Thalmässing
"Großartige Zahlen für eine kleine Gemeinde"

Rekordhaushalt mit 23,5 Millionen Euro vom Marktrat abgesegnet - Umfangreiches Investitionsprogramm

13.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:13 Uhr
Die Tage der alten Turnhalle in Thalmässing sind gezählt. Gerade für die Kinder, hier die Nachwuchsturner ab dem Vorschulalter, investiert die Gemeinde viel. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) "Es bewegt sich was." Dieses Fazit haben in der jüngsten Sitzung des Marktrats alle Fraktionen gezogen beim Anblick der Zahlen und Projekte, die im Haushaltsplan 2019 stehen. Das einmütige Ja zu diesem Zahlenwerk war deshalb nur eine Formsache.

"Wir haben schon wieder einen Haushaltsplan, der den des Vorjahres in den Schatten stellt", verkündete Bürgermeister Georg Küttinger stolz. Stolz ist er vor allem deshalb, weil dieser Haushalt mit einem Volumen von 23,5 Millionen Euro von einer immer noch finanzschwachen Kommune gestemmt wird - auch wenn Thalmässing im Ranking der Landkreiskommunen etliche Plätze gut gemacht hat. "Es sind Schwindel erregende Summen", gibt Küttinger denn auch zu, weiß aber, dass die Zahlen belastbar sind und sich die Kommune einen Vermögenshaushalt von 13 Millionen Euro leisten kann. Der liegt fast ein Viertel über dem des Vorjahres, der bereits als Rekordhaushalt gegolten hat.

"Es bewegt sich was in allen Bereichen", sagte der Bürgermeister und zählte die Vielzahl der Aufgaben auf. Dass die Kommune entgegen der Aussage von vor einigen Jahren aufgestellten Studien Jahr für Jahr wächst, sei äußerst positiv. Für diese wachsende Bevölkerung müsse man aber auch Wohnraum schaffen und Siedlungsgebiete ausweisen. Das wiederum sorge für mehr Kinder in der Kommune, für die zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden müssten. Und jedes Baugebiet bedeute mehr Kilometer für den Winterdienst. "Wenn man an einer Stellschraube dreht, zieht das eine Reihe von Folgen nach sich." Und trotzdem: "Dieser Spagat ist immer wieder aufs Neue eine reizvolle Aufgabe."

Für jeden der vielen Bereiche, für die die Kommune zuständig sei, gebe es im Haushalt einen Ansatz. Das größte Projekt in den nächsten Jahren werde der Neubau des Sportzentrums zusammen mit dem TV06 Thalmässing für rund sieben Millionen Euro sein. Und nicht nur das Sportzentrum selbst, auch das ganze Umfeld wird angepackt. Die Überleitung des Abwassers von Eysölden nach Thalmässing werde der erste Schritt in Richtung einer großen Solidargemeinschaft mit einheitlichen Abwassergebühren sein. Der Abriss der zwei Häuser an der Hauptstraße in Thalmässing und die Umgestaltung der Kreuzung werde ein Meilenstein in der Neugestaltung des Ortes, war sich Küttinger sicher. Und auch die Dorferneuerung in den Gemeindeteilen trage Früchte, zum Beispiel mit dem Neubau eines Feuerwehrhauses in Waizenhofen. In Eysölden werde in den Kindergarten und die Schule investiert, der Neubau des Bauhofs, die Sanierung der Alten Schule in Offenbau und des Hartplatzes an der Schule i Thalmässing seien weitere Projekte auf der Agenda.

"Das Programm ist sehr anspruchsvoll und umfangreich." Die Kommune werde sich bemühen, so viele Projekte wie möglich umzusetzen, eine Garantie gebe es aber nicht, da es viele Faktoren gebe, die die Kommune ausbremsten, seien es gesetzliche Vorgaben, fehlende Handwerker oder zu wenig Personal. "Die Verwaltung arbeitet oft über dem Limit", unterstrich der Bürgermeister. Er freute sich aber, dass die konstruktive Zusammenarbeit im Marktrat es ermögliche, Beschlüsse umgehend abzuarbeiten und umzusetzen.

Rekordergebnisse bei der Gewerbesteuer, die 2018 bei knapp zwei Millionen Euro lag, und einer Einkommenssteuerbeteiligung von 2,8 Millionen Euro machten diese umfangreichen Planungen erst möglich. Das Ranking der Landkreisgemeinden zeige, dass Thalmässing prozentual aktuell die beste Entwicklung im Landkreis durchmache.

Wenn alles das, was im Finanzplan für die Jahre 2019 bis 2022 stehe, umgesetzt werden könne, werde das schuldenfreie Thalmässing sieben Millionen Schulden aufnehmen und auch die Rücklage von 5,6 Millionen Euro ziemlich abschmelzen müssen. Auch wenn die guten Zahlen im Haushalt fast für einen "Rauschzustand" sorgten, müsse man doch genau im Blick haben, was machbar sei. "In den nächsten Jahren werden wir entscheiden müssen, welche Projekte angepackt und welche geschoben werden müssen."

Trotz der hohen Investitionen liege auch in den nächsten Jahren die Mindestzuführung vom Verwaltungshaushalt in den Vermögenshaushalt, die freie Finanzspanne, deutlich über dem Soll, versicherte Geschäftsleiter und Kämmerer Martin Obermeyer, der den Etat aufgestellt hat. "Hier passiert ganz viel", lobte Paula Medl (Freie Wähler), unterstrich aber auch gleichzeitig, dass diese umfangreiche Arbeit nicht mit dem bisherigen Personal geschafft werden könne. Darin sah sie sich mit den anderen Sprechern der Fraktionen einig. Im Stellenplan des Haushalts sind auch bereits zwei Vollzeitstellen, eine im Hauptamt ab April und eine im Bauamt ab Juni, eingeplant. Auch der Bauhof soll aufgestockt werden. Die freie Finanzspanne von 1,3 Millionen Euro wertete sie als Leistung, "die erst einmal geschafft werden muss".

Von "großen Brocken, sowohl finanziell als auch arbeitstechnisch", sprach Peter Haule (TL). Die neuen staatlichen Förderprogramme, die eine bürger- und familienfreundliche Gemeinde zum Ziel hätten, seien komplexer, und bürokratischer geworden. Um hier nicht unterzugehen, brauche die Verwaltung mehr Personal oder sie müsse einen Gang herunterschalten.

"Es sind großartige Zahlen für eine kleine Gemeinde" urteilte Heinz Winter (CSU). "Damit können wir uns sehen lassen." Den Etat stufte er als sehr mutig und zukunftsorientiert ein. Er freute sich über die Summe von 1,5 Millionen Euro, die für Grunderwerb vorgesehen seien und appellierte, weiter die Augen offen zu halten, wo es Flächen zu erwerben gebe. Am liebsten wäre Winter die Bebauung im Ort, weil so keine landwirtschaftlichen Flächen verloren gingen. Die Investitionen in Kindergärten und Schulen, aber auch in Freizeiteinrichtungen und Sportanlagen sowie das Baukindergeld mache die Kommune familienfreundlich und attraktiv, war sich Winter sicher. Für Ursula Klobe (SPD) sind die großen Summen ein deutliches Zeichen, "dass etwas passiert".

Andrea Karch