Riedenburg
Große Kultur im Kleinen

Fabian Helmich und sein Verlag begeistern Publikum und Künstler

04.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Foto: Lorenz Erl

Riedenburg (er) Das literarische Leben pulsiert anderswo - zumeist in den Metropolen inmitten der Menschenmassen und nicht entlegen irgendwo in der Provinz. Fabian Helmich hat folglich gewusst, worauf er sich einlässt, wenn er einen Verlag mit dem bezeichnenden Namen Entlegenes in Riedenburg gründet.

Zwei Jahre hat er nun Erfahrungen gesammelt und sein Fazit überrascht. "Ich habe die Entscheidung für dieses Projekt noch in keinem Moment bereut, es soll mit ganzem Herzen so weitergehen", ist die zuversichtliche Antwort.

"Entlegenes heißt ein bisschen daneben", ist seine Definition des eigenartigen Firmennamens und es ist gleichzeitig die Beschreibung seiner Unternehmensphilosophie. Immerhin hat er mit seinem Veranstaltungsprogramm in diesen beiden Jahren dazu beigetragen, in Riedenburg eine ganz spezielle Kultursparte abseits der Hauptströme und des Massengeschmacks zu etablieren. Immer wieder holte er Musiker, Bildhauer, Literaten oder schlicht Erzähler in seine übersichtlichen Verlagsräume. Und das soll auch so weitergehen. Als Besonderheit kocht er zu jedem Treffen selbst eine Suppe. Von der können sich danach die Künstler und auch die Besucher bedienen und so miteinander ins Gespräch kommen.

Es war von Beginn an seine Absicht, einen Treffpunkt für Leute zu schaffen, die ähnliche Interessen haben wie er. Vor allem möchte er Berührungsängste vor den verschiedenen und unbekannten Variationen der Kunst abbauen und keinesfalls in Konventionen stecken bleiben. Die Begrenztheit im Platz ist nach seiner Überzeugung aber auch etwas Schönes und schafft eine ebenso intime wie vertraute Atmosphäre. "Ich versuche, hier einen geschützten Ort aufzubauen und Künstler aus anderen Regionen und Kulturen dazu zu bewegen, diese Region aus ihrer Sicht zu betrachten", ist seine Zukunftsvision.

Die Anfangsreaktionen waren höchst unterschiedlich, aber niemals hat er Widerstand gespürt. Kaum einer konnte sich vorstellen, was dieser Verlag sein soll. Inzwischen aber erhält er durchwegs positive Resonanzen. Nicht nur von den Besuchern, sondern auch von den Künstlern selbst. Einige möchten gerne wieder in diese ungewohnte Begegnungsstätte mit der unmittelbaren Nähe zueinander kommen. Auch Helmich kommt aus München, wo er als Fotograf arbeitet, immer gerne hierher zurück. "Viele Strömungen entstehen in der Großstadt, aber das intuitive Zentrum ist hier in Riedenburg", gesteht er. Hier kann er mehr Ruhe finden als in der großen Stadt und nutzt die Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen. Viele Ideen für die Arbeit in München entstehen in Riedenburg. Die Erwartungen, die er vor zwei Jahren in die Verlagsgründung gesetzt hat, haben sich bislang erfüllt. Es wächst langsam und der Verlag werde auch durch die ausgefallenen künstlerischen Aktivitäten wahrgenommen, so sein Eindruck.

Natürlich braucht es viel Zeit, bis sich so ein unscheinbarer und dennoch vielschichtiger kultureller Mikrokosmos etabliert hat. Aber vom Faktor Zeit lässt sich Fabian Helmich nicht beeindrucken. Das Programm für die Sommermonate steht, die Fortsetzung für die Herbstmonate ist gerade in der Entwicklung.