirklich Zeit, dass sich in puncto Tierherberge etwas tut", erklären Andrea Holmhey und Sandra Lob, Vorsitzende des Tierschutzvereins: Eine "Katzenschwemme" stellt den Verein vor große Probleme, und man ist dankbar für jede Vermittlung auf einen guten Platz.

Rund 20 Stubentiger werden derzeit im maroden Vereinshaus an der Scheyerer Straße betreut; hinzu kommen viele weitere Katzen, die auf privaten Pflegeplätzen untergebracht sind. Noch einmal 20 Katzen mussten unlängst auf einen Schlag aufgenommen werden: Die Tiere stammen alle aus schlechter Haltung, waren krank und verwahrlost. "Das kann man sich nicht vorstellen", berichtet Sandra Lob, "sie hatten fürchterlichen Durchfall, verklebte Augen, und natürlich waren sie nicht kastriert".

Auch zwei Hunde wurden aus dem Haushalt geholt, und da es in Pfaffenhofen keine entsprechende Unterbringungsmöglichkeit gibt, brachte man sie ins Neuburger Tierheim.

Wohin mit 20 kranken Katzen? Damit sie ihre gesunden Artgenossen nicht infizieren, müssen sie eine geraume Zeit in Quarantäne verbringen. Einzelne Neuzugänge bleiben die ersten Tage im Vereinshaus in Käfigen, wobei die Betreuerinnen auf strengste Sauberkeit achten: Bei der Pflege und Fütterung sind Wegwerf-Handschuhe Pflicht.

Für den Schwung an neuen Schützlingen fand sich schließlich in Wolnzach eine leider nur vorübergehende Lösung. In seiner Funktion als Bürgermeister hatte der neue Landrat Josef Schäch dem Verein ein zum Abbruch bestimmtes altes Haus zur Verfügung gestellt. Doch jetzt mussten die Katzen auf Anordnung der Marktgemeinde wieder ausziehen, weil ihre Quarantäne-Unterkunft abgerissen wird.

Zum Glück hätten sich die Tiere dank intensiver Pflege wieder erholt, berichten die Vereinsvorsitzenden: "Wir haben sie gut aufgepäppelt, und so konnte man sie wieder mit anderen Katzen zusammenbringen. Aber alle im Vereinshaus – unmöglich. Ohne private Pflegeplätze bekäme man das Problem nicht in den Griff".

Zur schwierigen "Logistik" kamen beträchtliche Tierarztkosten, denn die Schützlinge mussten mehrfach geimpft und kastriert werden. Für die zum größten Teil noch recht jungen Katzen – es gibt sie in allen Farbschattierungen – werden nun Plätze gesucht. Da sie nur im Haus gehalten wurden und die Gefahren des Straßenverkehrs nicht kennen, möchte man sie in reine Wohnungshaltung vermitteln. Den Umgang mit Artgenossen sind sie natürlich gewohnt, deshalb sollten sie einer bereits vorhandenen Katze Gesellschaft leisten oder einen Gefährten in ihr neues Zuhause mitbringen können. "Das wird nicht einfach", meint Sandra Lob, die sich keine großen Hoffnungen macht, das Problem schnell lösen zu können: "Hinzu kommt, dass gerade überall die so genannten Mai-Kätzchen geboren wurden. Die müssen ja auch untergebracht werden, und viele Interessenten holen sich lieber ein wenige Wochen altes Tier".

Beachtliche 100 000 Euro hat der Verein schon für die geplante Tierherberge an der Weiberrast auf die Seite gelegt, und damit weitere Mittel auf das Sparkonto fließen, wurde eine "Puzzle-Paten-Aktion" ins Leben gerufen (PK berichtete). Zudem appelliert man an Firmen, Material, Maschinen und Arbeitseinsatz zur Verwirklichung des dringend nötigen Projektes zur Verfügung zu stellen.

137 Tiere, davon 80 Katzen, konnten im letzten Jahr auf gute Plätze vermittelt werden, wobei auch die Heimatzeitung mit ihrer Aktion "Ich suche ein Zuhause" ihren Beitrag leistete. Bei vielen Schützlingen bleibt die Vermittlung schwierig, denn zum Beispiel für Chinchillas finden sich nur wenig Interessenten. Aber auch hier betreut der Verein derzeit ein ganzes "Rudel", das ebenfalls aus schlechter Haltung stammt. Bis nach Nürnberg fuhr ein Vereinsmitglied sogar, um einer Interessentin ein Tier zu bringen. Sie habe einen großen Käfig, hatte die Frau versichert. "Der war dann aber nur eine Art Puppenhaus", berichtet Sandra Lob", "also reiste der Chinchilla wieder zurück nach Pfaffenhofen."