München
Große Pläne, aber wenig Geld

Studie der Commerzbank: Unternehmensgründer starten meist mit magerer Finanzausstattung

19.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:32 Uhr

München/Ingolstadt (DK) Jung, männlich, gut ausgebildet, aber knapp bei Kasse - das ist hierzulande der typische Unternehmensgründer im Jahr 2019. Etwa zwei Drittel von ihnen wagen den Sprung in die Selbstständigkeit mit einem Budget von gerade einmal bis zu 50000 Euro.

Und das ist bei mehr als der Hälfte der Gründer schon nach sechs Monaten aufgebraucht. Das geht aus der jüngsten Gründerstudie der Commerzbank für Deutschland hervor, wobei sich die Lage in der Metropolregion München - dazu zählt auch der Raum Ingolstadt mit den angrenzenden Landkreisen - vielfach besser darstellt.

Vier von fünf Firmengründern - mehr als die Hälfte ist jünger als 40 Jahre und hat einen Hochschulabschluss - finanzieren ihren Start in die Selbstständigkeit der Untersuchung zufolge mit Eigenmitteln, das heißt Ersparnissen sowie Geld von Familie oder Freunden. Bei knapp einem Drittel von ihnen kommen da in der Metropolregion München gerade einmal bis zu 20000 Euro zusammen. Ein weiteres Drittel bringt 20000 bis 50000 Euro auf, wie Christoph Bräu, Leiter Unternehmerkunden bei der Commerzbank, gestern in Ingolstadt im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte. Doch 55 Prozent der Start-Ups geht seinen Worten zufolge schon nach einem halben Jahr finanziell die Puste aus.

Deshalb rät Bräu allen potenziellen Gründern dazu, möglichst frühzeitig nicht nur etwa mit den Kammern, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Steuerberatern, sondern auch mit der Hausbank zu sprechen: "Fragt die Bank, kommt zu uns". Eine Ansage vor allem an die Unternehmenschefs selber, denn weitaus die meisten von ihnen (88 Prozent) managen laut Studie ihre Finanzen in Eigenregie. Gerade einmal 13 Prozent leisteten sich eigene Finanzexperten.

Dabei wäre frühzeitiger fachlicher Rat durchaus angebracht. Denn viele potenzielle Unternehmensgründer sehen neben Bürokratie, Regulierung und gesetzlichen Vorgaben sowie Kundengewinnung vor allem Finanzierungs- und Steuerthemen als die größten Hindernisse beim Sprung in die Selbstständigkeit. Immerhin 56 Prozent der Gründer der Metropolregion München haben der Studie zufolge einen Steuerberater zu Rate gezogen, 19 Prozent sogar einen Unternehmens- und weitere 18 Prozent einen Rechtsberater. Dagegen wurden nur fünf Prozent bei ihrer Bank vorstellig (Mehrfachnennungen waren möglich).

Positiv ist laut Bräu aber, dass inzwischen "jeder zweite Unternehmensgründer ein klares Umsatzziel hat". Und sogar jeder Dritte will der Untersuchung zufolge bereits im ersten Geschäftsjahr Gewinn machen. Oberstes Ziel für die Jungunternehmer ist in den ersten zwölf Monaten indes die Kundengewinnung, und die meisten Investitionen sind für Personal vorgesehen. Aber gerade da hakt es gewaltig bei der Weiterentwicklung der Firma: Während bei der Gründung die Bürokratie das größte Hemmnis darstellt, sei es danach vor allem der Fachkräftemangel, der bremsend wirke, so Bräu.

Trotz aller Hindernisse und Unwägbarkeiten ist die Metropolregion München für die meisten Jungunternehmer (71 Prozent) laut der Commerzbank-Studie ein höchst attraktiver, gründerfreundlicher Standort. So würden 75 Prozent hier erneut den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, bundesweit sind es 63 Prozent. Lediglich sieben (bundesweit sechs) Prozent wollen den Schritt nicht mehr tun.

Die Commerzbank hat für ihre Studie im Juli und August dieses Jahres vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos bundesweit rund 3000 Interviews mit Gründern führen lassen, davon 100 in der Metropolregion München. Teilnehmer der Studie waren Gründer, die ihr Unternehmen innerhalb der zurückliegenden sechs Jahre aufgebaut haben - Freiberufler, Handwerker sowie Gewerbetreibende. Die Befragung ist repräsentativ.

Carsten Rost