Eichstätt
"Große Fußstapfen"

Eichstätter Politiker wählten den Bundespräsidenten mit

13.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Tanja Schorer-Dremel (rechts) beglückwünschte gemeinsam mit Ute Eiling-Hütig (links) und Carolina Trautner den designierten Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. - Foto: Schorer-Dremel

Eichstätt/Berlin (EK) Für alle drei Politiker war es eine "große Ehre": Am Sonntag haben die Politiker Tanja Schorer-Dremel, Reinhard Brandl (beide CSU) und Eva Gottstein (FW) an der Bundesversammlung teilgenommen. Was die Frage nach einer Direktwahl angeht, sind sie sich aber uneins.

Als Bundestagspräsident Norbert Lammert das Ergebnis verkündet hatte, strömten die ersten Gratulanten mit Glückwünschen und Blumen nach vorne. "In diesem Augenblick hat sich Frank-Walter Steinmeier kurz umgedreht und zu seiner Frau geschaut, die auf der Tribüne saß. Sie hat ihm eine Kusshand zugeworfen", erzählt Tanja Schorer-Dremel, die zum ersten Mal Mitglied der Bundesversammlung war. Es habe sie beeindruckt, dass "bei all dieser Staatsmännigkeit auch das Herz bei der Sache dabei ist".

Anschließend habe sich die Möglichkeit ergeben, ein kurzes Gespräch mit dem designierten Staatsoberhaupt zu führen. Sie stand gemeinsam mit ihren Abgeordnetenkolleginnen Ute Eiling-Hütig und Carolina Trautner vor dem Paul-Löbe-Haus, als Steinmeier vorbeiging. "Er wird ein sehr charmanter Bundespräsident, der gut auf die Menschen zugehen kann."

Bemerkenswert war auch, da ist sich Schorer-Dremel mit ihrem Parteikollegen aus dem Bundestag Reinhard Brandl einig, die Rede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, der die Abschottungspolitik der neuen US-Regierung kritisierte und die Leistungen des scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck würdigte. "Anschließend gab es stehende Ovationen", sagt Brandl, das neue Staatsoberhaupt "tritt in große Fußstapfen", er traue ihm die Aufgabe aber zu.

Auch der Kandidat der Freien Wähler, Jurist und TV-Richter Alexander Hold hätte "eine gute Figur gemacht", ist Eva Gottstein überzeugt. Ihre Partei habe mit ihrem Kandidaten ein Zeichen gegen das politische Establishment setzen wollen, sagt die Landtagsabgeordnete. Es verstärke die Politikverdrossenheit, "wenn das Amt im Hinterzimmer ausgekartelt wird", daher fordere man eine Direktwahl. Wie gut dies bei den Bürgern ankommen würde, "hat die Demonstration und Unterschriftenaktion gezeigt, die die Freien Wähler am Samstag auf dem Alexanderplatz organisiert haben."

Diese Meinung teilen Schorer-Dremel und Brandl nicht. Sie könne die Forderung nachvollziehen, sagt die CSU-Politikerin, das Ganze sei aber "zu kurz gesprungen". "Ich glaube, dass sich die Verfassungsgeber nach dem Zweiten Weltkrieg sehr genau überlegt haben, warum sie die Form der repräsentativen Demokratie gewählt haben." Würde der Präsident direkt vom Volk bestimmt, so müsse das Amt auch mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden, sagt Brandl. "Das würde unser System in Frage stellen."

Das Beispiel der Bundespräsidentenwahl in Österreich habe gezeigt, dass jeder Präsident von der Parteipolitik abhänge, meint Eva Gottstein. Sie glaubt daher nicht, dass eine Direktwahl das Amt politisieren würde. Die CDU/CSU habe keinen Kandidaten gefunden und sich "nach Sigmar Gabriels Vorpreschen" auf Steinmeier als Kandidaten geeinigt. "Wenn das nicht politisch ist, dann weiß ich auch nicht."